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Demutsgebärde/ Ärmchendrehen durch Hitzeeinwirkung!?
Das "Ärmchendrehen" (Treteln) ist eine von vielen Echsen angewandte Demutsgebärde. Besonders ausgeprägt ist diese bei den Lacertiden zu beobachten, und genau wie Philipp Wagner, ist sie mir vor allem von den Eidechsen bekannt. Mit Bartagamen habe ich ebenfalls keinerlei Erfahrung.
Am häufigsten ist die Variante, dass die Tiere mit erhobenen "Händchen" heftig mit den Fingern zittern, teilweise auch nur mit der zum Gegenüber weisenden "Hand". Es gibt aber auch Eidechsen (z.B. die Omaneidechse, Omanosaura jayakari), die stattdessen heftig mit den Armen kreisen. Oft ist das Treteln mit heftigem Schwanzzucken verbunden. Bei den Kanareneidechsen der Gattung Gallotia ersetzt das Schwanzzucken das Treteln komplett.
Im innerartlichen Bereich wirkt dies beschwichtigend und aggressionshemmend. Hin und wieder lässt sich auch beobachten, dass die Gebärde auch gegenüber artfremden potenziellen Feinden, im Zweifelsfall auch gegenüber dem Pfleger, eingesetzt wird. Das scheint offenbar bei Bartagamen häufiger vorzukommen. Bei artfremden Individuen ist die Wirkung der Gebärde sicher begrenzt, und deshalb ist sie dann auch meist das Startritual zur anschließenden schnellen Flucht.
Wie in dieser Diskussion bereits erwähnt, sieht die Wärmeregulierung bei Eidechsen (und wohl auch bei den meisten anderen Echsen) sehr ähnlich aus. Durch die zitternden Fingerbewegungen an sehr warmen Standorten wird verhindert, dass das Blut in den sehr dünnen Äderchen zu "kochen" beginnt. Aus eben diesem Grund wird zuweilen auch mit den Füßen getretelt.
Treteln als Demutsgebärde ist ein Verhalten unterlegener Exemplare; zur Wärmeregulation wird es von allen Tieren eingesetzt.
Treteln ist beides: Demutsgebärde und Hitzevermeidung. Leitet sich wahrscheinlich vom gleichen ab: Fluchtverhalten. Einmal ritualisiert (siehst Du, ich habe Respekt vor dir und würde weglaufen, wenn Du einen Kampf willst) und einmal unterschwellig (Zu heiss um zu bleiben, zu schön warm, um wegzulaufen). Wobei die Bewegungen auf dem erwärmten Untergrund sicher auch ganz trivial dadurch induziert werden, dass die Sohle zu heiss wird. Das echte Treteln hat aber immer auch einen gewissen Rhythmus und der ist wohl nicht allein durch die Hitze bedingt.
Als ritualisiertes Fluchtverhalten kommt es übrigens auch -bzw vor allem-bei Weibchen im Paarungsvorspiel vor.
Gibt einige Literatur dazu. Vielleicht such ich bei Gelegneheit was zusammen. Herr Bischoff kennt aber sicher all die Stellen auswändig.
Gruß
Ingo
Moin Ingo,
klingt durchaus interessant.
Ich traue ja den Lacertiden durchaus mehr Intelligenz zu als den plumpen Bartagamen.
Ich konnte zum Beispiel schon öfter bei meinen Kanareneidechsen beobachten, wie diese gezielt an das Leuchtmittel gesprungen sind um von dort aus die oberen Gaze zu erreichen(es gibt sonst keine Möglichkeit dorthin zu gelangen) und dort minutenlang umher wanderten um diese auf Schwachstellen mit dem Kopf, durch gezieltes drücken, zu untersuchen.
@Manu
Es ist nicht verkehrt auch mal über den Tellerrand zu schauen.
Gruß
Henning
Edit:
@ Wolfgang Bischoff
Danke Ihnen für diese sehr interessanten Ausführungen.
@Ingo
Danke für die Zitate, ich werde mal Andreas anhauen, der wird mir bestimmt noch einiges mehr um die Ohren hauen können.
Ich traue ja den Lacertiden durchaus mehr Intelligenz zu als den plumpen Bartagamen.
Also dem posting von Herrn Bischoff kann man nichts mehr zufügen aber als Agamenliebhaber verbiete ich mir natürlich postings wie das oben zitierte von Herrn Schwier :-)
Ja, ich finde auch, dass die Eidechslein recht lernfähig sind.
Meine Perleidechsenmännchen sind anfangs im Freiland panisch vor jeder Katze geflüchtet, haben aber bald gelernt, dass die ihnen nichts tun können und drohen die Viecher nun durch die Glasscheibe an oder springen gar schnappend in die Höhe, wenn auf dem Volierengitter eine Katze sitzt.
