Re: Kann man da gar nichts dagegen tun??
Hallo Thomas und Sabine
Hmmm..... Natürlich führen manchmal mehrere Wege nach Rom. Ich meine aber, das was ein erfahrener Züchter mit Fingerspitzengefühl und Beobachtungsvermögen an seinen Tieren ablesen kann und das, was ein frischgebackener Schildkrötenhalter bei seinen Tieren erkennt und hineininterpretiert, das sind zwei sehr unterschiedliche Paar Schuh!
Ich habe nun hier in meiner Funktion als "Tierverkäufer" sehr gut die Möglichkeit zu sehen, wie die Tierhalter diverse gegebene Ratschläge umsetzen. Aus der Empfehlung: 50 x 30 cm für Schlüpflinge wird dann sehr schnell: 50 x 30 cm für kleine Tiere und da man nicht ständig neue Behälter anschaffen will, bleibt es die ersten ein oder sogar zwei Jahre dabei!!! Traurig, aber in vielen Fällen so gesehen und gehört!! Und das ist devinitiv zu klein! Ich meine, auf einer DGHT-Seite sollte gar nicht zu lesen sein, dass man kleine Schildkröten in so kleinen Behältern pflegen kann. Eine Mindestgröße von 80 x 40 cm halte ich für ein Muß! Glaubt mir, ich habe mittlerweile genügend kleine Tiere von verschiedensten Züchtern erhalten und ALLE sind in einem solchen Behälter (80 cm) wunderbar zurecht gekommen. Wenn sie das nämlich nicht könnten, dann würden sie in den Weiten der Natur gar nicht überleben. Und wenn Ihr als Züchter Eure frischen Schlüpflinge vorübergehend in so klitzekleinen Behältern haltet, weil es Euren praktischen Überlegungen entspricht, dann muss das nicht in einer veröffentlichten Pflegeanleitung stehen, den nur allzugerne übertragen das die frischgebackenen Schildkrötenhalter auf ihre eigenen Tiere. Sorry, das ist meine Meinung dazu.
Beleuchtung: Was verstehst Du unter Spotstrahler? Es gibt Glühlampen, Halogenlampen, HQL und HQI. Dass Leuchtstoffröhren keine Spotstrahler sein können, ist sicher klar. Wenn eine Glühlampe einen eingedampften Reflektor hat, das macht sie nicht wesentlich heller und die Lichtstärke liegt immer noch weit unter dem, was man im Freien im Schatten messen kann, nämlich schlappe 8900 Lux im Abstand von 20 cm gemessen. Bei mir auf der Terrasse hatte es an einem Tag mit bedecktem Himmel und Nieselregen immer noch 26.300 Lux, also das 3fache! An einem Oktobertag mit total bedecktem Himmel und grässlichem Regenwetter hatte es dann 6800 Lux, also nur wenig weniger als ein Spotstrahler abgibt. Sollten Schildkröten so gehalten werden, dass sie bei "Regenwetter-Impressionen" groß werden? Hmm... Meine Erfahrung ist weiterhin, dass zu dunkel gehaltene Tiere vermehrt zu Darmparasitenbefall neigen. Die Untersuchungsreihe zur Dissertation über Darmparasiten bei Landschildkröten (Giesela Olbrich, 2003) ergab bei meinen Tieren, dass genau die unter den von Dir empfohlenen "Spotstrahlern" gehaltenen Schildkröten einen wesentlich stärkeren Darmparasitenbefall aufwiesen, als die Tiere, die bei mir unter der HQL gehalten wurden! Zufall? Es waren alles Tiere der gleichen Art und vom gleichen Züchter.
Bei den Anfängern stehen dann die Terrarien im Kinderzimmerregal oder auf dem Sideboard, oft einige Meter vom hellen Fenster entfernt. Thomas, _da_ kann es nix werden mit einer gesunden Schildkröte!
