Ankündigung

Einklappen
Keine Ankündigung bisher.

Tipps vor dem Erwerb meiner ersten Schlange

Einklappen
Das ist ein wichtiges Thema.
X
X
 
  • Filter
  • Zeit
  • Anzeigen
Alles löschen
neue Beiträge

  • Tipps vor dem Erwerb meiner ersten Schlange

    Hallo zusammen,

    dieser Artikel wurde ursprünglich als Beitrag für die geplante FAQ-Rubrik hier im Forum geschrieben.
    Da ich den Eindruck habe, dass man sich von dieser Idee seitens der DGHT verabschiedet hat, veröffentliche ich ihn einfach mal an dieser Stelle:


    Tips vor dem Erwerb meiner ersten Schlange

    Die Themen:

    I. Warum dieser Artikel?
    II. Die berühmt-berüchtigte Frage nach der „Anfängerschlange“
    III. Checkliste: Woran muss ich vorher denken, wenn ich mir eine Schlange zulegen
    will?
    IV. Entscheide ich mich für eine juvenile oder adulte Schlange?
    V. Die nächste berühmt-berüchtigte Frage: „Wie kriege ich meine Schlange zahm“?
    VI. Welche Probleme können beim Verfüttern von Nagetieren auftreten?
    VII. Fragen im Forum stellen – worauf kommt es an?
    VIII. Empfohlene Literatur


    I. Warum dieser Artikel?

    Unzählige Fragen von ratsuchenden Usern in Reptilien-Foren zeigen, dass ein nicht unbeträchtlicher Teil von Leuten in die Terraristik einsteigt, ohne sich je mit den Grundlagen dieses Hobbys ernsthaft beschäftigt zu haben.
    Besonders negativ fällt immer wieder auf, dass erstmal ein Tier angeschafft wird, nachfolgend Probleme auftreten, die bei sorgfältiger Vorbereitung hätten vermieden werden können. Auch werden bestimmte Beobachtungen, die das Verhalten des Tieres betreffen, falsch interpretiert und dahinter Probleme vermutet, wo eigentlich keine sind, hätte man sich nur vorher in ausreichendem Maße mit den Lebensgewohnheiten und Haltungsbedingungen der Tiere vertraut gemacht.

    Die schlechte Nachricht gleich vorweg: auch dieser Artikel wurde nicht mit der Absicht verfasst, dem Neuling das Studium von Fachliteratur zu ersparen!
    Vielmehr soll er einen Einblick geben, wie man sich gezielt auf seine erste Schlange vorbereitet. Die Liste am Ende des Artikels enthält grundlegende Literatur, die dem Einsteiger die Grundlagen der Terraristik und der Schlangenpflege vermittelt.


    II. Die berühmt-berüchtigte Frage nach der „Anfängerschlange“

    Um es gleich vorwegzunehmen: es gibt unter den knapp 3.000 rezenten Arten eine Vielzahl von Schlangen, die sich für den Einstieg eignen. In diesem Kapitel werden keine konkreten Arten empfohlen, denn der Autor will dem Einsteiger die persönliche Entscheidung bewusst nicht abnehmen.

    Ausschlaggebend ist letztlich immer, wie gut informiert der Einsteiger an die Sache herangeht!

    Auf dem Markt gibt es viele Bücher, die einen hervorragenden Einblick über die verschiedenen Schlangenarten und deren Haltungsbedingungen geben (Ausgewählte Literatur findet sich im Kapitel VIII).

    Giftschlangen hingegen sind absolut keine Anfängerschlangen! Sie sind potentiell gefährliche Tiere und ihre Haltung bedarf jahrelanger Erfahrung mit ungiftigen Arten!
    Dasselbe gilt auch für einige Vertreter unter den Riesenschlangen!

    Man möge sich in diesem Zusammenhang auch vergegenwärtigen, dass ein Bissunfall – bei dem schlimmstenfalls auch noch Dritte zu Schaden kommen - schnell das Interesse der Medien weckt, damit kein gutes Licht auf die Gemeinschaft der Schlangeninteressierten wirft und den Gesetzgeber auf Landesebene eventuell dazu veranlasst, schärfere Verordnungen zu erlassen, die denen, die das Hobby verantwortungsbewusst betreiben, das Leben nur noch schwerer macht.

