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Pfeilgiftfroschbiotope und Interessantes in Südamerika

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  • Pfeilgiftfroschbiotope und Interessantes in Südamerika

    Guten Tag

    Bin neu hier und hatte vor einiger Zeit D. auratus zuhause gehalten. Im Moment lebe ich in Peru und möchte hier sowie in Bolivien und Ecuador in den Regenwald gehen. Ich würde gerne meine Reisen dementsprechend planen, dass ich vielleicht auch ein paar natürliche Lebensräume der Fröschchen besichtigen kann. Kennt denn jemand von euch Standorte? Bin natürlich auch an anderem Getier sehr interessiert und freue mich auf Tips jeder Art.

    Saludos a todos
    Jens

  • #2
    Lieber Jens, ich habe vor über 30 Jahren in Bolivien Spanisch studiert und war viele Jahre mit einer ecuatorianischen Frau verheiratet. Bei den zahlreichen Besuchen im Gebiet, Kontakten mich Fachleuten und vielen Exkursionen hat sich da schon einiges herauskristallisiert. Ganz generell ist zu sagen, dass die Artenvielfalt am Berg, also am ansteigenden Hang der Anden höher ist als im Tiefland - da sich am Hang mehr unterschiedliche Nischen für Tierarten bilden als im Flachland. Zudem besteht im Flachland Überschwemmungsgefahr, Arten die nicht gerne auf Bäume flüchten oder ungern schwimmen findet man im Schwemmland nicht.

    Peru kenne ich leider nur sehr schlecht - aber dafür Ecuador umso besser. Ecuador hat ebenso wie Kolumbien eine doppelte Regenwald-Fauna - da sowohl auf der Pazifikseite als auch Amazonas seitig Regenwald gefunden wird. Die Tierwelt ist auf jeder Seite anders, z.B. findet man die hübsche Büschelbrauen-Otter Bothriechis schlegelii nur auf der Pazifikseite der Anden. In Peru hast Du Pazifikseitig ja nur Wüste und Trocken-Vegetation. Für Amphibien empfehle ich in Ecuador das Reservat Otonga, dass auf der Pazifikseite liegt. Man fährt ab Quito Richtung Santo Domingo de los Colorados bis zur Ortschaft Toachi, dort zweigt eine Strasse nach San Franzsico de las Pampas ab. Dort sucht man sich am besten einen Führer nach Otonga. Es gibt eine Unterkunftsmöglichkeit im Regenwald. Das Otonga Gebiet ist eines der letzten Stückchen ursprünglichen Bergregenwaldes im Gebiet und liegt etwa auf 1500 - 2500 Meter über Meer.

    Sehr interessant sind auch die tieferen Lagen des Rio San Juan, der die Grenze zwischen Ecuador und Kolumbien bildet. In Maldonado kan man auch gut übernachten und sich einen Führer mieten.

    Amazonasseitig empfehle ich die Jaguar Lodge unterhalb Misahualli, etwa 2 Stunden den Rio Napo hinab.

    Für Herpetologie in Südamerika ist wie überall das Timing wichtig. Mitten in der Trockenzeit ist denkbar ungünstig, mitten in der Regenzeit ideal - aber für Menschen auch am unangenehmsten - Du wirst sehr nass werden, ebenso die Kamera und alles was man dabei hat. Umgerechnet auf die Landesgrösse ist Ecuador für Amphibien das artenreichste Land der Erde. In absoluten Zahlen ist es Kolumbien, dass aber wesentlich grösser ist. Ecuador hat auch den Vorteil, dass die Anden einen relativ schmale Bergkette bilden, nirgendwo sonst ist man so schnell von der Pazifikseite kommend im Amazonasbecken. In Peru oder Kolumbien sind die Anden wesentlich breiter.

    Was ich gehört habe, sei in Peru der Manu-Nationalpark die interessanteste Gegend.

    Grüsse aus der Schweiz

    Daniel
    Zuletzt geändert von Daniel Hofer; 15.02.2011, 18:47.