Futter: Es gibt jede Menge verschiedene Wiesenpflanzen, wo selbst davon noch eine ganze Reihe Pflanzen einen relativ hohen Eiweissgehalt aufweisen (z. B. Brennessel), ich meine in einer Pflegeanleitung kann man daher recht gut auf stark eiweisshaltige Gemüsesorten (Kohl, Bohnen-, Erbsenlaub)verzichten. Auch hier wieder: was der Anfänger zu lesen bekommt, übernimmt er ohne zu differenzieren.
Überwinterungstemperatur: Die Tiere im Habitat überwintern sehr häufig in mehreren Schritten. In Warmphasen sind sie wach >>>und liegen an der Sonne<<<. Genau das ermöglicht ihnen, die anfallenden Stoffwechselprodukte, die sich bei etwas wärmeren Ruhephasen angesammelt haben, richtig abzubauen und vor allem >auszuscheiden<. Diese Möglichkeit haben sie bei uns in einem zu warmen Keller nicht. Schildkröten können solche Stoffwechselprodukte trotzdem noch relativ gut verarbeiten. Z. B. können sie die Eiweissendprodukte auch in sehr großen Mengen verarbeiten. Sie stecken bis zum 10fachen erhöhte Nierenwerte (Harnsäure) noch relativ gut weg, wenn die Zeitspanne der Nieren-Überbelastung nicht zu lange dauert. Was aber darüber liegt, verursacht gesundheitliche Probleme. Das erkennbare Symptom ist dann z. B. dass die Tiere nach der Winterruhe erst fressen und dann plötzlich die Futteraufnahme einstellen. Ein typisches Symptom dafür, dass die Überwinterungstemperatur zu hoch lag. Auch hier denke ich wieder, dass die Laien es nicht abschätzen könne, wo die Grenzen zu einer zu warmen Überwinterung liegen, also halte ich eine Empfehlung von 4 - 6°C als geeignete ÜBerwinterungstemperatur für weit sinnvoller. Zu gerne wird beim Laien aus "hin und wieder, bzw. als Spitzenwert 10°C" eine geeignete Überwinterungstemperatur aus Ermangelung eines geeigneten Überwinterungsplatzes. Davon kann ich mittlerweile ganze Lieder singen, wenn die Halter im Frühjar mit ihren Problemen zu mir kommen. Das GU-Buch ist, was solche Empfehlungen angeht, eine Paradebeispiel dafür, wie sich die Anfänger orientieren. Sowas darf, meine ich, nicht auf einer DGHT-Seite stehen, nicht mal für eine Kellerüberwinterung! Das hat auch mit Absolutismus nichts zu tun, wenn mir das so am Herzen liegt, sondern ausschliesslich mit der Erfahrung im Umgang mit den vielen sehr schlecht beratenen Einsteigern, denen in der ersten Zeit jegliches Fingerspitzengefühl für ein Reptil fehlt.
Was die Literatur angeht, darüber kann man sich natürlich streiten, was empfehlenswert ist und was nicht. Ich meine, um den vielen z. T. sehr schlechten Schildkrötenbüchern aus dem Weg zu gehen, sollten durchaus einige gute Bücher empfohlen werden. Vielleicht auch als Ansporn für die anderen Autoren, es zukünftig besser zu machen!
Thomas und Sabine, meine Kritik sollte positiv aufgefasst werden und Euch dazu anregen, darüber nachzudenken. Vielleicht könnt ihr bei einer Überarbeitung der Pflegeanleitung den einen oder anderen Punkt mit aufehmen. Das fände ich echt prima.
Was die wasserschildkroete.de-HP angeht, die dortige Pflegeanleitung war noch um vieles fürchterlicher, als Eure Anleitung, aber warum eine Pflegeanleitung als guten Masstab stehen lassen, nur weil es andere noch viiiiel schlechter machen?
Also bitte nicht bös sein, gell!
