Zitat von Marc-N.
Ich habe unsere kleine Forenunterhaltung nicht vergessen.
Weil mich solche Sachen auch selbst immer sehr interessieren, habe ich eine sehr kompetente Reptilientierärztin dazu gefragt. Die Info fiel eigentlich in etwa so aus, wie ich erwartet hatte:
Die Sache mit den Shunts ist bei Schildkröten noch gar nicht richtig erforscht. Es gibt gerade mal eine Veröffentlichung über Rotwangenschmuckschildkröten dazu. Ob die Situation bei Landschildkröten genau die gleiche ist, weiß man noch nicht. Diese Shunts sind, anders wie ich dachte, keine Adern, sondern eine Art Klappensystem, mit dem die Schildkröten im Hinterleibbereich befindliche Stoffe gezielt selektieren und, bei Bedarf, schnell ausscheiden können. So landete z. B. in die Schwanzvene injeziertes Kontrastmittel schon nach weniger als 3 Minuten! auf dem Röntgentisch, indem es die Schildkröte wieder herauspinkelte. Andere Stoffe behalten die Tiere mehr oder weniger lange im Körper, wenn sie im Hinterbeinbereich injeziert werden. Meist eher weniger lange....
Es gibt dazu einige Studien bei Papageien (wegen der Reptilienverwandtschaft erwähnt). So behält ein injeziertes Schmerzmittel beim Menschen oder bei Hunden 8 - 12 Stunden seine Wirksamkeit. Bei Papageien selbiges nur etwa 8 Minuten. Auch hier wieder eine selektive Aktion von Shunts.
So ganz nebenbei tritt, wenn ein Medikament nierengängig ist und so schnell wieder ausgeschieden wird, ganz zwangsläufig auch eine sehr hohe Medikamentenkonzentration in den Nieren auf. Wenn es um nierentoxische Substanzen geht (und dazu gehören für Schildkröten mehr oder weniger alle Antibiotika), ist das Risiko, daß dadurch Nierengewebe geschädigt wird, sehr groß. Keiner weiß, ob es irgendwann später bei so einem Tier nicht zu Nierenproblemen kommt, nur weil man einige Monate/Jahre! vorher durch eine zu hohe AB-Konzentration in den Nieren den Schaden selbst verursacht hat.
Zum aktuellen Fall: Bei 2 einjährigen Köhlerschildkröten mit Lungenentzündung, die vom Halter selbst mit AB behandelt werden/wurden, wäre also, um wirklich allen schädigenden Eventualitäten aus dem Weg zu gehen, weit günstiger gewesen, das Medikament im Halsbereich zu verabreichen. Vor allem auch deshalb, um überhaupt eine vernünftige Wirkung des Medikaments in der Lunge sicherzustellen.
Die nächste AGARK-Tagung ist ja meines Wissens nach bald, dort könntest Du das Thema ja mal zur Sprache bringen

Schöne Grüße
Eva
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