    Auch der Erwerb sogenannter Wildfänge - also Tieren, die aus dem Ursprungsland direkt importiert wurden – ist mit großem Argwohn zu sehen. In der Regel haben Wildfänge lange Transporte hinter sich, sind oft dehydriert und tragen eine Vielzahl von Parasiten in sich, die von einem Tierarzt medikamentös oder operativ behandelt werden müssen, also auch noch höhere Kosten nach sich ziehen.
    Wildfänge gewöhnen sich häufig nur schwerlich ein, verweigern nicht selten die dargebotene Nahrung und es besteht die Gefahr, dass sie sehr schnell verenden.
    Deshalb sei an dieser Stelle auf die Satzung der AG Schlangen der DGHT hingewiesen, in der es unter Art. 2.2 heißt:
    „Die Aufgaben der AG Schlangen umfassen folgende Schwerpunkte:
    - Vermehrung von Schlangen zur Vermeidung von Naturentnahmen“.
    Vor dem Erwerb der ersten Schlange steht also die „Bücherschlange“, wie es in Schlangenforen oft so schön heißt, sprich: die Informationsbeschaffung!

    Neben einer Vielzahl von Fachbüchern finden sich im Internet viele Homepages, wo Halter die von ihnen gepflegten Arten vorstellen. Es empfiehlt sich vor allem nach sogenannten Haltungsberichten (englisch: care sheets) Ausschau zu halten. Ein solcher Haltungsbericht beinhaltet in der Regel Informationen zum Verbreitungsgebiet, zur Morphologie, der Lebensweise, dem Paarungsverhalten, zur Trächtigkeitsdauer, der Inkubation (also der Zeitigung des Geleges) und ggf. zur Hibernationsdauer der betreffenden Art.
    Auch erhält man in diesen care sheets wichtige Informationen zur Ausstattung des Terrariums. Widersprüche, die man bei den Angaben auf verschiedenen Webseiten findet, sind ein guter Anlass, diese in einem Forum zur Diskussion zu stellen.

    Nichtzuletzt ist es sehr ratsam, persönlich Kontakt zu Pflegern aufzunehmen.
    Ich habe vor dem Erwerb meiner ersten Schlange selbst diesen Weg gewählt. Nach einigen e-Mails folgten schnell längere Telefonate, in denen ich all die Fragen stellen konnte, die „mir auf dem Herzen“ lagen und dieser Austausch war mir bei meinem Einstieg neben dem Literaturstudium die größte Hilfe. Auf diese Weise erfährt man auch einiges über seriöse Züchter, bei denen man die größtmögliche Garantie hat, gesunde Tiere zu erwerben.

    III. Checkliste: Woran muss ich vorher denken, wenn ich mir eine Schlange
    zulegen will?
    Vorausgesetzt, du hast eine bestimmte Schlangenart ins Auge gefasst, solltest du dir über die nachfolgenden Punkte Gedanken machen. Die Erfahrung zeigt, dass das Ignorieren eines der aufgeführten Themenkomplexe im weiteren Verlauf große Probleme nach sich ziehen kann:
    - Welche „Endgröße “ erreicht das Tier?
    Habe ich den Platz ein entsprechend großes Terrarium aufzustellen?

    - Welche Haltungsbedingungen verlangt diese Art?
    Was brauche ich an Technik und Einrichtungsgegenständen?
    Hierzu noch einige Hinweise: Lampen und Spots sollten durch Lampenschutzkörbe
    gesichert sein! Im Internet findet man zuweilen hässliche Bilder von Schlangen, die sich
    an den Lampen erheblich verbrannt haben. Mehrere Versteckplätze in Form von
    umgedrehten Blumentöpfen, Korkröhren, Steinhaufen u.ä. sind ein Muss!
    Die Tiere müssen immer die Möglichkeit haben, sich zurückziehen zu können.
    Stattet man ein Terrarium mit einer Rückwand aus, muss darauf geachtet werden, dass
    man schadstofffreie Baumaterialien verwendet! Viele Tips hierzu findet man im DGHT-
    Forum (Suchfunktion nutzen  Stichwort: <Rückwandbau>).
    Zur Frage, welchen Bodengrund man für eine bestimmte Art verwenden sollte, gibt es
    erfahrungsgemäß oft unterschiedliche Ansichten und der Pfleger wird dies letztlich
    selbst entscheiden müssen. Doch sollte darauf geachtet werden, dass bei
    bodenwühlenden bzw. sich im Boden vergrabenden Arten die Füllhöhe ausreichend ist.

    - Wie sieht der Jahreszyklus der gewählten Schlangenart aus?
    Braucht das Tier z. B. eine Winterruhe?
    Steht ein dauerhaft kühler, wenig genutzter Raum zur Verfügung, wo eine störungsfreie Hibernation durchgeführt werden kann (z.B. im Keller)?

    - Ist die Futterbeschaffung dauerhaft gewährleistet?

    - Welche typischen Krankheiten können auftreten?

    - Ist ein kompetenter Tierarzt in erreichbarer Nähe?

