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  • #61
    Zitat von Irmi Jasser-Häger
    Hallo Sabine und Gottfried,

    noch mal ein Zitat meines Beitrages:



    Sie sind so wenig bekannt, weil eben oftmals keine äußeren Verletzungen festzustellen sind.

    Gruß Irmi
    Hallo Irmi,

    ich versteh jetzt nicht ganz was Du damit sagen willst?
    Habe ich irgendwo geschrieben, daß es ok ist, paarungsbereite Männchen auf nicht bereite Weibchen loszulassen, solange es keine Verletzungen gibt?

    Gruß
    Sabine

    Kommentar


    • #62
      Hallo Sabine,

      es ging Irmi darum, unter Anderem diesen Satz von Dir zu kommentieren
      vermute ich nach wie vor, daß selbst die inneren "Paarungsverletzungen" in den meisten Fällen auf das penetrante Vorgehen der Männchen mittels Schwanzspitze zurückzuführen sind. Ok: gehen wir mal davon aus, daß manchen Männchen eine gezwungene Paarung gelingt: was hat das arme Weibchen dann vorher schon mitgemacht? So ein Horrorszenario konnt ich mir nicht vorstellen.
      Klar hat das arme Weibchen vorher wirklich viel mitzumachen gehabt, aber es trägt nicht immer zusätzlich auch gleich äußerlich sichtbare Verletzungen davon. Manchmal sieht man die Verletzungen wirklich erst, wenn die Schildkröte "offen" ist, also bei Legenotoperationen oder, schlimmer, bei der Sektion der gestorbenen Tiere.

      Habe ich irgendwo geschrieben, daß es ok ist, paarungsbereite Männchen auf nicht bereite Weibchen loszulassen, solange es keine Verletzungen gibt?
      Nein, Du nicht, und auch sonst niemand hier in diesem Forum...

      Aber man liest eben doch manchmal die Empfehlung, genau das zu tun - und schließlich sind bei uns unter den üblichen Haltungsbedingungen die gesunden Männchen von Testudo hermanni boettgeri (um die es hier in erster Linie geht) auch den ganzen Sommer über paarungsbereit. Nur wenige Halter haben so eine gute Gewächshaus- oder Freigehegetehnik, dass die Geschlechter wirklich synchronisiert sind und dass die Paarungsaktivität, und auch die Aggression, der Männchen tatsächlich (wie im Mittelmerraum) nachlässt, wenn die Weibchen "trächtig" sind. Dann paaren die Männchen zwar auch, aber eben mit den dann noch paarungsbereiten Weibchen - außer in ungewöhnlich dichten Populationen, wo es verhältnismäßig mehr Männchen als Weibchen gibt und wo die Männchen dann mit allen Mitteln versuchen, zum Zuge zu kommen.

      Aus meiner Sicht heißt das aber für die Schildkrötenhaltung, dass man zwar unbedingt versuchen sollte, diese Bedingungen zu bieten, dass man aber, bis man's auch in kühleren Sommern sicher erreicht hat, sehr darauf achten muss, wann man die Männchen absperren muss.

      Viele Grüße
      Beate
      Früher unter "Beate" hier in den Foren aktiv. Halte und züchte verschiedene Schildkröten und bin seit Gründung Mitglied der AG Schildkröten. Lieblings- Spitzname "Bücherwurm".

      Kommentar


      • #63
        Zitat von Beate Pfau
        es ging Irmi darum, unter Anderem diesen Satz von Dir zu kommentieren.......... Klar hat das arme Weibchen vorher wirklich viel mitzumachen gehabt, aber es trägt nicht immer zusätzlich auch gleich äußerlich sichtbare Verletzungen davon. Manchmal sieht man die Verletzungen wirklich erst, wenn die Schildkröte "offen" ist, also bei Legenotoperationen oder, schlimmer, bei der Sektion der gestorbenen Tiere.
        Ach so war das gemeint Danke für die Nachhilfe *g*.
        Die Aussage, daß es auch innere Verletzungen ohne äussere Anzeichen gibt, hab ich auch nie angezweifelt, lediglich deren Herkunft. Aber da muss ich mich jetzt wohl raushalten, da ich bei Testudo Hermanni noch nie eine echte Paarung gesehen habe, und auch bei Balzversuchen nie!! genau geguckt habe, was das Männchen mit der Schwanzspitze macht. Hätte ich selber solche Tiere, dann wüsst ich das schon, denn ich guck bei meinen Tieren schon genau, was die machen - meinetwegen nennt mich jetzt "spanner"*g*



