Ankündigung

Einklappen
Keine Ankündigung bisher.

Kann man die Natur mit Saatmischungen wieder herstellen?

Einklappen
X
 
  • Filter
  • Zeit
  • Anzeigen
Alles löschen
neue Beiträge

  • Kann man die Natur mit Saatmischungen wieder herstellen?

    Ich bin zur Zeit in einer regen Diskusion mit städtischen Behörden, betreffend Ökologie und Gestaltung einer öffentlichen Parkanlage. Ich bin erzürnt, weil man eine ganze Population von Zauneidechsen und Blindschleichen bei der Parkanlage zerstört hat. Nun rechtfertigt man sich damit, dass man ja "sehr ökologisch" vorgegangen sei, auf gewissen Geländeabschnitten Magerwiesen "anlege", man vorzüglich "Saatmischungen" hätte, "ökologisch wertvolle Linden" angepflanzt hätte nebst einem Obstgarten mit sehr seltenen, alten Obstsorten.

    Mir kommt dies alles merkwürdig vor. Kann man die Natur mit "Saatmischungen" wieder herstellen? Erreicht man hohe Biodiversität mit möglichst Artenreichen Saatmischungen? Kann man Magerwiesen "anlegen"? Macht das Sinn? Mir scheint da eine hohe Gefahr, dass man Pflanzen in ein Gebiet einschleppt, welche früher da überhaupt nie vorkamen. Können Linden ökologisch wertvoll sein? (Dieser Baum kam meines Wissens in Wäldern Mitteleuropas früher kaum vor). Können Obstsorten irgendwie der Natur- oder Biodiversität dienen? Was meinen andere Naturschützer zu dieser Sache?

  • #2
    Zu deinem letztem Punkt Ich wohne am Fuße der schwäbischen Alb. Unsere Landschaft ist von Obstwiesen geprägt, und hat durch dies einen sehr großen Singvogel anteil. Auch die ganze Insekten kulturen proviteiren davon Es fängt mit der Blüte an geht über dass Obst und endet in der Groben Rinde als Versteckmöglichkeiten. Somit haben auch Eventuelle Blindschleichen und Echsen wieder eine vernünftige Nahrungsgrundlage. Meine pers. Meinung aufgrund vielen Beobachtungen.

    Grüßle Basti

    Kommentar


    • #3
      Hallo,

      hm Natur wiederherstellen... das ist eine interessante Frage, dafür müsste man natürlich auch wissen wie natürlich der Park vorher ausgesehen hat.
      Grundsätzlich ist es aus meiner Sicht erstmal gut Magerwiesen anzulegen, welche auch einen großen Wert haben (wenn man es richtig macht), diese sollten aus meiner Sicht aber aus Saatmischungen einheimischer Pflanzen gezogen werden und vorallem dafür nicht bestehende artenreiche Biotope niedergemacht werden. Nicht heimische Arten zu verwenden nur um besonders Nektarreiche Blumenwiesen zu erschaffen halte ich ebenfalls für den falschen Ansatz. Du sollstest auf alle Fälle mal schauen was sie dort wirklich ausbringen und in wie fern das ganze überhaupt professionell durchgezogen wird. Denn dazu müsste man an den meisten Standorten wie der Name "Magerwiese" schon sagt den Boden entsprechend abmagern, sonst wachsen die gewünschten Pflanzen überhaupt nicht und das ganze hat wenig Sinn.
      Blühende Linden sind für Insekten immer ein großer Anziehungspunkt, mehr kann ich dir dazu nicht sagen.
      Obstbäume bzw. die pflanzung als Hochstämme macht ebenfalls Sinn, viele Tierarten können auf solchen Obstwiesen leben, u.a. auch da die alten Obstbäume häufig Asthöhlen, Rindenrisse o.ä. aufweisen. Ich mache seit einiger Zeit bei einem Programm mit, das hier in der Region eben diese Hochstämme in Vereinbarung mit Landwirten kostenfrei auf deren Wiesen wieder anpflanzt. Hierbei handelt es sich jedoch nicht um vorher schon artenreiche Flächen sondern die normalen Fettwiesen.
      In deinem Fall würde ich dir zustimmen, wenn geeignete Biotope vorhanden sind sehe ich keinen Grund diese komplett nieder zu machen, etwas anderes wären hier Biotopverbesserungsmaßnahmen, da braucht es aber um nicht mehr kaputt zu machen schon Fachleute und kein von Schreibtischtätern ausgearbeitetes Programm.