    - Wer betreut meine Schlange, wenn ich im Urlaub bin?

    - Bin ich gegen Tetanus (Wundstarrkrampf) geschützt?
    Auslöser könnte etwa der Biss eines Nagers oder der abgebrochene Zahn einer
    Schlange unter der Haut sein.

    - Sind eventuell Schwierigkeiten mit dem Vermieter und/oder der
    Hausgemeinschaft zu erwarten?

    - Behälter kaufen und einrichten
    Entscheidest du dich für ein juveniles Tier, empfiehlt sich für die Aufzucht im ersten Jahr ein kleiner Behälter (z.B. Faunabox). Es ist äußerst mühselig in einem großen Terrarium nach einem Jungtier zu suchen oder Kot aufzufinden. Auch haben viele Terrarianer die Erfahrung gemacht, dass die Babys in großen Terrarien hin und wieder die Nahrung verweigern. Es wäre denkbar, dass die Tiere etwa das Risiko scheuen „auf offenem Feld“ Beute zu machen und während des Fressaktes potentiellen Fressfeinden schutzlos ausgeliefert zu sein. Damit gerät ein großes Terrarium zum Stressfaktor im Widerstreit zwischen Hunger und der Angst selbst gefressen zu werden.

    - Der Testlauf
    Schlangen benötigen je nach ihrer physiologischen Befindlichkeit in ihrer Umgebung unterschiedliche klimatische Bedingungen. Als wechselwarme Tiere sind sie von den Umweltbedingungen abhängig. In einer kühlen Umgebung sind die Tiere entsprechend inaktiv und der Verdauungsprozess läuft sehr langsam ab. Es braucht also einen <Sunspot>, einen warmen Platz, wo sich die Tiere aufwärmen können, um auf <Betriebstemperatur> zu kommen. Ein Terrarium muss ein der Art gemäßes Temperaturgefälle aufweisen. Häufig wird man in diesem Zusammenhang auf den Begriff <Mikroklima> treffen.
    Viele machen die Erfahrung, dass nach dem Sprühen die Luftfeuchtigkeit sehr schnell wieder herabsinkt. Hier sollte man sich zuerst versichern, dass das Messinstrument zuverlässig arbeitet, etwa, indem man das Hygrometer in ein feuchtes Tuch einwickelt (LF=100%) und anschließend die Anzeige an der Stellschraube neu justiert.
    Sind die Werte dann nach erneuter Messung immer noch zu niedrig, empfiehlt es sich, die Lüftungsflächen mit Klebestreifen zu verkleinern und dann erneut zu messen.

    - Der Sicherheitsaspekt
    Eins aber haben sie alle gemeinsam: Schlangen sind wahre Versteck- und Ausbruchskünstler! Deshalb sollte der Behälter auf Schwachstellen untersucht werden. Terrarien sollten mit einem Terrarienschloss gesichert werden.
    Überführt man sie für die Zeit des Fressens in andere Behälter, sollte man wissen, dass
    Jungschlangen sehr wohl in der Lage sind, Deckel von Euro-Boxen, Heimchendosen u. dgl. aufzudrücken. Auch zwischen den Terrarienscheiben können sie hindurchgelangen!
    Kletterwände, die nicht fest mit der Rückwand des Behälters verbunden sind, bieten Schlangen und Futtertieren Unterschlupf. Vorschnell heißt es dann: „Meine Schlange ist entkommen!“, obwohl sie sich tatsächlich noch im Terrarium aufhält.

    - Steht die Schlangenart unter Artenschutz?
    Über den Schutzstatus kann man sich auf der DGHT-Startseite im
    <Artenschutzregister>, aber auch bei WISIA, dem Wissenschaftlichen
    Informationssystem zum Internationalen Artenschutz
    (http://www.s2you.com/wisia/index.html) Auskunft verschaffen.

    Ist die Art besonders geschützt, ist das Tier meldepflichtig. Detaillierte Informationen
    zur Meldepflicht (wo und wie) findet man auf der DGHT-Seite im Zuge der Recherche,
    wenn man beim Suchergebnis die <Details> anklickt.