        Zitat von Beate Pfau
        ..
        schließlich sind bei uns unter den üblichen Haltungsbedingungen die gesunden Männchen von Testudo hermanni boettgeri (um die es hier in erster Linie geht) auch den ganzen Sommer über paarungsbereit. Nur wenige Halter haben so eine gute Gewächshaus- oder Freigehegetehnik, dass die Geschlechter wirklich synchronisiert sind und dass die Paarungsaktivität, und auch die Aggression, der Männchen tatsächlich (wie im Mittelmerraum) nachlässt, wenn die Weibchen "trächtig" sind. Dann paaren die Männchen zwar auch, aber eben mit den dann noch paarungsbereiten Weibchen - außer in ungewöhnlich dichten Populationen, wo es verhältnismäßig mehr Männchen als Weibchen gibt und wo die Männchen dann mit allen Mitteln versuchen, zum Zuge zu kommen.

        Aus meiner Sicht heißt das aber für die Schildkrötenhaltung, dass man zwar unbedingt versuchen sollte, diese Bedingungen zu bieten, dass man aber, bis man's auch in kühleren Sommern sicher erreicht hat, sehr darauf achten muss, wann man die Männchen absperren muss.
        Dann sind wir uns ja einig
        Beobachten und weiterhin beobachten, versuchen bestmögliche Bedingungen zu schaffen, und die Tiere trennen, wenns nicht geht.
        Gruß
        Sabine

        Kommentar


        • #64
          Hallo Sabine,

          und auch bei Balzversuchen nie!! genau geguckt habe, was das Männchen mit der Schwanzspitze macht.
          Na ganz so leicht ist das ja auch nicht zu sehen.

          Mir ging's während der Diskussion immer im Kopf rum, dass es doch sogar "irgendwo" eine Beobachtung gibt, wozu der Schwanznagel "gut" ist. Jetzt habe ich's gefunden, und zwar in dem Artikel von Rein Wiarda über Indotestudo forstenii aus dem neuen Symposiumsband "Turtles" von Artner, Farkas & Loehr (Chimaira Verlag). Rein schreibt:
          ... In this species, sexual dimorphism is marked in adults; males have a distinct plastral concavity, as well a long, horny tail-tip. It has been suggested that this structure may serve to correctly position and steady the mounted male, prior to and during copulation with the female. This is accomplished by aligning the long tail-tip with a medial depression in the female's plastron.


          Das heißt übersetzt, dass bei dieser Art sogar eine spezielle Vertiefung in der Mitte des weiblichen Plastrons vorhanden sei, in die der Schwanzendnagel bei der Kopulation sozusagen eingehakt wird. Dann wird er bei der Paarung aber ganz sicher nicht mit in die Kloake eingeführt. Ob das so direkt auf Testudo hermanni übertragbar ist (die ja keine extra Vertiefung im Bauchpanzer hat), weiß ich allerdings nicht - die Beschreibung meines Bekannten spricht aber schon dafür.

          Viele Grüße
          Beate

          P.S. Es gibt lt. dem Artikel von Markus Baur auch noch andere innere Verletzungen bei Weibchen, die nicht direkt auf Paarungen oder Paarungsversuche zurück zu führen sind.
          Früher unter "Beate" hier in den Foren aktiv. Halte und züchte verschiedene Schildkröten und bin seit Gründung Mitglied der AG Schildkröten. Lieblings- Spitzname "Bücherwurm".

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          • #65
            Zitat von Beate Pfau
            Mir ging's während der Diskussion immer im Kopf rum, dass es doch sogar "irgendwo" eine Beobachtung gibt, wozu der Schwanznagel "gut" ist. Jetzt habe ich's gefunden, und zwar in dem Artikel von Rein Wiarda über Indotestudo forstenii aus dem neuen Symposiumsband "Turtles" von Artner, Farkas & Loehr (Chimaira Verlag).
            gibts ein neues Symposiumsband? das "alte" hab ich irgendwo *gg*
            Zitat von Beate Pfau
            P.S. Es gibt lt. dem Artikel von Markus Baur auch noch andere innere Verletzungen bei Weibchen, die nicht direkt auf Paarungen oder Paarungsversuche zurück zu führen sind.
            Kannst Du das bitte mal verdeutlichen?