      Gruß Dominik
      der immernoch verärgert ist dass ein tolles Amphibien und Zauneidechsengebiet seit den "Biotopverbesserungsmaßnahmen" mitte letzten Jahres jetzt Reptilien und nahezu Amphibien-leer ist...

      Kommentar


      • #4
        Hallo

        Solch "clevere" Idee hatte unsere Gemeinde auch Zwecks Tagebau Rekultivierung. Das Endergebnis sind Wiesen übersäht mit Ambrosia die wohl in den Saatmischungen drin waren. Jetzt stehen überall Pollenfanggeräte rum. Tolle Leistung.

        Kommentar


        • #5
          Besten Dank für die Antworten. Das Gelände des heutigen Parkes wurde über Jahrhunderte landwirtschaftlich genutzt, wobei die Randzonen selten gestört wurden und Hecken vorhanden waren - dort waren die Eidechsen-Populationen. Obstbaum-Plantagen sind mir einwenig suspekt, den Apfel- oder Birnenbaum-Wälder gibt es in der Natur schlichtweg nicht. Diese Bäume waren wild stets seltene Einzelbäume und können im ganzen natürlichen Gefüge keine grosse Rolle spielen.

          Kommentar


          • #6
            Zitat von Daniel Hofer Beitrag anzeigen
            Ich bin zur Zeit in einer regen Diskusion mit städtischen Behörden, betreffend Ökologie und Gestaltung einer öffentlichen Parkanlage. Ich bin erzürnt, weil man eine ganze Population von Zauneidechsen und Blindschleichen bei der Parkanlage zerstört hat. Nun rechtfertigt man sich damit, dass man ja "sehr ökologisch" vorgegangen sei, auf gewissen Geländeabschnitten Magerwiesen "anlege", man vorzüglich "Saatmischungen" hätte, "ökologisch wertvolle Linden" angepflanzt hätte nebst einem Obstgarten mit sehr seltenen, alten Obstsorten.
            Normalerweise MUSS man bei Populationen von Reptilien mindestens einen Versuch starten diese umzusiedeln, auch wenn das oft nicht klappt. Aber ein Versuch muss mindestens mal angetestet werden. Deine Behörde kann und darf eigentlich nicht damit argumentieren "Wir wollten es aber ökologische gestalten". Das kann irgendwo nicht sein.
            Bei mir in der Nähe wurde bei einem größerem Bauvorhaben alles gestopp, weil eine Population Wildkatzen gesichtet worden sind. Der Bau darf erst dann weiter fortgeführt werden, wenn die Katzen erfolgreich umgesiedelt werden. Ob der Bau nu überhaupt jemals fortgeführt wird ist auch eher fraglich.

            Kommentar


            • #7
              Zitat von Daniel Hofer Beitrag anzeigen
              Können Obstsorten irgendwie der Natur- oder Biodiversität dienen? Was meinen andere Naturschützer zu dieser Sache?
              Können sie. Streuobstwiesen sind Nahrungs- und Bruthabitat vieler seltener Vogelarten und auch Habitat vieler Echsenarten. Ganz zu schweigen von den Insekten. Allerdings eben nur Obstwiesen mit hochstämmigen Obstbäumen, was zumeist die alten Obstsorten sind. Zudem handelt es sich ja hier um eine uralte Art der Kulturlandschaft.

              Beste Grüße,
              Philipp

              Kommentar


              • #8
                Hallo,

                ich habe zufällig, auch durch meinen Job (ich mache ein Umwelttechnik-Fachmagazin) ein wenig Einblick in solche Arbeiten.

                Wenn ein Park heute als Naturpark angelegt wird, wird sehr darauf geachtet, nur solches Saatgut zu verwenden, dass dann sog. Wildblumen-/Unkrautwiesen ergibt.
                Somit wird die Vielfalt und Anzahl der Insekten massiv erhöht, weil diese Blumen und Kräutermischungen ziehen die regelrecht an.