    - Wenn die Schlange da ist…
    Grundsätzlich sollte man dem Tier eine längere Ruhephase von 1-2 Wochen gönnen.
    In der Zeit können die Tiere ungestört den Behälter erkunden, Versteckplätze
    auskundschaften und sich ggf. von den Strapazen des Transports erholen.
    Die Schlange könnte auch am Beginn der Häutungsphase sein, ein Grund mehr sie
    nicht zu stören. Daher sollte man bei der Übergabe prinzipiell den Vorbesitzer fragen,
    wann die Schlange das letzte Mal gefressen und wann sie sich das letzte Mal gehäutet
    hat.
    Es ist verständlich, dass man das neue Tier, das man sich ins Haus geholt hat, gerne
    beobachten möchte. Die ständige Anwesenheit vor dem Behälter wird die Schlange
    aber eher dazu veranlassen sich zu verstecken.
    Auch mit dem Füttern sollte man sich mindestens 1-2 Wochen Zeit lassen. Selbst ganz
    junge Schlangen können viele Wochen ohne Nahrung auskommen. Es besteht also
    keine Gefahr, das Tier könnte Hunger leiden. Frisches Wasser sollte jedoch immer
    zur Verfügung stehen.


    Ende Teil I
    Zuletzt geändert von Snakefinger; 25.02.2007, 12:08. Grund: "diese FAQ-Rubrik" durch "dieser Artikel" ersetzt

  • #2
    - Fortsetzung -

    Teil II


    IV. Entscheide ich mich für eine juvenile oder adulte Schlange?

    Ich führe meinen komplikationslosen Einstieg in die Schlangenhaltung nicht zuletzt darauf zurück, dass ich mich für ein erwachsenes (und natürlich gesundes) Tier entschieden habe. Es frisst, verdaut und häutet sich bis zum heutigen Tag „wie ein Uhrwerk“. So konnte ich mir einen guten Einblick in seine Lebensgewohnheiten verschaffen.
    Ein adultes Tier ist zudem weniger stressanfällig, da es sicht nicht ständig der Angst vor Fressfeinden ausgesetzt sieht, daher auch mehr Aktivität im Terrarium entwickelt.

    Junge Schlangen dagegen lassen sich meistens nur dann blicken, wenn sie Nahrung suchen. Ansonsten verbringen sie den größten Teil ihres Lebens in Verstecken.
    Wer diesem Schutzbedürfnis seines Pfleglings gerecht werden will, muss sich also darauf einstellen, das Tier nicht sehr oft zu Gesicht zu bekommen!
    Gerade diese Überlegung hat mich dazu veranlasst, mich anfangs für ein erwachsenes Tier zu entscheiden.

    Abgesehen davon können sich auch viele andere Schwierigkeiten bei Jungtieren einstellen. Nicht selten hat man es mit permanenten Nahrungsverweigerern zu tun, die beispielsweise nur lebende oder nur tote Nager verschlingen. Manche Schlangen akzeptieren nur bestimmte Mäusearten oder sie verweigern die Nahrung ganz und gar. Im schlimmsten Fall muss man auch zum Mittel der Zwangsfütterung greifen, was bei Jungschlangen weder für den Anfänger noch den Routinier ein leichtes Unterfangen ist.

    Hier soll keineswegs behauptet werden, es wäre dem Einsteiger generell nicht möglich juvenile Schlangen aufzuziehen. Die Gefahr jedoch, gleich zu Beginn <böse Überraschungen> zu erleben, ist ob der zuvor genannten Gründe deutlich größer.


    V. Die nächste berühmt-berüchtigte Frage:
    „Wie kriege ich meine Schlange zahm?“

    Wer sich für die Anschaffung einer Schlange entscheidet, dem sollte klar sein, dass er es mit einer Tierart zu tun hat, die einen beträchtlichen Teil ihres Lebens im Verborgenen verbringt und den Kontakt mit dem Menschen nicht von sich aus sucht, wie dies viele andere domestizierte Tiere tun.
    Natürlich gibt es begründete Anlässe, das Tier in die Hand zu nehmen: etwa wenn man es auf krankhafte Veränderungen untersuchen, ins Winterquartier umsiedeln oder zum Füttern in eine separate Box umsetzen will.
    Nicht alle Arten lassen sich das widerstandslos gefallen und reagieren mit Drohhaltungen und (angedeuteten) Abwehrbissen. In diesem Fall empfiehlt es sich, beim Ergreifen der Schlange Handschuhe zu tragen, die man ausziehen kann, wenn sich das Tier nach einer Weile beruhigt hat. Man kann die Schlange aber auch mit einem Schlangenhaken aufnehmen.
    Bei den meisten Arten ist das Aufnehmen mit bloßer Hand jedoch problemlos möglich.
    Auch lässt sich oft beobachten, dass die Tiere beim sogenannten Handling, also dem Hantieren mit Schlangen, mit der Zeit zunehmend ruhiger werden und diese Behandlung dulden.

    Es gilt der oft zitierte Leitsatz: <So oft wie nötig, so wenig wie möglich!>.

