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Um mal auf Schildkröten, insbesondere die Europäischen Landschildkröten, zu kommen:
Die Follikelbildung in den Eierstöcken (Eidotter), die Eibildung (Anreichern mit Eiklar und Beschalung) im Eileiter und auch die Eiablage finden zu sehr verschiedenen Zeiten statt, die sowohl entwicklungstechnisch bedingt als auch witterungsbedingt (auch durch die Winterruhe unterbrochen) in längeren Phasen ablaufen, die rein hormonlell gesteuert sind.
Die Follikelbildung startet in der Spätsommerzeit und ist erst kurz vor oder nach der Winterruhe abgeschlossen. Sie wird z. T. sicher durch die Witterung (nicht mehr so heiße Temperaturen, kühlere Nächte), z. T. aber auch durch die Balz (nicht zwangsläufig auch Paarung) eines Männchens angeregt = Schlüsselreize, die eine bestimmte Hormonausschüttung im Tier auslösen und damit die Follikelbildung anregen.
Im Frühjahr erfolgt durch bestimmte Schlüsselreize der Eisprung. Nun stehen erst befruchtungsfähige Eier zur Verfügung. Bei den Europäischen LS sind die Schlüsselreize "Erwachen aus der Winterruhe", bzw. das Ansteigen der Lichtverhältnisse und der Temperaturen, ein reichhaltiges Futterangebot und "Balz und Paarung durch ein Männchen" die Faktoren, die zu einer weiteren Hormonausschüttung und damit zum Eisprung führen.
Diese Schlüsselreize können meiner Beobachtung nach aber u. U. auch noch durch andere Faktoren ausgelöst werden, z. B. durch das Fütterungsregime (gutes Futterangebot) und das handling des Halters (Kraulen, Streicheln bestimmter Körperregionen in der jeweils ausschlaggebenden Jahreszeit) oder durch den Anblick und das "Bearbeiten" eines von der Form her schildkrötenähnlichen Objekts (z. B. braune Gartencloggs ) Bei so mancher Schildkröte kann man beobachten, daß sie gerne von höheren Gegenständen oder Höhlen/Wurzeln herunterrutscht. Möglicherweise ist alleine schon die Reibung/Vibration am Bauchpanzer eine Art Stimmulierung und damit einer der Schlüsselreize zur Auslösung der Follikelbildung oder des Eisprungs, wenn die passende Witterung vorhanden ist. Möglicherweise haben also auch Schildkröten sowas wie erogene Zonen
Gut, nun hat also Köti seinen Eisprung und der Eidotter wandert weiter in den Eileiter, wo er entweder, weil er mangels Sperma "nicht gebraucht" wird, resorbiert wird oder aber sich Eiklar drumherum anreichert und schließlich das Ganze mit einer Kalkschale umhüllt wird, egal, ob das Ei befruchtet oder unbefruchtet ist.
Zu jedem einzelnen dieser Vorgänge ist ein bestimmtes Hormonprogramm notwendig, das, wenn es erst mal durch Schlüsselreize ausgelöst wurde, abläuft wie ein Maschinengewehr. Ob die SK nun will oder nicht. Die gesamte Haltung als solches entscheidet aber darüber, OB dieses jeweilige Programm ausgelöst wird oder nicht.
Wenn z. B. im Frühjahr die Licht- und Futtersituation nicht passt und die Umgebungstemperatur zu kalt ist, kommt es nicht zu weiteren Hormonausschüttungen und einer Weiterentwicklung des Eis, weil das Reptil ja bei wenig Licht und niedrigeren Temperaturen einen reduzierten Stoffwechsel (nicht Kreislauf!) hat. Für bestimmte Vorgänge im Organismus sind also ganz bestimmte hohe Temperaturen und ausreichend Licht notwendig. Fehlt also der Schlüsselreiz "gutes Futterangebot" , "viel Sonne", "Balz" oder "schildkrötenähnliches Objekt" und haben die Tiere nicht gleichzeitig die erforderlichen Umgebungstemperaturen (= wieder ein Schlüsselreiz) werden nach einer gewissen Zeit die Follikel resorbiert. Passt die Futtersituation, die Umgebungstemperatur und der Schlüsselreiz "männlicher Partner" im weitesten Sinne (z. B. Gartencloggs) zusammen, dann geht die Eientwicklung weiter.
Stimmt das Fütterungsregime, Licht- und Temperaturregime und das gesamte handling mit dem Tier nicht (z. B. Vergesellschaftung mit einem Männchen zur falschen Jahreszeit, zu stark wechselnde Temperaturen statt kontinuierlichem Temperaturanstieg im Frühjahr), dann kommt es zu den von Beate beschriebenen Situationen, wo bei einem Tier die unterschiedlichsten Eistadien zu gleicher Zeit angetroffen werden, weil dann alles verquer läuft.
Das Ganze ist dann auch noch abhängig vom jeweiligen Entwicklungsstadium des Eis. Ein Ei mit Schale kann nicht mehr resorbiert werden. Es ist in diesem Stadium fertig entwickelt und muß abgelegt werden.
Ist das Weibchen in einer gesundheitlich guten Verfassung (Schlüsselreiz 1) und stimmt der Lichteinfluss (Schlüsselreiz 2), die Umgebungstemperatur (Schlüsselreiz 3, bei T. graeca ist dazu z. B. 34°C notwendig!) und die Eiablagemöglichkeit (Bodenfeuchtigkeit, -konsistenz + Bodentemperatur = Schlüsselreize 4, 5 und 6), dann klappt die Eiablage "termingerecht".
Fehlt einer der Schlüsselreize (ansteigende Tageslänge aber zu kalt, zu dunkel aber warm, schlechte Futtersituation aber paarendes Männchen, schlechte Verfassung/Stress des Weibchens oder ungeeigneter Eiablageplatz), dann kommt es zu einer Störung des Hormonprogramms und damit letztendlich zur Legenot.
Im glücklichsten Fall werden die Eier einfach planlos "verworfen", also irgendwo verstreut abgelegt. Oft aber kommt es dann gar nicht zur benötigten Hormonausschüttung. Die Eier können mangels Wehen nicht abgelegt werden. Dann ist die Legenot perfekt.
Da ist also nichts mit Ehrgeiz oder einer lohnenden Vorgehensweise. Wenn die Bedingungen passen, dann läuft das Hormonprogramm termingerecht, richtig und vollständig ab. Wenn die Bedinungen jahreszeitabhängig nicht haarklein zusammenpassen, dann kommt es zu Störungen im Programm. Wo die Störung liegt und wie sie ausfällt, hängt davon ab, in welchem Stadium die Bedingungen nicht stimmen. Wenn hinten und vorne nichts zusammen passt, kann's halt nicht funktionieren.
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