Ein Weibchen legt seine Eier in house immer in den selben Blumentopf. Schön und gut und ganz normal, wenn dieser Blumentopf innerhalb des (oben offenen) Terrariums stünde. Tut er aber nicht. Ich habe bis jetzt nicht herausgefunden, wie und wo das Tier herauskommt. Jedenfalls geht es nach Eiablage brav ins Terrarium zurück, besucht den Blumentopf aber in den nächsten Tagen noch mehrfach zum Erdaufhäufen.
Ein Perleidechsenmännchen hat sich angewöhnt, Große Schaben (Princisia Imagines) mit einem Vorderfuß zu fixieren, damit er sie mit dem Maul besser zerlegen kann (beim klassischen Wegschleudern landen sie meist im Magen eines Artgenossen).
Erst dachte ich an Zufall, jetzt konnte ich das aber schon dreimal beim selben Tier beobachten. Erlernt? Habe ich noch nie bei einer Eidechse gesehen, wirkt sehr "waranhaft".
Also dem posting von Herrn Bischoff kann man nichts mehr zufügen aber als Agamenliebhaber verbiete ich mir natürlich postings wie das oben zitierte von Herrn Schwier :-)
Philipp
Natürlich habe ich mich bei dieser Aussage nur auf die Gattung Pogona bezogen. Die Arten der Gattung Agama sind ja allein schon wegen ihres Farbenspieles mindestens mit Chamaeleons gleichzusetzen.
Trotz allem muss ich aber doch sagen, dass man bei keiner anderen Familie der Squamata die Intelligenz nur durch einen Blick in die Augen so gut erkennen kann wie bei den Lacertiden.
Ich bin mir auch immernoch sicher, sollte meinem einen Gallotia Männchen jemals die Flucht gelingen, werde ich morgens mindestens mit einem halb angenagtem Zeh aufwachen.
Natürlich habe ich mich bei dieser Aussage nur auf die Gattung Pogona bezogen. Die Arten der Gattung Agama sind ja allein schon wegen ihres Farbenspieles mindestens mit Chamaeleons gleichzusetzen.
Wunderbar Henning, ich bin wieder ganz friedlich :-)
Philipp
Vielleicht sollte man manche Fragen einfach mal wortwörtlich verstehen als irgendetwas dazu zu interpretieren.
Danke trotzem für die nicht freundliche, aber indirekte Beantwortung meiner Frage.
Hallo Manu,
dieser Satz war überhaupt nicht böse gemeint.
Ich wollte damit nur sagen, dass man sich ruhig auch mal andere Arten und deren Verhaltensweisen anschauen kann/muss um sich die Verhaltensweisen der gepflegten Art erklären zu können.
Gruß
Henning (der sich sehr freut endlich mal wieder einer solch interessanten und netten Fachdiskussion beiwohnen zu können.Mehr davon!)
Deshalb lese ich hier ja fleißig mit. Meine Frage bezog sich wirklich wortwörtlich darauf, dass mir nicht klar war, über welche Tiere in dem vorherigen Post gesprochen wurde.
Wo diese (wirklich interessante) Diskussion schonmal den Sprung über den Tellerrand geschafft hat, will ich doch auch mal kurz loswerden, dass Zwerggürtelschweife (cordylus tropidosternum) nach meiner Beobachtung bei Erregung (recht unspezifisch ob Fressen oder Artgenossen-Stress) sowohl ein heftiges Schwanzzucken (besonders der Schwanzspitze) als auch das oben beschriebene roboterartig/ruckhafte Bewegen zeigen. Auch hier siehts nach dem gemeinsamen Ursprung des Weglaufens aus, aus dem sich dieses Verhalten entwickelt hat.
Dieses Verhalten scheint auch wirklich geeignet zu sein, um Artgenossen zu beschwichtigen, denn ich konnte "handgreifliche" Agressionen der Tiere untereinander nur beobachten, wenn vorher nicht gezuckt wurde. Das sind aber alles nur meine persöhnlichen Beobachtungen, habe da leider keine Quellen zu gefunden.
Liebe Frau Durante und lieber Herr Fritz, was meinen Sie als zuständige Moderatoren?
Diese Diskussion hat sich in der Tat sehr gut entwickelt, und sie reicht weit über den Tellerrand der Bartagamen hinaus. Sie ist eigentlich für alle, denen Echsen nicht ganz uninteressant erscheinen, von Interesse. Deshalb würde ich vorschlagen, sie entweder in das Forum "übrige Echsen" oder in die "Plauderecke" zu verschieben. Dann bekämen vielleicht auch die Forenbesucher etwas davon mit, die normalerweise das "Brati-Forum" meiden, wie der Teufel das Weihwasser.
... die normalerweise das "Brati-Forum" meiden, wie der Teufel das Weihwasser.
a) Wer macht denn sowas?
b) Ist "Brati" die Verniedlichung der "Bratagame"?
Spaß beiseite, hab sehr interessiert mitgelesen und natürlich kein Problem damit, wenn der Thread verschoben wird. Aber bitte ins Forum "übrige Echsen", sonst würde evtl. das bisher hohe Niveau des Threads darunter leiden.
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