    Man sollte also einen plausiblen Grund haben, das Tier mit der Hand aufzunehmen.
    Wenn man Futtertiere in der Hand hatte, sollte man unmittelbar danach nicht im Terrarium hantieren, sondern sich erst die Hände waschen. Die Schlange könnte ob des Geruchs sonst zubeißen. Tips wie Kleidungsstücke des Pflegers für eine Weile im Terrarium zu deponieren, damit sich das Tier an dessen Geruch gewöhnt, sind dagegen barer Unsinn.
    Sicher ist es beim Umgang mit großen Riesenschlangen notwendig, das Handling zu üben. Ab einer gewissen Größe (3 Meter???) sollte jedoch immer noch mindestens eine weitere Person anwesend sein, um assistieren und im Notfall eingreifen zu können.


    VI. Welche Probleme können beim Verfüttern von Nagetieren auftreten?

    Vorab: die als Futtertiere verwendeten Nager wie Mäuse und Ratten sind selbstverständlich mit derselben Sorgsamkeit zu behandeln wie die Schlange selbst!

    Die Größe der angebotenen Nager stellt immer wieder ein Problem dar und gibt Anlass zu Fragen in Foren. Eine ausgewachsene Ratte beispielsweise kann eine ernsthafte Gefahr für die Schlange werden! Beim Vorgang des Umschlingens kann das „Beutetier“ durch Bisse die Schlange lebensgefährlich verletzen. Es kann passieren, dass die Schlange ob der Größe des Nagers das Risiko nicht eingeht, das Beutetier zu überwältigen. Bei einer bevorstehenden Häutung lehnen Schlangen sehr häufig jegliche Nahrung ab. In diesen Fällen wäre es fahrlässig, das Futtertier längere Zeit im Terrarium zu belassen! Es ist schon vorgekommen, dass eine Maus oder Ratte eine Schlange angenagt hat. Bei ausgewachsenen Schlangen ist es unbedingt ratsam während des Fressvorgangs zugegen zu sein, um notfalls eingreifen zu können. Juvenile Schlangen hingegen gehen oft nicht an die Beute heran, wenn der Pfleger zugegen ist.

    Aus den beschriebenen Risiken folgt, dass es sehr wichtig ist, die Wahl der Größe des Beutetiers dem Entwicklungsstadium der Schlange anzupassen!

    Es ist allemal besser, der Schlange zwei kleinere Mäuse anzubieten als eine große, die sich so heftig zur Wehr setzt, dass sie die Schlange ernsthaft verletzen kann!

    Auch sollte man sich vergegenwärtigen, dass die Schlange die Beute ja wieder auswürgen könnte. Damit geht ein Verlust von Flüssigkeit einher, der umso höher ist, je größer das verschlungene Beutetier ist. Wer also eine neue Schlange hat, ist gut beraten, ihr erst einmal sehr kleine Nager anzubieten, um anzutesten, ob sie denn überhaupt Nahrung annimmt. Dabei kann man gut Erfahrung sammeln, wie gut oder schlecht sie mit dem Vorgang des Überwältigens und dem Fressakt zurechtkommt.

    Eine andere Möglichkeit besteht darin, tote (gefrostete) Nager anzubieten. Dies ist gerade für Terrarianer, die keine Möglichkeit haben, schnell und unkompliziert an lebende Nager heranzukommen bzw. eine eigene Futtertierzucht aufzubauen, eine Alternative.
    Zudem entfällt das Risiko, dass die Schlange im Kampf verletzt wird.
    Wichtig beim Verfüttern von Frostfutter ist vor allem, dass die Beute vollständig aufgetaut und vorgewärmt ist.
    Man mache sich aber klar, dass es immer wieder Schlangen gibt, die tote Nager generell ignorieren!


    VII. Fragen im Forum stellen – worauf kommt es an?

    Da hat man nun nach intensiver Vorbereitung alles getan, um dem Tier optimale Bedingungen zu bieten und dennoch treten Probleme auf. Literatur wurde gewälzt, die Suchfunktion intensiv nach relevanten Informationen durchkämmt, aber es lässt sich keine Antwort auf das Problem finden. Zeit, sich im Forum Hilfe zu holen!
    Viele Neulinge beschreiben zwar in ihren Beiträgen die auftretenden Symptome, lassen jedoch die Forengemeinschaft gerne über folgende wichtige Punkte im Unklaren:

    - Um welche Schlangenart handelt es sich (bitte den zoologisch korrekten Namen verwenden)?
    - Wie alt ist das Tier, wie lang und wenn bekannt, welches Geschlecht hat es?
    - Wie sind die klimatischen Bedingungen (Luftfeuchtigkeit/Temperatur am Tag und in der Nacht)
    - Welcher Bodengrund wird verwendet?
    - Welche Größe hat der Behälter (Terrarium/Faunabox u. dgl.) und wie ist er ausgestattet (Verstecke, Sonnenplatz, Feuchtbox, Klettermöglichkeiten u.ä.)?
    - Wann war die letzte Fütterung?
    - Was wurde verfüttert? Welche Futtertiergröße?
    - Hat die Schlange Kot ausgeschieden?
    - Wann war die letzte Häutung?
    - Ist das Tier einzeln untergebracht?
    - Gibt es eine Vorgeschichte (tierärztliche Untersuchung/Behandlung; Fetzenhäutung; Krankheiten, die in der Vergangenheit auftraten u.ä.)?

    Abschließend sei auch noch mal auf den Hinweis in den Forenregeln verwiesen:

    Ferndiagnosen bergen immer Risiken und können den Gang zum Tierarzt nicht ersetzen!

    Noch ein Tip: es empfiehlt sich, über seine Beobachtungen Protokoll zu führen!
    Wann wurde gefüttert? Wann wurde Kot und Urin gefunden? Wann begann die Trübung der Augen, wann war die Häutung abgeschlossen, besondere Vorkommnisse u. dgl.?

    VIII. Empfohlene Literatur


    Allgemeines über Schlangen

    • Roland Bauchot: Schlangen. Evolution, Anatomie, Physiologie, Ökologie und Verbreitung, Verhalten, Bedrohung und Gefährdung, Haltung und Pflege. Bechtermünz Verlag, Augsburg, 1998 (ISBN: 3828915019).
    • Dieter Schmidt: Atlas der Schlangen. Bede-Verlag, Ruhmannsfelden 2001
    (ISBN: 3933646960).
    • Günter Nietzke: Die Terrarientiere, Bd. III – Krokodile und Schlangen –
    Verlag Eugen Ulmer, 4. neu überarbeitete Auflage, 2002 (ISBN: 3800174596).
    • Ludwig Trutnau: Schlangen im Terrarium I. Ungiftige Schlangen Teil 1/2
    Verlag Eugen Ulmer, 4., Aufl., 2002 (ISBN: 3800132230).


    Terraristik

    • Ludwig Trutnau: Terraristik. Verlag Eugen Ulmer, 1994 (ISBN: 3800173069).
    • Jens Rauh: Grundlagen der Reptilienhaltung. Natur und Tier-Verlag, 2000
    (ISBN: 3931587290).

    Reptilienkrankheiten

    • Gunther Köhler: Krankheiten der Reptilien und Amphibien. Verlag Eugen Ulmer, 1996 (ISBN: 3800173409).

    Monographien

    • Terrariengemeinschaft Berlin e.V.: SAURIA
    Viele Monographien (Einzelabhandlungen) zu verschiedenen Schlangenarten findet
    man in dieser periodisch erscheinenden Zeitschrift, die von der Terrariengemeinschaft Berlin e.V. herausgegeben wird. Es empfiehlt sich, in die Suchfunktion der Webseite den populären oder zoologischen Namen einzugeben.



    - - -

    SF
    Zuletzt geändert von Snakefinger; 25.02.2007, 12:40.

    Kommentar


    • #3
      Hallo,

      die FAQ-Idee lebt also doch noch.

      Lob Lob Lob

      Gruß Ingo V.

      Kommentar


      • #4
        Zitat von ingo v. Beitrag anzeigen
        die FAQ-Idee lebt also doch noch.
        Ist das so?

        Zitat von Snakefinger Beitrag anzeigen

        dieser Artikel wurde ursprünglich als Beitrag für die geplante FAQ-Rubrik hier im Forum geschrieben.
        Da ich den Eindruck habe, dass man sich von dieser Idee seitens der DGHT verabschiedet hat, veröffentliche ich ihn einfach mal an dieser Stelle:
        Zwar bin ich Mitglied in diesem Club, aber die blaue Farbe verrät, das ich mich nicht habe freischalten lassen und deshalb habe ich auch die Diskussion im Intern-Forum nicht weiterverfolgt.

        Ich habe eher den Eindruck, dass die FAQ-Idee als DGHT-Projekt gecancelt wurde. Daher habe ich den Artikel hier veröffentlicht, bevor er in meinem Papierkorb gelandet wäre.


        Gruß

        Jürgen

        Kommentar


        • #5
          Hallo Jürgen,

          das FAQ-Projekt war ursprünglich eine Initiative von Forenusern.
          Und das soll es auch bleiben, da ist die DGHT erstmal außen vor.
          Aber die Foren werden gerne als Plattform zur Verfügung gestellt.

