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Umsiedelung Mauereidechsen

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  • Umsiedelung Mauereidechsen

    Im Zuge von Stuttgart 21 sollen mehrere hundert Mauereidechsen umgesiedelt werden. Hierzu wurde ein "eigenes" Biotop neu eingerichtet, das in der Bevölkerung auf Ablehnung stösst, meiner Meinung nach auch nicht geeignet ist, da es in einer ausgewiesenen Kaltluftschneise liegt. Dies vorab zur Info, nun zu meiner Frage:

    Ein Gespräch mit dem für die Planung/Umsetzung beauftragten Büro ergab folgendes:

    Die Mauereidechsen müssen in ein Biotop umgesetzt werden, in dem keine Zauneidechsen leben, da die Mauereidechse die Zauneidechse sukzessive verdrängen würde. Da mir dies nicht einleuchtet, bitte ich um eure Meinungen zu dem Thema.

    Ich persönlich hätte die Mauereidechsen in Stuttgarter Weinbergen angesiedelt, wo Sonne, Steillagen und Weinbergsmauern vorhanden sind.

    Vielen Dank für eure Antworten!

    Volker

  • #2
    Lieber Volker
    Ja, natürlich - die sonnigen Weinberge wären sicher ein guter Platz für Mauereidechsen-Kolonien - verwundert mich nur dass es diese dort scheinbar noch gar nicht gibt.
    Weinberge sind an und für sich das ideale Eidechsen-Habitat. Falls es keine mehr hat, besteht der Verdacht dass die Winzer zu viel Gift gespritzt haben - da
    wäre nachzufragen ob die weiter mit der Giftspritze Pflanzenschutz betreiben.

    Es steckt ein Funken Wahrheit drin, dass Mauereidechsen die Zauneidechsen verdrängen - aber grundsätzlich bewohnen Zauneidechsen nicht eigentlich Mauern und
    Mauereidechsen nicht Südhänge in Wiesen. Die Zauneidechse ist jedoch weniger flink als die Mauereidechsen und fällt deshalb streunenden Katzen einfacher zum
    Opfer. In den Biotopen die ich betreue wurden Zauneidechsen durch Katzen ziemlich ausgeräumt, aber angesiedelte Mauereidechsen können sich gegen die
    Katzen gut halten und die Populationen dehnen sich aus. In unmittelbarer Siedlungsnähe, wo Mieter die Katzen frei laufen lassen, werden sich eher Mauereidechsen
    halten als Zauneidechsen. Stellen die im Spätherbs/Frühling Kaltluft-Seen bilden, können trotzdem sonnig sein - und das ist was zählt.

    Grüsse aus der Schweiz

    Daniel Hofer

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    • #3
      Hallo zusammen,

      das erste und größte Problem, das bei den Stuttgarter Mauereidechsen besteht, ist dass es sich um keine autochthonen Populationen handelt. Autochthon gilt die Mauereidechse nur etwa bis in die Gegend um Heilbronn (siehe Grundlagenwerk, https://www4.lubw.baden-wuerttemberg...podmur_500.jpg), die Vorkommen weiter südlich gelten als allochthon. Die ABS hat sich deshalb auch in einem offenen Brief dafür ausgesprochen, keine Maßnahmen für allochthone Unterarten durchzuführen. Leider unterscheidet die Rechtsprechung (EU-Recht, FFH-Richtlinie) nicht nach Unterarten, sodass nach Gesetz die gesamte Art Podarcis muralis mit allen Unterarten geschützt ist.

      Wie Daniel bereits schrieb, gibt es belegte Fälle, in denen Mauereidechsen Zauneidechsen verdrängt haben. Von daher ist das Vorgehen nachvollziehbar, v.a. vor dem Hintergrund, dass es sich um allochthone Bestände handelt.