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    • #3
      Muchas gracias

      Das sind ja mal wirklich super Informationen. Da werde ich jetzt mal schaun wie ich das mach. Nach Ecuador komm ich erst im Juli/August. Aber nach Bolivien werde ich jetzt schon Anfang März reisen. Hab gehört das die Umgebung und die Touren um Rurrenabaque super toll sein sollen weil es Regenwald sowie Pampa gibt. Bin schon super gespannt. In Peru möchte ich nach Puerto Maldonado und von dort aus ist es nicht weit bis zum Manu-Park (leider sehr teuer das ganze dort).
      Aber für Ecuador hast du mir ja wirklich ein paar super Tips rausgeschrieben. DA werd ich auf jeden Fall mal schauen wie ich das dort am besten plane. Zuerst möchte ich definitiv an die Küste und die Wale sehen die dort alljährige ihre Babys bekommen, aber danach steht meiner Liebe zu den Fröschen nichts mehr im Wege. Weisst du (oder auch wer anderes) auf welche Arten von Fröschen man so alles treffen kann?

      Vielen Dank
      Saludos y abrazo
      Jens

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      • #4
        Nun, die wohl mindestens 500 Froscharten, paar Dutzend Salamander und Blindwühlenarten Ecuadors aufzuzählen
        bringt wohl nichts. Im Hochland, selbst in den Vororten, Pärken der Hauptstadt Quito findet man relativ häufig den Beutelfrosch Gastrotheca riobambae - der damit anschaulich beweist, dass er ohne offene Wasserstellen auskommt: Eier und Kaulquappen werden ja bis zur Umwandlung in der Rückentasche des Männchens herumgetragen. Damit findet sich der Frosch an Orten wo man ihn niemals vermuten würde. Aber auch hier gilt: nur bei feuchtem Wetter kommen die Kerlchen hervor und rufen Morgens früh!! An der Küste bei San Lorenzo (Ecuador) trifft man Nachts bereits auf Riesenkröten, ich denke es hat auch Bufo blombergi - in Bolivien sind mir einige Riesen-Exemplare der Aga-Kröte B. marinus aus Santa Cruz de la Sierra im guter Erinnerung - 1977 fand man die mitten in der Stadt. In Otonga gibt es einen bizarren Zipfel-Beutelfrosch, mit spitzen Auswüchsen bei den Augenlidern und der Nase. Im Tal hat man Chancen mal (bei Regenwetter) eine Riesenblindwühle zu erspähen, das Wort "Otonga" bedeutet Riesenblindwühle in der Sprache der Colorado (oder Sachi) Indianer. Diese Tierchen werden über 100 cm lang und Baby-Arm dick. Wenns irgendwie geht, empfehle ich auch einen Besuch auf den Galapagos-Inseln. Man kann auch als Individual-Tourist dorthin reisen, mit Nur-Flug-Ticket - es gibt günstige Unterkunftsmöglichkeiten im Hauptort. Galapagos ist zudem die sicherste Destination in der Region, die Kriminalität ist sehr tief. Vor ein paar Jahr wurden übrigens Baum-Fröschchen auf die Hauptinsel eingeschleppt, die dürften sich in den feuchteren Hochlagen gut vermehrt haben.
        Die enorme Zahmheit aller Wildtiere auf Galapagos ist einmalig und eindrücklich, aber bitte weder Leguane, Seelöwen noch Schlangen berühren (ja, es gibt auf einigen Inseln ungiftige Schlangen und auch diese sind nicht scheu). Soviel für heute ....

        Gruss

        Daniel

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        • #5
          Ah ja, super danke für die Infos.
          Galapagos hab ich mir auch gedacht, allerdings ist das schon recht teuer mit Flug usw. Hab dieses Jahr noch einiges vor und bin leider nicht reich !
          Wenn ich nen günstiges Angebot finde, werd ichs auf jeden FAll machen, ansonsten geh ich nur in den Nationalpark Machalilla!
          Warst du zufällig in Rurrenabaque in deiner Zeit in Bolivien?