Schöne Grüsse
Eva
Hallo Thomas und Sabine
Hmmm..... Natürlich führen manchmal mehrere Wege nach Rom. Ich meine aber, das was ein erfahrener Züchter mit Fingerspitzengefühl und Beobachtungsvermögen an seinen Tieren ablesen kann und das, was ein frischgebackener Schildkrötenhalter bei seinen Tieren erkennt und hineininterpretiert, das sind zwei sehr unterschiedliche Paar Schuh!
Ich habe nun hier in meiner Funktion als "Tierverkäufer" sehr gut die Möglichkeit zu sehen, wie die Tierhalter diverse gegebene Ratschläge umsetzen. Aus der Empfehlung: 50 x 30 cm für Schlüpflinge wird dann sehr schnell: 50 x 30 cm für kleine Tiere und da man nicht ständig neue Behälter anschaffen will, bleibt es die ersten ein oder sogar zwei Jahre dabei!!! Traurig, aber in vielen Fällen so gesehen und gehört!! Und das ist devinitiv zu klein! Ich meine, auf einer DGHT-Seite sollte gar nicht zu lesen sein, dass man kleine Schildkröten in so kleinen Behältern pflegen kann. Eine Mindestgröße von 80 x 40 cm halte ich für ein Muß! Glaubt mir, ich habe mittlerweile genügend kleine Tiere von verschiedensten Züchtern erhalten und ALLE sind in einem solchen Behälter (80 cm) wunderbar zurecht gekommen. Wenn sie das nämlich nicht könnten, dann würden sie in den Weiten der Natur gar nicht überleben. Und wenn Ihr als Züchter Eure frischen Schlüpflinge vorübergehend in so klitzekleinen Behältern haltet, weil es Euren praktischen Überlegungen entspricht, dann muss das nicht in einer veröffentlichten Pflegeanleitung stehen, den nur allzugerne übertragen das die frischgebackenen Schildkrötenhalter auf ihre eigenen Tiere. Sorry, das ist meine Meinung dazu.
Beleuchtung: Was verstehst Du unter Spotstrahler? Es gibt Glühlampen, Halogenlampen, HQL und HQI. Dass Leuchtstoffröhren keine Spotstrahler sein können, ist sicher klar. Wenn eine Glühlampe einen eingedampften Reflektor hat, das macht sie nicht wesentlich heller und die Lichtstärke liegt immer noch weit unter dem, was man im Freien im Schatten messen kann, nämlich schlappe 8900 Lux im Abstand von 20 cm gemessen. Bei mir auf der Terrasse hatte es an einem Tag mit bedecktem Himmel und Nieselregen immer noch 26.300 Lux, also das 3fache! An einem Oktobertag mit total bedecktem Himmel und grässlichem Regenwetter hatte es dann 6800 Lux, also nur wenig weniger als ein Spotstrahler abgibt. Sollten Schildkröten so gehalten werden, dass sie bei "Regenwetter-Impressionen" groß werden? Hmm... Meine Erfahrung ist weiterhin, dass zu dunkel gehaltene Tiere vermehrt zu Darmparasitenbefall neigen. Die Untersuchungsreihe zur Dissertation über Darmparasiten bei Landschildkröten (Giesela Olbrich, 2003) ergab bei meinen Tieren, dass genau die unter den von Dir empfohlenen "Spotstrahlern" gehaltenen Schildkröten einen wesentlich stärkeren Darmparasitenbefall aufwiesen, als die Tiere, die bei mir unter der HQL gehalten wurden! Zufall? Es waren alles Tiere der gleichen Art und vom gleichen Züchter.
Bei den Anfängern stehen dann die Terrarien im Kinderzimmerregal oder auf dem Sideboard, oft einige Meter vom hellen Fenster entfernt. Thomas, _da_ kann es nix werden mit einer gesunden Schildkröte!