            Gruß
            Sabine

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            • #66
              Hallo Sabine,

              gibts ein neues Symposiumsband?
              .. ach so, da habe ich leider die Kurzform verwendet, weil mir das so bekannt ist. Es gab zwei große Schildkrötensymposien der SFÖ (Schildkrötenfreunde Österrreich), die als Symposienbände veröffentlicht wurden. Der eine, mit dem Titel "Schildkröten", hat als Editoren Harald Artner & Elmar Meier und wurde 2000 vom NTV-Verlag publiziert. Darin ist z.B. der Artikel von Markus Baur enthalten. Der andere, neue, mit den genannten Herausgebern und dem Artikel von Rein Wiarda drin, wurde erst in diesem Sommer von Chimaira herausgebracht. Daher das "alte" und "neue"... Beide sind übrigens aus meiner Sicht unbedingt lesenswert.

              Im "alten" schreibt Markus Baur zu den inneren Verletzungen sinngemäß, dass es z.B. auch bei unvorsichtigem Abtasten, oder als Folge von unsachgemäß durchgeführten Legenotoperationen, zu inneren Verletzungen (Reißen der Eierstockumhüllung bzw der Eileiter) kommen kann. Auch das Herunterfallen aus größerer Höhe kann bei trächtigen Weibchen schon zum Reißen der Follikel führen, was dann ebenfalls zu Bauchhöhleninfektionen und in den meisten Fällen zum Tod des Weibchens führt.

              Aber die inneren Organe bestehen ja nicht nur aus den weiblichen Geschlechtsorganen. Natürlich gibt es auch Verletzungen an anderen "inneren" Organen, z.B. wenn sich noch lebende Futtertiere durch den Darm durchbeißen und dann in der Bauchhöhle herumwandern, oder wenn der Darm nach einem Darmverschluß reißt oder so. Das alles aufzuzählen würde hier aber wirklich zu weit führen, und die Aufzählung wäre auch ganz sicher unvollständig angesichts der vielen "Case Reports", die in vor allem amerikanischen veterinärmedizinischen Zeitschriften veröffentlicht werden... Wenn Du nachforschen möchtest, fang' bei PubMed an: http://www.ncbi.nlm.nih.gov/entrez/query.fcgi?db=PubMed oder in der Zeitschrift der auf Amphibien und Reptilen spezialisierten Tierärzte http://www.arav.org/Journals/J053TI.htm - über die Literaturverzeichnisse findest Du dann auch die meisten anderen Publikationen.

              Viele Grüße
              Beate
              Früher unter "Beate" hier in den Foren aktiv. Halte und züchte verschiedene Schildkröten und bin seit Gründung Mitglied der AG Schildkröten. Lieblings- Spitzname "Bücherwurm".

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              • #67
                Zitat von Beate Pfau
                .. ach so, da habe ich leider die Kurzform verwendet, weil mir das so bekannt ist. Es gab zwei große Schildkrötensymposien der SFÖ (Schildkrötenfreunde Österrreich), die als Symposienbände veröffentlicht wurden.
                Damit hatte ich keine Probleme - ich wusst nur nicht, daß es dieses Jahr einen Neuen Band gab: wird sofort bestellt*g*

                Danke für alle anderen Infoquellen.

                Gruß
                Sabine

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                • #68
                  Hallo,