                Auch die Obstbäume haben einen Sinn; sie sind, je nach Sorte, sehr verästelt und bieten sehr vielen Singvögeln und Insekten eine Brut- und Lebensgrundlage.

                Und die Eidechsen und Blindschleichen werden bei dem Nahrungsangebot und der Umwelt, die sich da dann bilden, auch recht schnell wieder angelockt und werden aus den Restbeständen sehr schnell wieder grössere Bestände werden lassen (i.d.R. werden es wegen besserer und mehr Nahrung sogar im Lauf von weniger als 5 Jahren deutlich mehr sein als vor der Masnahme).

                Gruss

                Andi

                Kommentar


                • #9
                  [QUOTE=Onkel Andi;695075]Hallo,

                  ich habe zufällig, auch durch meinen Job (ich mache ein Umwelttechnik-Fachmagazin) ein wenig Einblick in solche Arbeiten.

                  Hallo Andi

                  Bist Du da denn nicht einbisschen befangen, den Deine Inserenten und Fachartikel-Händler wollen ja vorallem Ihre Produkte (z.B. Apfelbaumsorten) an den Mann/Frau bringen - oder nicht?

                  Gibt es denn Langzeit-Studien wie sich Flora und Fauna nach Wiederherstellung auf solchen "Obstwiesen" entwickelte?

                  Kommentar


                  • #10
                    Zitat von Onkel Andi Beitrag anzeigen

                    Auch die Obstbäume haben einen Sinn; sie sind, je nach Sorte, sehr verästelt und bieten sehr vielen Singvögeln und Insekten eine Brut- und Lebensgrundlage.
                    Etwas aus dem ursprünglichen Zusammenhang gerissen kann ich dem zustimmen: In unserem Nachbardorf gibt es noch einige Bauernhöfe mit angrenzenden Wiesen mit altem Obstbaumbestand, der mehreren Steinkauzpaaren als Wohn-u. Brutstätte dient.
                    Die Bäume müssen erhalten bleiben (d. h. sogar im Fall von Sturmschäden müssen neue gepflanzt werden) und die Wiesen sollten auf "Steinkauzhöhe" geschnitten werden, damit die Tiere auch am Boden (laufend) jagen können.

                    Sicherlich etwas speziell und nicht mit der hier geschilderten Lage vergleichbar, aber hier bei uns (Brüggen, linker Niederrhein) erfüllen diese sog. Obstbongerte eine wichtige Funktion für den Erhalt der landesweit zurückgehenden Steinkauzbestände.

                    Gruß
                    Alexander
                    Zuletzt geändert von Alexander Schrey; 18.06.2010, 16:01.

                    Kommentar


                    • #11
                      [quote=Daniel Hofer;695327]
                      Zitat von Onkel Andi Beitrag anzeigen
                      Gibt es denn Langzeit-Studien wie sich Flora und Fauna nach Wiederherstellung auf solchen "Obstwiesen" entwickelte?
                      Hallo
                      Indirekt vielleicht schon. Bei uns gibt es ein altes Dorf von dem nur noch die Grundmauern übrig sind. Es wurde nach dem 2. Weltkrieg verlassen und ist seit dem unbewohnt und vollkommen zugewuchert. Unter anderem gab es in dem Dorf große Äpfel-, Pflaumen- und Kirschbaumbestände, die immer auch exisiteren. Wenn auch wild wachsend. Dies ist zwar keine gewollte Re-Kultivierung aber ich kann nicht sagen das es dort weniger Vögelarten und auch Reptilien gibt als woanders. Häufig vertreten ist vor allem Lacerta agilis.
                      Diese Gegend besuche ich oft weil es die größte Ansammlung an Zauneidechsen hat die ich in näherer Umgebung kenne. Korrekt st auch die Aussage das in Obstbäumen aufgrund ihrer Aststruktur viele Vögel nisten.
                      Einzig die vielleicht künstlich wirkende Anordnung der Baumreihen errinnert noch an Menschenwerk.