          LG
          Jens

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          • #6
            Nein, zu meiner Zeit war das Beni-Pando Gebiet noch sehr abgelegen und der Nationalpark Madidi existierte noch nicht. Ich habe aber auf Google eine Serie Fotos von Rurrenabaque
            angeschaut - der Ort ist ja das Tor zum Madidi Nationalpark. Also die Aussicht von der Terrasse des Residencial Japon in Rurrenabaque ist sehr vielversprechend, die steilen
            Hügel bieten Unterschlupf und Nischen für unzählige Tierarten. Allerdings habe ich Berichte gelesen, wonach das Klima im Madidi Gebiet mörderisch sei und insbesondere
            diverse Parasiten Menschen befallen - ein bekannter amerikanischer Biologe ist daran verstorben! Aber im Dorf dürfte das wohl weniger das Problem sein. Ich mag mich aber erinnern, dass man mir erzählte, man müsse z.B. Unterwäsche immer heiss bügeln, da irgend ein Insekt gerne seine Eier in feuchte Wäsche ablege und dies zu bösen Hautentzündungen führe, wenn man nicht aufpasse!! Auch muss man immer darauf gefasst sein, dass mal der Surazo-Wind kommt und die Temperaturen unerwartet tief fallen, es kann von 40 Grad innert Stunden 10 Grad kalt werden - bei der hohen Luftfeuchtigkeit kommt man da ganz schön ins Schlottern! Deshalb muss man auch wärmere Kleidung dabei haben. In Santa Cruz habe ich mich so mal schrecklich erkältet.

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            • #7
              Hey danke für die Tips

              Die Leute hier haben mir schon gesagt, so bald ich aus dem Dschungel zurück bin, werde ich wohl ein paar Mitbewohner haben ! Naja ich pass einfach auf. Wäsche wird bei mir eh immer mit der Hand und mit kochendem Wasser behandelt. Ich hoffe das hilft, denn ich möchte keine Würmer oder Fliegenlarven in südlichen Gebieten und sonst wo haben!
              Ich freu mich schon total, hoffe einfach nur, dass durch den starken Regen der letzten Zeit, keine Straßen weggespült wurden. Das wäre schon sehr schlimm für mich, wenn ich nicht in den Regenwald könnte.
              Warme Sachen hab ich dabei, bin ausgerüstet für Tropen, Altiplano und Salar Uyuni !

              Vielen Dank für deine netten Infos
              Saludos
              Jens

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              • #8
                Ja, gern geschehen und BITTE DANN BERICHTEN WIE ES GELAUFEN IST UND WAS DU GESEHEN HAST !!

                Toy, toy, toy

                Grüsse

                Daniel

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                • #9
                  neuste Berichte aus Südamerika gibt es immer auf meinem Blog

                  www.weltenbummlerjens.hoerl.info

                  aber ich kann dich dann auch gern nochmal anschreiben!

                  Lg
                  Jens

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                  • #10
                    Hallo Jens,

                    meine Freundin war ein halbes Jahr für ein Auslandssemester in Quito an der Universidad San Francisco. Die Uni hat eine sehr gute (luxuriös) Regenwald Station mitten im Primärwald am Rio Tiputini, die man auch als Besucher nutzen kann. Da meine Freundin an der Uni dort war konnten wir zum Studententarif und somit recht günstig mit. Kann mich leider nicht mehr an die Preise erinnern. Die Unterkunft und das Essen waren jedoch sehr sehr gut und unser Guide war spitze!
                    Wir waren für 4 Tage im Januar da und haben einiges an Amphibien gesehen (unter anderm Bufo guttata). Auch tagsüber kann man dort sehr nette Sachen machen (Piranha angeln, Canpopywalk und im Fluss baden)

                    Hier die URL der Station:
                    http://tiputini.usfq.edu.ec/index.html

                    Viel Spass!

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                    • #11
                      Hallo

                      Ja das sieht ja richtig toll aus. Danke für den Link, da werde ich mich doch mal dahinter klemmen. Hört sich super an!

                      Muchas gracias
                      Jens

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                      • #12
                        Hey Leute

                        Komm grad aus dem Madidi Park zurück und bin total begeistert. Wenn ihr wollt, seht ihr einige Bilder in meinem Blog. Besonders würde mich interessieren, was das doch für ein Fröschchen ist, dass ich da fotografiert habe. Bitte lass es aus der Familie der Pfeilgiftfrösche sein :-D!
                        Ich bin super überwältigt. Ganz toller Park, leider hinterher krank gewesen.