                  Das Thema ist aber interessant und daher trotzdem meine Beobachtungen zur Paarung (nicht zur vorangehenden Balz) von Thb im heurigen Frühling:
                  Diese decken sich allerdings nicht mit dem Bericht von Beate. Mich hat schon öfter verwundert warum es bei Thb nicht gleich zu einer Kopulation kommt obwohl das Weibchen ganz offensichtlich paarungsbereit (bleibt mit weitausgetreckten Hinterbeinen und angehobenen Panzer vor dem Männchen stehen) ist. Das Männchen hakt sich zuerst mit dem Hornnagel unter das Plastron des Weibchens und zieht diesen zurück, offensichtlich um das Weibchen zum Ausstrecken des Schwanzes zu bringen, danach versucht das Männchen die Kloake des Weibchens zu ertasten dabei wird der Hornnagel sehr wohl in die Kloake eingeführt. Erst wenn die Schwanzspitze des Männchens derart in der Kloake fixiert ist führt das Männchen seinen Penis ein, wobei der Schwanz mit dem Hornnagel als Führungsschiene funktioniert. Es kann vorkommen, dass das Männchen den Hornnagel außerhalb der Kloake (zB unter dem Panzerrand) fixiert, dann geht allerdings auch meist der Penis daneben und das Männchen zieht den Penis zurück und fängt wieder mit der suchenden Bewegungen der Schwanzspitze an. Ist der Hornnagel allerdings in der Kloake fixiert, funktioniert das Einführen sehr schnell – dabei gibt es auch keine Stoßbewegungen mit dem Schwanz und der Hornnagel dringt nicht sehr tief in die Kloake. Erst während der Penetration mit dem Penis hört das Männchen mit den fiependen Geräuschen auf und lehnt sich weit zurück bis es fast senkrecht hinter dem Weibchen steht und sich fast gar nicht mehr mit den Vorderbeinen am Carapax abstützt. In dieser Stellung verharrt das Paar dann eine kurze Zeit (~30s-60s), bevor das Weibchen plötzlich genug hat und das Männchen abschüttelt.
                  Diese Ausführungen beruhen auf drei von mir heuer im Frühling beobachteten Thb-Paarungen wobei in jedem Fall der Hornnagel zu Beginn der Kopulation eingeführt wurde. Weder Weibchen noch Männchen wiesen nach der Paarung irgendwelche Blutspuren oder sonstige Anzeichen von Verletzungen auf.

                  Paarungsverletzungen:
                  Zu äußeren Paarungsverletzungen durch den Hornnagel des Männchens kann es recht schnell kommen, vor allem mit jungen Weibchen und noch weichen Wachstumsstreifen zwischen den Analschilden. Diese Panzerverletzungen sieht man leider recht häufig. Innere Verletzungen durch den Hornnagel erscheinen mir eher unwahrscheinlich – der abgerundete Hornnagel des Männchens wird nicht tief eingeführt und ist leicht nach innen gebogen, damit würde sich das Männchen höchstens selbst verletzen.
                  Zwangskopulationen halte ich bei Thb und schlechter Haltung für durchaus möglich. Vorallem wenn ein Weibchen bis zur völligen Erschöpfung durch das Gehege getrieben wird und irgendwann in eine Ecke gezwängt liegen bleibt dazu noch eventuelle haltungsbedingte Panzerdeformationen. Und bei einer Zwangskopulation kann es schon möglich sein, dass dünnbeschalte Eier zerbrochen werden oder es zu anderen inneren Verletzungen kommt.

                  Mit freundlichen Grüßen
                  Robert
                  Zuletzt geändert von Fachmoderation; 02.07.2006, 14:20.

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                  • #69
                    Hallo Robert,

                    danke für diesen ausführlichen Bericht über Deine Beobachtungen. Ich finde die sehr aufschlussreich.
                    ..und es freut mich wirklich, daß Du Dich doch noch eingemischt hast.
                    Nun glaube auch ich, daß es Zwangspaarungen unter besonderen Umständen doch geben kann

                    Gruß
                    Sabine

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                    • #70
                      Zitat von sabines
                      da ich bei Testudo Hermanni noch nie eine echte Paarung gesehen habe, und auch bei Balzversuchen nie!! genau geguckt habe, was das Männchen mit der Schwanzspitze macht. Hätte ich selber solche Tiere, dann wüsst ich das schon, denn ich guck bei meinen Tieren schon genau, was die machen - meinetwegen nennt mich jetzt "spanner"*g*


                      Gruß
                      Sabine
                      Hallo Sabine,

                      so merkwürdig es klingen mag, eine Beobachtung der Details bei der seltenen und kurzen Paarung ist wesentlich leichter als eine Beobachtung der Vorgänge des häufigen und langdauernden Balzens. Warum? Weil das Balzen eine ständige stoßende Bewegung ist und das Weibchen dabei wegrennt. Du weißt es ja selbst! Manchmal wird dabei der hintere Teil des ganzen weiblichen Tieres angehoben und wieder fallengelassen. Die meisten Stöße gehen dann auch irgendwo hin und gewöhnlich völlig daneben. Und dann schließlich trifft mal einer wirklich genau und schon folgt der nächste. Wer sieht schon genau diesen einen, der uns hier interessieren würde, und kann dann sagen, was da jetzt wirklich passiert ist, wie tief ist er eingedrungen usw. ? Dass da viel Kraft und Potenzial dahintersteckt, dass sieht eigentlich jeder und geht ja auch aus den Abbildungen über die äußeren Verletzungen deutlich hervor. Aber wer will schon gern, nur wegen der Beobachtung allein, absichtlich ein Tier diesem Stress aussetzen?