                      Kommentar


                      • #12
                        Hallo,

                        nein ich glaube nicht, dass ich durch irgendwelche "Artikelverkäufer" beeinfluss bin (wobei wir eine eigene Redaktion haben und unseren Inhalt selber gestalten und verantworten (Bzw. ich verantworte ihn) !!!); eher bin ich von den Büchern und Magazinen und Sonderdrucken der versch. Naturschutzverbände (Gesamteuropäisch und teilweise noch viel weiter als Europa) beeinflusst, die ich auch alle auf den Tisch bekomme (und nach kurzen selber durchblättern an die versch. Zuständigen weiterleite (diese stehen mir nun mal inhaltlich deutlich näher, als irgendwelche "Saatgutproduzenten" oder sowas).

                        Und wenn einer Einfluss nehmen will, dann versucht er dass über einen guten Inserateabschluss oder so zu erreichen; Texte kannst du heute pro Seite höchstens noch für 1000,- / 1500,- CHF (inkl. Farbfotos und Steuer) verkaufen - und da sich das in meinen Augen wirklich nicht lohnt, für so ne "Einmaleinnahmen" oder Trinkgelder sein Inhaltsprofil völlig umzuschmeissen und es uns immerhin seit über 58 Jahren gibt (erstes Umwelttechnikmagazin der Schweiz und eins der ältesten Europas) und wir auch einen gewissen Ruf zu verteidigen haben machen wir sowas grundsätzlich nicht (wobei es immer wieder mal die Ausnahme von der Regel gibt, wenn was von irgendwelchen Neuentwicklungen grad gut passt (Bspw. wenn wir eh "Abwasser" im Fokus haben, passen öfter Texte von Neuentwicklungen in Klärwerken ganz gut).

                        Gruss

                        Andi

                        Kommentar


                        • #13
                          Hi,
                          grundsätzlich muss man hier zwei Dinge trennen.
                          Man darf natürlich nicht einfach Biotope zerstören und Populationen auslöschen.
                          Das Bedarf einer vorherigen Prüfung, eventuellen Umsiedlungen und Ausgleichsmaßnahmen.

                          Jedoch ist gerade in Deutschland der Artenschutz (fast) nur über den Erhalt der entsprechenden landwirtschaftlichen Nutzung umzusetzen.

                          Streuobstwiesen sind ein gutes Beispiel dafür - Steinkauz ist dabei das 'Vorzeige-Tier' - gerade in Hessen. Aber auch etliche andere Arten leben assoziiert mit diesen Lebensraumtypen. Deshalb ist in Hessen die "Streuobstwiese" auch ein offizieller Lebensraumtyp, der geschützt ist.

                          Normalerweise werden Lebensräume aber eher geschützt als neu erzeugt.
                          Teiche und Streuobstwiesen sind da Ausnahmen, die werden regelmäßig auch 'hergestellt'. Genauso wie Renaturierungen von Bächen und Flüssen.
                          Auch werden teilweise Populationen z.B. von Orchideen durch Aussaat der bereits vorkommenden oder dort bis vor kurzem vorgekommen Arten unterstützt.

                          Deswegen: ja, man kann Natur auch wieder herstellen. Ob das gerade bei Magerräsen so gut funktioniert, muss im Einzelfall probiert werden. Für etliche andere Lebensraumtypen stimmt es aber.
                          Grüße,
                          Matthias
                          Von der Natur begeistert ..

                          [Ehemals Alan Grant]

                          DGHT-AG Einsteiger- und Jugendarbeit

                          Kommentar


                          • #14
                            Zitat von Matthias Jurczyk Beitrag anzeigen
                            Ob das gerade bei Magerräsen so gut funktioniert, muss im Einzelfall probiert werden. Für etliche andere Lebensraumtypen stimmt es aber.
                            Grüße,
                            Matthias
                            Das geht aber auch. Bei uns ist durch die 'Ablage' von ausgebaggerten Seesedimenten ein kleinräumiger aber echter Sandtrockenrasen entstanden, mit allem was dazu gehört.

                            Philipp

                            Kommentar


                            • #15
                              Hi Philipp,

                              danke für die Info .
                              Bisher kannte ich selbst noch keinen 'erzeugten' Magerrasen der funktioniert.
                              Beste Grüße,
                              Matthias
                              Von der Natur begeistert ..

                              [Ehemals Alan Grant]

                              DGHT-AG Einsteiger- und Jugendarbeit

                              Kommentar

                              Lädt...
                              X