Hallo zusammen
Der gute alte Linée suchte vor rund 300 Jahren ein System, mit welchem man für jedes Lebewesen einen international gültigen Namen definieren konnte. Ihn störte, dass es eine grosse und verwirrende Vielfalt regional unterschiedlicher Bezeichnung für Tiere und Pflanzen gab. Was in der einen Region ein Alpensalamander war, wurde andernorts als Regenmolle oder Regenmolch bezeichnet, von Namen in anderen Sprachen ganz zu schweigen. So "erfand" er die inzwischen international gebräuchliche, binominale Nomenklatur, der Alpensalamander bekam einen Gattungs und einen Artnamen und heisst heute Salamandra atra.
Leider sind wir inzwischen wieder so weit wie damals bei Linnée, dass kaum noch jemand einen Überblick hat, wie ein Tier derzeit gerade heisst. Was vor 20 Jahren einfach Vipern der Gattung Vipera waren, ist heute Daboia, Macrovipera oder aber immer noch Vipera. Elaphe heissen heute nur noch wenige Kletternattern. Die meisten sind inzwischen Pantherophis, Coelognathus, Oreophis, Orthriophis, Senticolis, Zamenis usw. Noch schlimmer bei den Laubfröschen: Bis vor ein paar Monaten war's ganz einfach. Fast alles waren Arten der Gattung Hyla, aber jetzt? Hyla tuberculosa heisst neu Ecnomiohyla tuberculosa, Hyla microcephala ist heute Dendropsophus microcephalus, Hyla faber ist Hypsiboas faber und Beutelfrösche sind anscheinend gar keine Laubfrösche (Hylidae), sondern Pfeiffrösche (Leptodactylidae). Das gleiche "Spiel" bei Trimeresurus und vielen anderen Gattungen. Oder noch komplizierter: Varanus gouldi wurde zu Varanus flavirufus, weil das Typusexemplar von Varanus gouldi eigentlich ein Varanus panoptes war und somit Varanus panoptes neu Varanus gouldi heissen musste. V. gouldi war aber bereits vergeben, so dass für diese Tiere der Name der Unterart V. g. flavirufus als neuer Artname herhalten musst und die neue Art Varanus flavirufus hiess. Da aber ein paar Aussis und Amis damit nicht leben konnten, wurde die ganze Sache mit diesen Waranen wieder rückgängig gemacht, indem neue Typen definiert wruden, so dass Varanus gouldi heute wieder Varanus panoptes heisst und Varanus flavirufus wieder Varanus gouldi ist, wobei aber die frühere Unterart Varanus gouldii rosenbergi zu Varanus rosenbergi wurde.
Das einzige, was anscheinend noch eine gewisse Konstanz hat, das sind die sogeannten Vulär- oder Trivialnamen wie Kornnatter (Pantherophis guttatus), Bergotter (Daboia xanthina oder heisst sie in der Zwischenzeit auch nicht mehr so?), Weisslippen Bambusotter (Crytelitrops albolabris). Da weiss jeder, worum's geht.
Ich verstehe ja das Bedürfnis der Systematiker ein "natürliches" System aufzubauen und alle Arten darin zu platzieren. Ich verstehe auch das Bedürfnis, sich mit vielen Publikationen einen Namen zu machen. Aber je länger je mehr wird die ganze Nomenklatur absolut unübersichtlich. Wäre es nicht langsam an der Zeit, sich über ein neues System ernsthafte Gedanken zu machen? Ein System, das mehr Konstanz hat, als das von Linée?
Und die ganzen Namensänderungen bergen auch Gefahren. Was passiert z.B. wenn jemand von einer Crytelitrops albolabris gebissen wird und dies dem behandelnden Arzt so gemeldet wird? Die Ärzte in der Notaufnahme wissen ja meist nicht mal wirklich wie man einen Giftschlangenbiss behandelt. Und wenn sie dann den Namen dieser Schlange nirgends finden, dann können sie sich auch nicht schlau machen, was zu tun ist bzw. welches Serum sie benutzen sollen.
Wie steht Ihr zu diesem Problem?
