Zitat von Smaragd
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Ich möchte vorweg nehmen, dass dies wohl das Ende der "schönen billigen Agame" in unseren Terrarien ist, denn positiver kann ich derzeit noch nicht denken.
Hier die Geschichte einer SELTSAMEN KRANKHEIT
Dezember 2007:
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Im Bild ist ein Japalura Paar der F4 Generation zu sehen. Das kleine Weibchen bleibt deutlich im Wachstum zurück. In solch einem Fall trenne ich immer das Paar und füge 2 Tiere neu zusammen. Ich habe noch 0,0,2,1, und 0,0,1,1, also muss das Weibchen allein weiter gepflegt werden und ich setzte die noch anwesenden 2 Männchen in einem Terrarium zusammen.
Das kleine Weibchen zeigte Störungen in der Häutung, die ich den Wachstumsstörungen zuordnete. Statt mir Gedanken über eine Krankheit zu machen, startete ich eine Anfrage, ob die F4 Generation schon die Grenze schlecht hin ist.
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Nun rückten die Weihnachtsfeiertage heran und wie es immer ist, gerade jetzt kamen neue Probleme. Auch die zusammengesetzten juvenilen Männchen zeigten starke Häutungsfehler.
Was lag vor?
Ich habe weder die Haltung noch die Ernährung geändert. Einzig neu ist die Supplementierung, denn statt Korvimin erhielten diese Tiere Herpetal Komplete T. Zur Supplementierung fragte ich Ingo und Arne direkt.
Kann das sein? Gab es schon mal solche Störungen?
Hyperkalzifizierung, also zu viel D3 erhalten, war ein Gedanke?
Allein mit dieser Fragestellung hatte ich mich schon festgefahren. Zu meiner Entschuldigung kann ich nur sagen, dass mir bisher dieses Krankheitsbild unbekannt war und ich keine Erklärung dafür fand. Hoffe, dass ich mit meinen Fragen Quer durch Deutschland recht lästig war, doch an dieser Stelle Danke an ALLE für die geopferte Zeit.
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Diese Spezies ist noch nie wirklich untersucht worden, also liegen keine Vergleichswerte vor.
Wer kann also sagen, wie die Normalwerte aussehen und wie stark die Werte der 3 kleinen Tiere vom normalen abweichen? Noch fraglicher aber ist es, von diesen kleinen Tieren überhaupt ausreichend Blut zu bekommen, sodass ein aussagefähiges Ergebnis erzielt werden kann.
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Am 27.12.07 wurden diese Tiere dem Tierarzt vorgestellt.
Er verneinte sofort eine falsche Supplementierung und strebte andere Ergebnisse an.
Ausschlaggebend für diese Überlegungen waren,
- dass nur 3 Tiere aus 2 Terrarien betroffen sind
- weitere Nachzuchtspaare völlig gesund leben
- alle 3 adulten Paare keine Anzeichen zeigen
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Was nun?
Dieses kleine Männchen sieht deutlich schlechter aus. Es ist dünner geworden und der Bauch zeigt die Fehler. Ich habe alle drei Tiere einzeln gesetzt und fürchte dieses Tier zu verlieren. Vorsichtig trage ich noch einmal die Hautstücke ab (Ratschlag von MarcN), bis keine Reste mehr übrig sind, denn haben sie bisher keine Infekte, so sind diese Ablagerungen nur zu gut geeignet dafür. Was zum Vorschein kommt sind Fehler der Beschuppung, sozusagen kleine Verletzungen die nicht bluten, aber immerhin nach Meinung des Tierarztes ein Sekret austreten lassen, welches zu dieser Hautverschorfung führt. Wieder höre ich die Frage vom Arzt: „Haben sich die Tiere verletzt? MarcN fragte nach Verbrennungen oder Ingo gar nach Insektenbisse?
NEIN, auf keinen Fall, wie sollten sie?!
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Es bedarf weiterhin einer Erklärung, doch vorrangig waren die Bemühungen, die Tiere zu retten. Von der Firma Eurital bekam ich das verbesserte Herpetal Complete T und das neue Produkt von Herpetal MULTIVIT. Ziel ist durch erhöhte Dosierung von Vitamin A geschwächte Tiere zu helfen, doch es wird ausdrücklich zur Vorsicht geraten. Einhundert mal lese ich die Zusammensetzung und wofür es entwickelt wurde. Brauchen diese Tiere eine zusätzlich Gabe von Vitamine weil sie Häutungsstörungen haben? Oder haben sie Häutungsstörungen weil sie zu viel Kalzium erhielten? Haben sie Häutungsstörungen, weil Herpetal-Produkte Vitamin A deutlich reduziert hat? Egal welche Fragen ich durch das Net jage, ich sehe die Tiere und sehe, sie könnten sterben.
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Diese Tiere haben jetzt eine KRL von 7cm und wiegen 6-7g.
Das Multivit wird wie verabreicht?