      In den Weinbergen in und um Stuttgart scheint die Mauereidechse tatsächlich kaum verbreitet zu sein. Bei eigenen Erfassungen traf ich ab und an auf die Zauneidechse, die Mauereidechse fand ich ausschließlich in der Nähe von Gleisanlagen. Dies ist ein weiterer Hinweis auf die Allochthonie dieser Vorkommen. Sicherlich wird in den Weinbergen auch viel gespritzt, was möglicherweise ein Vorkommen der Art verhindert. Allerdings sind mir große Mauereidechsen-Vorkommen in Weinbergen in Heilbronn bekannt, wo ebenfalls Pflanzenschutzmittel und evtl. Insektizide verwendet werden. Hier werden tatsächlich ehemalige verbuschte Weinberge als Ausgleichsmaßnahme wieder geöffnet. Dies ist allerdings eine Sisyphos-Arbeit, da die Böden unglaublich produktiv sind und man die Vegetation kaum in den Griff bekommt (da bräuchte man wieder die Pflanzenschutzmittel ). Die Öffnung solcher verbuschten Bereiche mit Umsiedlung wäre ja auch in Stuttgart denkbar und wahrscheinlicher als die Inanspruchnahme genutzter Weinberge, die als Ausgleichsflächen wahrscheinlich unbezahlbar sind.

      Viele Grüße Thomas
      www.terragraphie.de

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      • #4
        ...vielen Dank für Eure Antworten! Mein Schwiegervater hat in Stuttgart auch einen Weinberg mit Steillage und Trockenmauern bewirtschaftet. In all den Weinbergparzellen in der Umgebung, in denen keine Bodenbearbeitung wie Umfräsen, Gruppen oder Spritzen erfolgte, sind immer Zauneidechsen zu beobachten. Mauereidechsen habe ich hingegen nicht gefunden. Wenn ich das nächste mal Richtung "Killesberg" komme, mache ich ein Foto des "neuen Biotopes" und stelle es ein.

        Viele Grüße

        Volker

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        • #5
          Ich kann die Beiträge der vorhergehenden Kollegen nur bestätigen. Die Mauereidechse scheint in einigen Weinberggebieten nicht so häufig zu sein, eine Ausnahme ist für mich der Weinberg oberhalb der Robert-Mayer Straße (nahe Bunsenweg, Rebhalde). Dort kommt die Mauereidechse selbst an den verfugten Trockenmauern nahe der Straße vor.

          Ein größeres gemischtgenutztes Gebiet nahe Feuerbach weist ebenfalls eine hohe Dichte an allochthonen Mauereidechsen auf. Anfang der 2000 er Jahre wurde sie dort nach meinem Kenntnisstand noch nicht kartiert. Bei der Begehung nur des Hauptweges ist das Verhältnis von Zauneidechsen zu Mauereidechsen bestenfalls noch 1:10. Ich gehe daher auch davon aus, dass die Mauereidechse expansives Verhalten zeigt, sodass das Vermeiden der Ansiedelung in der Nähe von Zauneidechsenpopulationen nicht geraten scheint.

          Viele Grüße

          Michael

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          • #6
            Hallo Michael,

            vielen Dank für dein Posting! Am vergangenen Wochenende waren wir wandern im Gebiet Feuerbach, Hohe Warte. Ich möchte sagen: 100te von allochtonen Mauereidechsen! Ich hatte den Eindruck, die Trockenmauern wurden als "Ausgleichsmaßnahme" von der Stadt Stuttgart wieder in Stand gesetzt! Vielleicht ist ja das Beobachtungsgebiet von uns deckungsungsgleich! Zauneidechsen habe ich trotz starker Besonnung keine gesehen.

            Viele Grüsse sendet

            Volker

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            • #7
              Hallo Volker, stimmt, ist das gleiche Gebiet. Ich meinte natürlich keine Ansiedlung vom pm in der Nähe von Zauneidechsen.
              Seit über 2 Wochen sehe ich überall nur noch juvenile, einjährige Zauneidechsen. Im Gegensatz zu allen anderen bei uns in Stuttgart heimischen Eidechsen sind die adulten Zauneidechsen meines Wissns nach am frühesten in den Winterquartieren. Schade....

              Viele Grüße

              Michael

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              • #8
                Noch nachzuholen ist, dass sich die Mauereidechsen mehr in den Randmauern der Weinberge aufhalten, natürlich nur wenn die Mauern
                nicht zubetoniert sind und vorausgesetzt dass sich der Weinberg an einem Südhang befindet. Im Weinberg selbst halten sich die Echsen
                weniger auf. Z.B. an den Südhängen mit Weinbergen am Neuenburgersee hat es viele.

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