          Vielleicht solltest du dich doch noch freischalten lassen, damit du die aktuellen Entwicklungen auch im Intern-Forum verfolgen kannst??

          Gruß Ingo v.


          Zitat von Snakefinger Beitrag anzeigen
          Ist das so?
          Ich habe eher den Eindruck, dass die FAQ-Idee als DGHT-Projekt gecancelt wurde. Daher habe ich den Artikel hier veröffentlicht, bevor er in meinem Papierkorb gelandet wäre.

          Gruß

          Jürgen

          Kommentar


          • #6
            Hallo Ingo,

            Dann wundert es mich, warum andere, die auch FAQs verfasst haben, ihren Output hier nicht veröffentlichen.


            Saludos


            Jürgen

            Kommentar


            • #7
              Zitat von Snakefinger Beitrag anzeigen
              Noch ein Tip: es empfiehlt sich, über seine Beobachtungen Protokoll zu führen!
              Wann wurde gefüttert? Wann wurde Kot und Urin gefunden? Wann begann die Trübung der Augen, wann war die Häutung abgeschlossen, besondere Vorkommnisse u. dgl.?
              Dazu mal ein Link:

              http://www.reptilienmanager.de
              Gruß Rene

              Auffangstation für Reptilien und Gefahrtiere Rotenburg

              Kommentar


              • #8
                Zitat von Snakefinger Beitrag anzeigen
                Hallo Ingo,

                Dann wundert es mich, warum andere, die auch FAQs verfasst haben, ihren Output hier nicht veröffentlichen.


                Saludos


                Jürgen
                Hallo Jürgen,

                ganz einfach aus dem Grund: es wird gerade an einem Rahmen für die FAQs gearbeitet, bzw. soweit ich gesehen habe, steht dieser schon. Mit der Koordination des Ganzen ist Henning Schwier befassr, und er hat sich zuerst den Bartagamen angenommen.

                Ich schlage also vor, dass Sie Herrn Schwier kontaktieren, um dann ggf. für die Gruppe die die "Schlangen-FAQs" verfasst, aktiv zu werden. Evtl. muss Ihr aktueller Beitrag ja nur noch in die richtige Form gebracht werden!?

                Parallel dazu werde ich Herrn Schwier auf Ihre Aktivität hinweisen!


                MfG

                Silvia Macina

                Kommentar


                • #9
                  Hallo Silvia,

                  Zu anderen Zeiten stand ich bezüglich FAQs mit Philipp Berg im Austausch & meines Wissens hat Gabriele Lehmann die ganze Geschichte koordiniert.

                  Ich hab da den Überblick & den Anschluss verloren....

                  Anyway, hier steht mein Beitrag & kann nicht anders.

                  Ich habe nichts dagegen, wenn der Artikel hier in einer anderen Form verwendet wird. (Er musste wegen der Zeichenbegrenzung gesplittet werden.)


                  Tot ziens


                  Jürgen

                  Kommentar


                  • #10
                    mal meine Kritik, da es ja darum geht, einem Anfänger der nicht zwingend auf selbstverschriebene Weiterbildung steht, die ersten Schritte zu erklären, bzw seinem Pflegling das Allerschlimmste zu verhindern.

                    Daher muß der Text kurz, und frei von Fremdworten/Fachbegriffen sein. Beispiel: Jungtier / junges Tier statt "juvenil".......

                    ergänzender gruß

                    Kommentar


                    • #11
                      Zitat von Amb Beitrag anzeigen
                      mal meine Kritik, da es ja darum geht, einem Anfänger der nicht zwingend auf selbstverschriebene Weiterbildung steht, die ersten Schritte zu erklären, bzw seinem Pflegling das Allerschlimmste zu verhindern.

                      Daher muß der Text kurz, und frei von Fremdworten/Fachbegriffen sein. Beispiel: Jungtier / junges Tier statt "juvenil".......

                      ergänzender gruß
                      Seh ich nicht so.
                      Zum einen bin ich der Überzeugung, dass es einem Tier bei einem nicht lesebegeisterten Halter schlechter geht.

                      Getreu dem Motto: "Wer liest, ist klar im Vorteil!"