Mit Hilfe einer Insulin Einweg-Spritze ermittle ich wie viel IU 3 Tropfen Multivit ergeben. Es sind 5 IU, die ein 50g schweres Reptil erhalten kann. Verdünn ich nun diese 3 Tropfen, dann müsste ich die Dosierung für das 6g schwere Tier erhalten,
Dosierung:
- 5 IU = 3 Tropfen > erhältlich für 50g Körpergewicht
- mit NaCL verdünnt auf 10 IU max. 3 Tropfen > erhältlich für 25g Körpergewicht
- mit NaCL verdünnt auf 20 IU max. 3 Tropfen > erhältlich für 12g Körpergewicht
- mit NaCL verdünnt auf 40 IU max. 3 Tropfen> erhältlich für 6-7g Körpergewicht
Da keine Ergebnisse vorlagen, es keine Antworten gabt, die Tiere ohne Hilfe sterben werden, beschloss ich etwas mehr zu tun als Nichts. Dieses Männchen erhielt von der stark verdünnten Flüssigkeit über drei Tage ca. 3 Tropfen ins Maul geträufelt.
Was zum sichtbaren Erfolg führte, bleibt eine Antwort schuldig, doch die Bilder sprechen hoffentlich eine eigene Sprache. Ich möchte auf die Augen aufmerksam machen, denn diesen Blick hat kein Tier, welches sterben muss.
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Und endlich scheint es eine Erklärung zu geben, ob mir diese allerdings zusagt, wird eine andere Geschichte.
Ich möchte noch mal an die Fragen nach Verletzungen erinnern. Ich habe sie verneint, denn nach meinem Wissensstand wäre es völlig unmöglich. Fast ohne Probleme lassen sich 2 frisch geschlüpfte Japalura splendida zusammen aufziehen. Hier spielt zunächst das Geschlecht keine Rolle. Falls Störungen auftreten, werden die Paare getrennt und neu zusammengesetzt.
Ja, warum kam es denn zu solchen Disharmonien? Weil die Chemie nicht stimmt?
Ingo versuchte mir etwas zu erklären, denn er hat schon mehr Erfahrung sammeln können, als ich mit meinen 120 NZ.
Zitat: „Der Befund erinnert mich vor allem an etwas anderes: In meiner Gallotia Phase habe ich einige Zeit gebraucht, um festzustellen, dass es nämlich durchaus nicht immer zu offenen Beißereien, sondern vielmehr zu recht subtilen Verletzungen kam. Ich erinnere mich an Tiere, die Morgens übersäht waren mit winzigen nur wenige Schuppen große Blessuren. Vor allem an Bauch und Flanken. Geblutet hat nichts davon, doch sah ich diese Mikrobissnarben. Später konnte ich beobachten, dass Geschwister durch fortwährende kleine Bisse für das Phänomen verantwortlich sind.“
Und er fragt: „Könnte das eine Erklärung für dich sein?“
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Dumm und einfältig wäre ich, wenn ich das nun gänzlich vom Tisch fege!
Sehen wir uns den Beginn der Geschichte an. Ein gut entwickeltes Männchen mit einem deutlich zu kleinen Weibchen, welches krank wird?
NEIN, es wird durch winzige Bisse attackiert, die Haut ist gestört, es ist sichtbare Unterdrückung! Das musste ich kapieren.
Als es allein gepflegt wurde, machte die Genesung schnelle Fortschritte.
Die Geschichte der 2 Männchen kann ebenso kurz abgeschlossen werden.
Es gab keine offensichtlichen Kämpfe, die aber dennoch stattfanden und zu sichtbaren Störungen führten. Erst als auch sie einzeln aufwuchsen, erholten sie sich schnell. Meine Behandlung mit Multivit wird hier sicher unterstützend geholfen haben.
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Aber kam es erst jetzt zu solch Schäden? Bin ich aufmerksamer oder nachlässiger geworden? Was ist mit meinem Gefühl, dass die F4 schwächere Tiere sind? Warum wurden (zum Glück) „nur“ 3 Tiere krank?
Womöglich gab Ingo hierauf auch die Antwort?
Zitat: „Es ist schon bei verschiedenen Terrarientierarten, Vögeln und Fische beobachtet worden, dass die Vitalität von NZ Generation zu NZ Generation nach lässt. Unvorhersehbar, bei welcher Art so etwas relevant ist, bei manchen ist es das aber. Etwas -aber nie sicher- vorbeugen kann man solchen Effekten durch sehr strikte Auswahl der Tiere, die zur Vermehrung eingesetzt werden. Es ist also nicht auszuschließen, dass in F4 mehr reduziert vitale Nachzuchten auftreten, als in F1.“
Damit beende ich diese Dokumentation über eine ungewöhnliche Krankheit. In erster Linie bin ich froh, die Tiere nicht wegen meiner Unwissenheit verloren zu haben.
2. ist es sicher erfreulich, hartnäckig nach der Ursache gesucht zu haben, statt vorschnell so eine Krankheit mit einem fehlerhaften Produkt, Unfähigkeit der Tierärzte oder sonstige Begründungen abzutun.
3. wird es noch mehr mein Entschluss festigen, keine F5 anzustreben. Denn von der F4 erkrankten „nur“ 3 Tiere. Es sind 3 Erkrankungen zu viel.
Und letztlich wird für diese Art die Aufzucht umgedacht werden müssen. Ich gehe nicht davon aus, dass die Mikro-Grillen/Heuschrecken und Stummelfliegen ausgerechnet diese 3 kleinen NZ derart verletzen konnten.
Esther
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