                        http://weltenbummlerjens.hoerl.info/...ie-tage-danach

                        Lg
                        Jens

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                        • #13
                          Uff, Jens, pass auf was Du isst !! Achte auch darauf, dass jeweils die Teller und das Besteck gut abgewaschen sind - Essen kann noch so gut gekocht sein ,wenn der Teller schmutzig ist, hat man die Bakterien "ad intus". Wenn Essen von Leuten mit der Hand angefasst wird, sollten sie auch saubere Hände haben - z.B. wenn sie das gebratene Meerschweinchen vom Spiess abziehen !! (Nicht lachen, gerade so habe ich mir einst eine böse Magenverstimmung eingeholt). Bei den gebratenen Fischen im Blog ist rechts ein Raubsalmler (Hoplias malabaricus) zu erkennen, ein ziemlich urzeitlicher Fisch der auch mit wenig Sauerstoff auskommt.

                          Noch eine Anmerkung zum Schuhwerk: Du beklagst mit den Turnschuhen im Urwald ziemlich daneben gewesen zu sein - das ist sicher richtig!! Das übliche was man anzieht sind Gummi-Stiefel. Ich war aber jahrelang auf der suche nach einem wirklich Tropenwald/Regenwald tauglichen Gummi-Stiefel, auch nach der Erfahrung, dass ein 15 cm langer Stachel einer Chonta-Palme problemlos durch Stiefelsohle und Fuss (!!!) geht. Zudem sollte man gut laufen können in so einem Urwald-Gummistiefel, also schon fast ein
                          halber Wanderschuh. Ich fand das richtige Modell nie, gibt es wahrschienlich nicht. Ich bin dann aber auf Himalaya-Plastic-Schalenschuhe umgestiegen, diese Bergschuhe
                          habe eine feste Sohle und sind bis weit über den Fussknöchel hinauf wasserdicht. Im steilen Gelände ist man damit schwer im Vorteil, auf einer Expedtion in Westafrika erntete ich immer ungläubige Blicke meiner amerikanischen Kollegen, als ich Abends fast trockene Füsse aus diesen Schuhen zog - während sie mit ihren imprägnierten Wanderschuhen trotz allem pflotsch nass waren. Allerdings sind Schalenschuhe recht schwer und teuer ...

                          Zu den Guides/Dschungel-Führern: Da gibt es natürlich alle Güte-Klassen, von Scharlatanen bis zu wirklich guten Kennern. Öfters trifft man Führer, die kennen nur ihre eigenes Wäldchen/Wegstrecke und haben sich vom Gelände her einige Bäume und Pflanzen gemerkt, ohne in der Lage zu sein an anderen Stellen die gleiche Pflanze wieder zu erkennen. Es ist auch nicht immer alles wahr, was sie einem da über Heil-, Gift - und Wunderpflanzen erzählen. Die besten Dschungelführer sind die, welche barfuss und ohne Machete mit Dir in den Wald gehen - dies sind meistens Leute die auch tatsächlich im Gebiet geboren und aufgewachsen sind.

                          Ich konnte keinen Vermerk/Anmerkung in Deinem Blog machen, ich versteh den "Captcha" Code, den man unten einsetzen muss nicht. Weiss nicht was das für Buchstaben sein sollen ...,
                          Zuletzt geändert von Daniel Hofer; 31.03.2011, 17:11.

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                          • #14
                            Hallo Daniel,

                            Zitat von Daniel Hofer Beitrag anzeigen

                            Im Hochland, selbst in den Vororten, Pärken der Hauptstadt Quito findet man relativ häufig den Beutelfrosch Gastrotheca riobambae - der damit anschaulich beweist, dass er ohne offene Wasserstellen auskommt: Eier und Kaulquappen werden ja bis zur Umwandlung in der Rückentasche des Männchens herumgetragen.
                            G. riobambae - wie viele andere Beutelfroscharten - benötigt offenes Wasser, da die Eier nur bis zur Entwicklung der Kaulquappen im Beutel bleiben. Die Kaulquappen werden dann in Wasser (Gräben, Brunnen, Pfützen,...) abgesetzt, wo sie sich weiterentwickeln.

                            Meinst Du mit dem Zipfel-Beutelfrosch Gastrotheca cornuta oder Amphignathodon/Gastrotheca guentheri? Bei beiden entwickeln sich die Eier bis zum fertigen Frosch im Rückenbeutel des Weibchens.

                            VG,
                            Martin

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                            • #15
                              Ich bin da nicht so sicher, es mag durchaus Populationen von G. riobambae geben, bei denen die Entwicklung unabhängig vom Wasser abläuft - ebenso wie es Feuersalamader gibt, die voll lebend gebären.

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