                      Zitat von Snakefinger Beitrag anzeigen
                      Die schlechte Nachricht gleich vorweg: auch dieser Artikel wurde nicht mit der Absicht verfasst, dem Neuling das Studium von Fachliteratur zu ersparen!
                      Zum anderen erklärt sich etwa der Begriff <juvenil> für den, der den Artikel aufmerksam liest, von selbst:

                      Zitat von Snakefinger Beitrag anzeigen
                      - Behälter kaufen und einrichten
                      Entscheidest du dich für ein juveniles Tier, empfiehlt sich für die Aufzucht im ersten Jahr ein kleiner Behälter (z.B. Faunabox). Es ist äußerst mühselig in einem großen Terrarium nach einem Jungtier zu suchen oder Kot aufzufinden. Auch haben viele Terrarianer die Erfahrung gemacht, dass die Babys in großen Terrarien hin und wieder die Nahrung verweigern. Es wäre denkbar, dass die Tiere etwa das Risiko scheuen „auf offenem Feld“ Beute zu machen und während des Fressaktes potentiellen Fressfeinden schutzlos ausgeliefert zu sein. Damit gerät ein großes Terrarium zum Stressfaktor im Widerstreit zwischen Hunger und der Angst selbst gefressen zu werden.
                      Mit uneinsichtigen Grüßen

                      Dein Lieblingswürstchen

                      Kommentar


                      • #12
                        Wissen ist Macht, und Wissen steht in Büchern und anderen Texten.

                        Diesen Satz kennt die Jugend hetzutage leider nicht.

                        Deshalb finde ich auch, daß der Text so kurz und eindeutig wie nötig gehalten werden sollte.

                        Genauere erläuterungen zu gewissen Punkten kann mann ja gesondert im Anhang aufführen.

                        Aber ansonsten find ichs super.

                        gruß

                        Kommentar


                        • #13
                          Hallo Leute...
                          ich bin neu hier...
                          am Samstag war in der Nähe eine Reptilienausstellung und ich glaub ich hab mich in eine junge Naja Nivea verliebt...seitdem bin ich am recherchieren wie man so ein edles Tier hält, wie man ein ausbruchsicheres Terrarium baut, welches Equipment nötig ist, wie ich meinen Keller sichere, falls sie doch rauskommt, (was ja auch Profi´s passieren kann wie man liest) und je schlauer ich werde, desto mehr beginne ich mich damit abzufinden, dass eine Giftschlange wohl nicht das richtige ist für mich...alles was ich bisher weiss, habe ich Leuten wie euch zu verdanken...die ihr Wissen in solchen Foren veröffentlichen. Ich denke schon, dass ich mit 44 jahren vernünftig genug bin, um euren Erfahrungen die für mich wichtigen Einzelheiten zu entnehmen und darum werde ich sehr wahrscheinlich die Finger von diesem edlen Tier lassen.
                          Aber was ich euch eigentlich sagen wollte...
                          wenn sich schon jemand die Mühe macht und für uns Anfänger solch einen Text schreibt, finde ich schon richtig, dass er die lateinischen Fachausdrücke und Namen nennt, denn die sollte man doch kennen...
                          wenn ich mir vorstelle...ich ruf in Freiburg an, erzähl denen :
                          also meine Schlange hat mich gebissen...na so eine die den Hals hinter dem Kopf dick macht wenn sie stinkig ist...
                          ich denke mal die werden sich kringeln vor Lachen und den Hörer auflegen...
                          Womit mein Schicksal dann wohl besiegelt wäre...
                          Gott behüte...
                          ich wurde binnen weniger Minuten zum Schlangenverehrer und das werde ich auch bleiben...
                          werde mich weiterbilden, mein Wissen erweitern und mir vielleicht irgendwann, wenn ich sehr viel Zeit habe eine Kornnatter halten...oder zwei...
                          vielen herzlichen Dank, ohne euch hätte ich wahrscheinlich die Dummheit begangen und mir dieses wunderschöne Tier als Einsteigermodell besorgt und dies evtl mit meinem Leben oder zumindest mit div. Gliedmassen bezahlt...:wall: :wall: :wall:

                          Grüsse

                          Matthias

                          Kommentar


                          • #14
                            Es ist sehr gut das Du "vor dem Kauf" zu dieser Einsicht gekommen bist.
                            Gruß Rene

                            Auffangstation für Reptilien und Gefahrtiere Rotenburg

                            Kommentar


                            • #15
                              Was mich an der ganzen Sache so im Nachhinein wundert...
                              das nette Kerlchen hätte mir diese Schlange verkauft ohne mit der Wimper zu zucken.
                              Er wusste ich hab noch kein Terrarium, geschweige denn habe ich die leiseste Ahnung von Schlangen und deren Haltung und Pflege...
                              Das juvenile Tier hatte er mit einigen anderen, an dieser Ausstellung verbotenen, giftigen Jungtieren in verschiedenen hm...transparenten Frischhaltedosen in einer Thermobox unter dem Tisch...
                              Sollte man solchen Züchtern nicht das Handwerk legen???

                              *malganzliebfrag*

                              Kommentar

                              Lädt...
                              X