Futter: Es gibt jede Menge verschiedene Wiesenpflanzen, wo selbst davon noch eine ganze Reihe Pflanzen einen relativ hohen Eiweissgehalt aufweisen (z. B. Brennessel), ich meine in einer Pflegeanleitung kann man daher recht gut auf stark eiweisshaltige Gemüsesorten (Kohl, Bohnen-, Erbsenlaub)verzichten. Auch hier wieder: was der Anfänger zu lesen bekommt, übernimmt er ohne zu differenzieren.
Überwinterungstemperatur: Die Tiere im Habitat überwintern sehr häufig in mehreren Schritten. In Warmphasen sind sie wach >>>und liegen an der Sonne<<<. Genau das ermöglicht ihnen, die anfallenden Stoffwechselprodukte, die sich bei etwas wärmeren Ruhephasen angesammelt haben, richtig abzubauen und vor allem >auszuscheiden<. Diese Möglichkeit haben sie bei uns in einem zu warmen Keller nicht. Schildkröten können solche Stoffwechselprodukte trotzdem noch relativ gut verarbeiten. Z. B. können sie die Eiweissendprodukte auch in sehr großen Mengen verarbeiten. Sie stecken bis zum 10fachen erhöhte Nierenwerte (Harnsäure) noch relativ gut weg, wenn die Zeitspanne der Nieren-Überbelastung nicht zu lange dauert. Was aber darüber liegt, verursacht gesundheitliche Probleme. Das erkennbare Symptom ist dann z. B. dass die Tiere nach der Winterruhe erst fressen und dann plötzlich die Futteraufnahme einstellen. Ein typisches Symptom dafür, dass die Überwinterungstemperatur zu hoch lag. Auch hier denke ich wieder, dass die Laien es nicht abschätzen könne, wo die Grenzen zu einer zu warmen Überwinterung liegen, also halte ich eine Empfehlung von 4 - 6°C als geeignete ÜBerwinterungstemperatur für weit sinnvoller. Zu gerne wird beim Laien aus "hin und wieder, bzw. als Spitzenwert 10°C" eine geeignete Überwinterungstemperatur aus Ermangelung eines geeigneten Überwinterungsplatzes. Davon kann ich mittlerweile ganze Lieder singen, wenn die Halter im Frühjar mit ihren Problemen zu mir kommen. Das GU-Buch ist, was solche Empfehlungen angeht, eine Paradebeispiel dafür, wie sich die Anfänger orientieren. Sowas darf, meine ich, nicht auf einer DGHT-Seite stehen, nicht mal für eine Kellerüberwinterung! Das hat auch mit Absolutismus nichts zu tun, wenn mir das so am Herzen liegt, sondern ausschliesslich mit der Erfahrung im Umgang mit den vielen sehr schlecht beratenen Einsteigern, denen in der ersten Zeit jegliches Fingerspitzengefühl für ein Reptil fehlt.
Was die Literatur angeht, darüber kann man sich natürlich streiten, was empfehlenswert ist und was nicht. Ich meine, um den vielen z. T. sehr schlechten Schildkrötenbüchern aus dem Weg zu gehen, sollten durchaus einige gute Bücher empfohlen werden. Vielleicht auch als Ansporn für die anderen Autoren, es zukünftig besser zu machen!
Thomas und Sabine, meine Kritik sollte positiv aufgefasst werden und Euch dazu anregen, darüber nachzudenken. Vielleicht könnt ihr bei einer Überarbeitung der Pflegeanleitung den einen oder anderen Punkt mit aufehmen. Das fände ich echt prima.
Was die wasserschildkroete.de-HP angeht, die dortige Pflegeanleitung war noch um vieles fürchterlicher, als Eure Anleitung, aber warum eine Pflegeanleitung als guten Masstab stehen lassen, nur weil es andere noch viiiiel schlechter machen?
Also bitte nicht bös sein, gell!
Schöne Grüsse
Eva
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