                      Über den kurzen Vorgang der echten Paarung könnte ich eine ziemlich genaue Beschreibung liefern, weil ich das auch schon oft genug gesehen habe. Ich habe jedoch wirklich Bedenken, weil ich dabei die Dinge wieder allzu direkt beim Namen nennen müsste und manche Leser dabei in ihren Gefühlen verletzen könnte. Es war bei diesen Aufklärungsversuchen, die ja nur dem besseren Verständniß der Tiere dienen sollten, schon einmal von Pornographie die Rede. Wie soll man aber sonst in dieser heiklen Frage zur Aufklärung beitragen?

                      Viele Grüße
                      Gottfried

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                      • #71
                        Zitat von Beate Pfau
                        Er sagte, dass wenn das Weibchen wirklich paarungswillig ist, nur der Penis eingeführt wird. Dann gibt es vorher keine oder fast keine Friktionsbewegungen

                        Nur wenn das Weibchen nicht die Paarungsstellung (die Eva ja bereits beschrieben hat) eingenommen hatte, führt das Männchen diese Suchbewegungen aus, und nur dann käme es auch mal zum Einführen des Hornnagels Beate
                        Hallo Beate,

                        auch diese Information ist für mich vollkommen neu und wertvoll. Ich habe bisher immer geglaubt, dass das ganze Balzgehabe für die Arterhaltung einer Tierart, ihre Paarung usw. unbedingt notwendig ist, denn dieses angeborene Verhalten muss ja auch einen Sinn, nein, ich will besser sagen einen biologischen Zweck haben. Wenn es auch ohne den abgeht, warum dann der ganze Aufwand in der Natur? Gibt es Anhaltspunkte dafür, was für ein sofortiges Paarungssignal ausschlaggebend sein könnte? Sehen oder beschnuppern sich die Paarungspartner vielleicht vorher längere Zeit durch ihre getrennten Gehegebegrenzungen?

                        Wegen der Symposienbände: Bei wem kann man sie bestellen? Ich habe zwar die Zeitschrift "Sacalia", viel Werbung darin wird für diese Veröffentlichungen aber nicht gemacht, oder ich hab sie bei meiner Oberflächlichkeit übersehen.

                        Schöne Grüße
                        Gottfried

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                        • #72
                          Hallo Gottfried,

                          Ich habe bisher immer geglaubt, dass das ganze Balzgehabe für die Arterhaltung einer Tierart, ihre Paarung usw. unbedingt notwendig ist, denn dieses angeborene Verhalten muss ja auch einen Sinn, nein, ich will besser sagen einen biologischen Zweck haben. Wenn es auch ohne den abgeht, warum dann der ganze Aufwand in der Natur?
                          Bei manchen Tieren wird die Paarung in der Regel ohne vorherige Balz vollzogen, obwohl sie, wenn der Partner nicht in Stimmung ist, sehr differenzierte Verhaltensweisen zeigen können. Ob wir die beschriebene Verhaltenssequenz bei Testudo hermanni (lange Verfolgung des Weibchens durch das Männchen, häufiges Aufreiten des Männchens, häufige Tastbewegungen des Männchens mit dem Schwanz - und Versuche des Weibchens, dem Ganzen zu entkommen) tatsächlich als "Balz" bezeichnen sollten? Ich verwende lieber der Begriff "Paarungsversuch", denn die Balz soll ja zur Paarung führen, aber diese Verhaltenssequenz endet sehr oft eben nicht mit einer tatsächlichen Paarung.

                          Einige Schildkrötenforscher, mit denen ich darüber diskutiert habe, sagten mir, dass die Schildkröten einander in Biotopen mit normaler Populationsdichte nur recht selten begegnen, und dass dort während der Paarungssaison das fast sofortige Paaren die Regel sei. Zu den langdauernden Verfolgungen und den Paarungsversuchen kommt es hauptsächlich dann, wenn das Männchen motiviert ist, das Weibchen aber nicht. Und diese Paarungsversuche enden in diesen Biotopen wohl auch selten mit einer wirklichen Paarung.