Viele Grüsse
Beat
Der gute alte Linée suchte vor rund 300 Jahren ein System, mit welchem man für jedes Lebewesen einen international gültigen Namen definieren konnte. Ihn störte, dass es eine grosse und verwirrende Vielfalt regional unterschiedlicher Bezeichnung für Tiere und Pflanzen gab. Was in der einen Region ein Alpensalamander war, wurde andernorts als Regenmolle oder Regenmolch bezeichnet, von Namen in anderen Sprachen ganz zu schweigen. So "erfand" er die inzwischen international gebräuchliche, binominale Nomenklatur, der Alpensalamander bekam einen Gattungs und einen Artnamen und heisst heute Salamandra atra.
Leider sind wir inzwischen wieder so weit wie damals bei Linnée, dass kaum noch jemand einen Überblick hat, wie ein Tier derzeit gerade heisst. Was vor 20 Jahren einfach Vipern der Gattung Vipera waren, ist heute Daboia, Macrovipera oder aber immer noch Vipera. Elaphe heissen heute nur noch wenige Kletternattern. Die meisten sind inzwischen Pantherophis, Coelognathus, Oreophis, Orthriophis, Senticolis, Zamenis usw. Noch schlimmer bei den Laubfröschen: Bis vor ein paar Monaten war's ganz einfach. Fast alles waren Arten der Gattung Hyla, aber jetzt? Hyla tuberculosa heisst neu Ecnomiohyla tuberculosa, Hyla microcephala ist heute Dendropsophus microcephalus, Hyla faber ist Hypsiboas faber und Beutelfrösche sind anscheinend gar keine Laubfrösche (Hylidae), sondern Pfeiffrösche (Leptodactylidae). Das gleiche "Spiel" bei Trimeresurus und vielen anderen Gattungen. Oder noch komplizierter: Varanus gouldi wurde zu Varanus flavirufus, weil das Typusexemplar von Varanus gouldi eigentlich ein Varanus panoptes war und somit Varanus panoptes neu Varanus gouldi heissen musste. V. gouldi war aber bereits vergeben, so dass für diese Tiere der Name der Unterart V. g. flavirufus als neuer Artname herhalten musst und die neue Art Varanus flavirufus hiess. Da aber ein paar Aussis und Amis damit nicht leben konnten, wurde die ganze Sache mit diesen Waranen wieder rückgängig gemacht, indem neue Typen definiert wruden, so dass Varanus gouldi heute wieder Varanus panoptes heisst und Varanus flavirufus wieder Varanus gouldi ist, wobei aber die frühere Unterart Varanus gouldii rosenbergi zu Varanus rosenbergi wurde.
Das einzige, was anscheinend noch eine gewisse Konstanz hat, das sind die sogeannten Vulär- oder Trivialnamen wie Kornnatter (Pantherophis guttatus), Bergotter (Daboia xanthina oder heisst sie in der Zwischenzeit auch nicht mehr so?), Weisslippen Bambusotter (Crytelitrops albolabris). Da weiss jeder, worum's geht.
Ich verstehe ja das Bedürfnis der Systematiker ein "natürliches" System aufzubauen und alle Arten darin zu platzieren. Ich verstehe auch das Bedürfnis, sich mit vielen Publikationen einen Namen zu machen. Aber je länger je mehr wird die ganze Nomenklatur absolut unübersichtlich. Wäre es nicht langsam an der Zeit, sich über ein neues System ernsthafte Gedanken zu machen? Ein System, das mehr Konstanz hat, als das von Linée?
Und die ganzen Namensänderungen bergen auch Gefahren. Was passiert z.B. wenn jemand von einer Crytelitrops albolabris gebissen wird und dies dem behandelnden Arzt so gemeldet wird? Die Ärzte in der Notaufnahme wissen ja meist nicht mal wirklich wie man einen Giftschlangenbiss behandelt. Und wenn sie dann den Namen dieser Schlange nirgends finden, dann können sie sich auch nicht schlau machen, was zu tun ist bzw. welches Serum sie benutzen sollen.
Wie steht Ihr zu diesem Problem?
Viele Grüsse
Beat
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