                          Sehen oder beschnuppern sich die Paarungspartner vielleicht vorher längere Zeit durch ihre getrennten Gehegebegrenzungen?
                          Nun, Gehegebegrenzungen sind wohl nicht Bestandteile des natürlichen Lebensraums. Es gibt eine Arbeit von Calzolai & Chelazzi (1991): Habitat use in a central Italy population of Testudo hermanni GMELIN (Reptilia: Testudinidae). Ecology, Ethology and Evolution 3(2): 153-166. In dieser Arbeit beschreiben die beiden Forscher, wie zwei mit Peilsendern versehene Paarungspartner zusammen finden. Das Männchen kreuzt die Spur eines Weibchens, riecht es wohl und läuft etwa 10 Meter im Zickzack an der Spur entlang zu ihm hin. Ob es wirklich zur Paarung gekommen ist, geht aus der Arbeit nicht eindeutig hervor. Da die Tiere eine Zeit lang am gleichen Fleck waren und dann ganz ruhig in verschidenen Richtungen weiter gingen, gehe ich aber davon aus. Diese Arbeit finde ich vor allem deshalb aussagekräftig, weil während des Geschehens kein Mensch in der Nähe war, der die Verhaltenssequenz hätte stören können.

                          Wegen der Symposienbände: Bei wem kann man sie bestellen? Ich habe zwar die Zeitschrift "Sacalia", viel Werbung darin wird für diese Veröffentlichungen aber nicht gemacht
                          ... das hat einen "politischen" Hintergrund. Es gibt in Österreich mehrere Schildkrötenvereine, und der eine macht natürlich keine Werbung für die Publikationen des anderen. Du kannst die beiden Bände z.B. bei Amazon bestellen.

                          Viele Grüße
                          Beate
                          Früher unter "Beate" hier in den Foren aktiv. Halte und züchte verschiedene Schildkröten und bin seit Gründung Mitglied der AG Schildkröten. Lieblings- Spitzname "Bücherwurm".

                          Kommentar


                          • #73
                            Zitat von Beate Pfau
                            Einige Schildkrötenforscher, mit denen ich darüber diskutiert habe, sagten mir, dass die Schildkröten einander in Biotopen mit normaler Populationsdichte nur recht selten begegnen, und dass dort während der Paarungssaison das fast sofortige Paaren die Regel sei. Zu den langdauernden Verfolgungen und den Paarungsversuchen kommt es hauptsächlich dann, wenn das Männchen motiviert ist, das Weibchen aber nicht. Und diese Paarungsversuche enden in diesen Biotopen wohl auch selten mit einer wirklichen Paarung.
                            Hallo Beate,

                            eine Frage stellt sich mir: was heißt "normale" Populationsdichte? Ist das heutzutage wirklich noch realistisch, oder ist die Populationsdichte so gering, weil der Mensch da seine Finger im Spiel hatte.
                            Dennoch kann ich diese Aussage bestätigen: Wenn das Weibchen bereit zur Paarung ist, dann fällt langes Balzgehabe aus, die Tiere schreiten oft innerhalb kurzer Zeit zur Paarung. Dabei sind es sogar manchmal die Weibchen, die ihre Paarungsbereitschaft signalisieren, bevor!! das Männchen überhaupt mit seinem Balzgehabe recht angefangen hat. Hat sich das Weibchen einmal gepaart, dann wird es sich in den meisten Fällen gegen weitere Paarungen "wehren". Leider beziehen sich meine Beobachtungen nicht auf Thb.

                            Gruß
                            Sabine
                            Zuletzt geändert von sabines; 02.07.2006, 18:21.

                            Kommentar


                            • #74
                              Hallo nochmals,

                              Eben lese ich den Beitrag von Robert. Da mein Text nur in anderen Worten seine Beobachtungen bestätigt, lasse ich ihn zum Vergleich trotz aller Bedenken hier folgen.

                              Ich hatte in den über 30 Jahren, in denen ich mich mit Schildkröten beschäftige das Glück, offenbar nicht allzu viel dabei falsch zu machen und bin bisher bei ihnen von Krankheiten und Verletzungen verschont geblieben, weil ich vielleicht auch instinktiv die Männchen bei zu viel Belästigungen immer abgetrennt hielt. Ich war aber anfangs (wie so viele andere auch) der Meinung, durch ein Aufreiten sei schon eine Paarung erfolgt. Die schönen Gelege waren dann aber leider meist unbefruchtet. Erst das hat mich schließlich dazu gebracht, genauer hinzusehen, was da eigentlich abläuft.

                              Es gibt genug Schildkrötenhalter, die, wenn sie das erste Mal bei ihren Tieren einen ausgefahrenen Penis sehen, das für einen besonders gefährlichen exotischen Parasiten oder eine ganz schlimme Krankheit, Darmvorfall und dergleichen halten und es gibt auch solche, die gezielt fragen: Wie erkenne ich eine echte Paarung? Information ist also wichtig.!
                              Die echte Paarung habe ich öfters beobachten können und kann sie für Wissbegierige hier beschreiben:

                              Bei dieser echten Paarung haben sich am Ende einer in der Regel langen und ausgiebigen Balzperiode (die ich hier ausdrücklich von der Beschreibung weglasse) die Kloaken der Tiere einander schließlich so sehr genähert, dass das Männchen erst jetzt nur die relativ schmale Spitze seines Penis (bis etwa 2 cm lang) immer wieder suchend ausfährt. Diese Spitze kann unter gewissen Voraussetzungen, die ja hier auch schon früher ausführlich diskutiert wurden, mit Hilfe der Schwanzspitze eindringen und nun erst wird der ganze Penis nachgefahren und verschwindet vollkommen im Körper des weiblichen Tieres. Das heißt, die Kloaken beider Tiere pressen sich jetzt aufeinander. Dabei wird verständlich, dass die nahe ihrer Kloakenöffnung liegende Schwanzspitze des Männchens mit ihrem Hornnagel außen liegen muss oder höchstens nur mit ihrer äußersten Spitze in die Kloake des Weibchens hineinreichen kann. Übrigens bewegt sich diese Spitze meist andauernd wie suchend hin und her und streift dabei auch ständig über den Kloakenrand des Weibchens und jenen Teil, der dem männlichen Penis entspricht, der ähnlich wie beim Eierlegen ausgestülpt worden sein kann und je nach Individuum erheblich in der Größe schwankt. Viele Tierärzte sehen darin bei entsprechender Größe sogar eine Krankheit (Virilismus bei Dr. Sassenburg, dort mit Abbildung während des Auspressen eines Eies). Der ganze Paarungsvorgang bis zu seinem Abschluss ist nur kurz. Kaum einmal länger als eine Minute. Die Tiere verhalten sich dabei abgesehen von einem leichten Zittern ansonsten völlig bewegungslos und lautlos. Das Weibchen mit hochgestemmten Beinen, das Männchen vertikal, ja oft sogar mit nach hinten übergeneigten Panzer. Der eingeführte Penis schwillt erst im Inneren ganz gewaltig an, so dass die Tiere kurze Zeit untrennbar aneinander hängen, ähnlich wie das bei den hundeartigen und mäuseartigen Tieren auch der Fall ist, wo dieser Zustand aber viel länger andauert. Wie hier schon von Beate berichtet wurde, kann es wegen des Druckes dabei zu inneren Verletzungen kommen (besonders, wenn auch noch Eier im Bauchraum sind, vielleicht auch, wenn männliche sogenannte "Dampfaufzuchten" viel zu große Organe für noch nicht so entwickelte Partnerinnen haben sollten). Wenn nun am Ende des Paarungsvorgangs durch eine entsprechende Bewegung das Männchen abgeworfen wird, so ist der Penis noch weitgehend ausgefahren und kann nicht übersehen werden. Bis zu dem Zeitpunkt, wo dieses Organ wieder eingezogen wird, was im Normalfall innerhalb der nächsten Minute der Fall sein sollte, besteht auch für das Männchen eine Verletzungsgefahr bzw. Verunreinigung durch Sand oder dergleichen, die zu schweren Komplikationen führen könnte.

                              Viele Grüße
                              Gottfried

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                              • #75
                                Zitat von Beate Pfau

                                Nun, Gehegebegrenzungen sind wohl nicht Bestandteile des natürlichen Lebensraums.

                                Bei meiner Frage meinte ich speziell den Fall des betreffenden Halters, der die Beobachtung mit der sofortigen Paarung schilderte.

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