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  • #16
    Zitat von eva1
    Gegenfrage: wie erkennst Du sicher, daß sich ALLE Weibchen ausreichend wehren können, wenn sie nicht paarungsbereit sind?
    Die gilt nicht, da ich nicht von allen Weibchen rede, sondern von meinen. Meine Frage war einfach nur aus Interesse, weil das ja immer behauptet wird, und ich sowas noch nie gesehen habe -auch nicht bei Testudo Hermanni.

    Zitat von eva1
    Im Übrigen: Wir schreiben hier zu T. hermanni und anderen Europäischen Landschildkröten und nicht von pardalis Aber auch pardalis haben in ihrem Herkunftsgebiet unterschiedliche, von der Jahreszeit abhängige Klimabedingungen und bestimmte Paarungszeiten. Wenn sich Deine pardalis-Weibchen das ganze Jahr über paaren lassen, würde ich mal über die Haltungsbedingungen nachdenken. Vielleicht simmulierst Du ihnen den ständigen Frühling.
    Hochinteressante Interpretationen auf Vermutungen deinerseits - was willst Du mir noch in die Schuhe schieben, nur weil Du meine Frage nicht beantworten kannst oder möchtest?

    Gruß
    Sabine
    Zuletzt geändert von sabines; 28.06.2006, 14:03.

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    • #17
      Zitat von eva1

      Wenn ein Weibchen also erst im Oktober Eier legt, wurde sie im Frühjahr zu kalt gehalten und die gesamten Hormonabläufe haben sich in den Sommer hinein verschoben.

      Eva

      Ich habe hier jene Fälle gemeint, wo im Frühjahr 3 Gelege berichtet wurden und dann im Herbst nochmals zwei. Das sieht mir dann kaum nach zu kalter Haltung aus. Eher wurde da zu viel gewärmt und bestrahlt.

      Viele Grüße
      Gottfried

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      • #18
        Hallo Gottfried,

        ...im Frühjahr 3 Gelege ...und dann im Herbst nochmals zwei. Das sieht mir dann kaum nach zu kalter Haltung aus.
        Da hast Du recht, das sieht mehr nach einer insgesamt wirklich überdenkenswerten Haltung aus. Wenn die Schildkröten dermaßen durcheinander kommen, ist bei der Haltung was ganz gründlich schief gelaufen...

        Diese Haltung, die zu solchen merkwürdigen Rhythmusverschiebungen geführt hat, kann aus meiner Sicht auch bewirkt haben, dass im Herbst von so einem Weibchen sogar noch ein drittes Gelege angebildet (aber eben nicht mehr abgelegt und evtl. auch noch nicht mal mehr vollständig beschalt) wurde, das dann im Frühjahr als erstes abgesetzt wird, und das, weil es im Herbst schon zu weit gewesen ist, im Frühjahr natürlich nicht mehr befruchtet werden kann.

        Viele Grüße
        Beate
        Früher unter "Beate" hier in den Foren aktiv. Halte und züchte verschiedene Schildkröten und bin seit Gründung Mitglied der AG Schildkröten. Lieblings- Spitzname "Bücherwurm".

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        • #19
          Zitat von sabines
          woran erkennt man eine solche "vergewaltigung"?
          Hallo Sabine,

          "man" erkennt sie wirklich nicht mit 100%iger Sicherheit, aber ein reptilienkundiger Tierarzt erkennt Vergewaltigungen an den inneren Paarungsverletzungen bei vielen Weibchen. Ich habe in letzter Zeit mit einigen Tierärzten gesprochen, die alle beklagten, dass die Möglichkeit innerer Paarungsverletzungen viel zu wenig bekannt seien und dass gerade durch diese Verletzungen viele Krankheitsbilder und Probleme bei der Eiablage erklärt werden können.
          Das ist das gefährliche, wenn man Weibchen und Männchen ganzjährig zusammenhält: der Halter sieht keine äußeren Paarungsverletzungen und glaubt, alles wäre ok. Wer läßt schon sein Weibchen auf innere Paarungsverletzungen untersuchen? Oft verheilen diese auch wieder unbemerkt, aber manchmal kann es auch böse enden.

          Gruß Irmi

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          • #20
            Hallo Irmi,

            danke für diese Infos. Nun glaub ich auch fast, daß es solche Vergewaltigungen gibt Was mich aber noch interessieren würde: treten diese inneren Verletzungen nur bei Arten mit Hornnagel auf, oder auch bei welchen ohne Hornnagel und wie tief in der Kloake sind die Verletzungen?
            Ursprünglich ging es ja darum, daß es keine Paarung gibt, wenn das Weibchen nicht bereit ist und das kann ich nur bestätigen: wenn meine Panthermädls nicht bereit sind, dann bleibt halt das Hinterteil auf dem Boden und das Männchen hat keine Chance seinen Penis einzuführen, da ich selber keine adulten TH besitze, kann ich auch nur von gelegentlichen Besuchen bei Bekannten berichten: ich hatte nie das Glück dort bei einer echten Paarung anwesend zu sein - wohl aber bei Versuchen des Männchens.
            Was ich mir jetzt aber schon vorstellen könnte, ist das gerade bei Hermanni die Männchen bei ihren "versuchen" sich zu paaren, mit der Schwanzspitze in die Kloake gelangen könnten und es hierbei zu inneren Verletzungen kommen kann. Das wäre dann aber sogesehen keine Paarung "wider" Willen, sondern eine Folge massiver Belästigungen der Weibchen durch ständig vorhandene paarungsbereite Männchen und mangelnde Ausweichsmöglichkeiten des Weibchens.
            Hast Du genauere Infos, ob diese inneren Verletzungen eindeutig auf das gewaltsame Einführen des Penis! in die Kloake zurückzuführen sind?

            Gruß
            Sabine

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            • #21
              Hallo Sabine

              Ich sehe das auch ganz genau so. Wenn Verletzungen vorkommen sollten, dann immer beim Balzritual und nie bei einer Paarung. Man sollte also richtiger von Balzverletzungen sprechen und nicht von Paarungsverletzungen. Das Balzritual ist erblich festgelegt. Man kann es nicht mit dem menschlichen Begriff "Vergewaltigung" in Verbindung bringen.

              Das weibliche Tier sollte wenigstens doppelt so schwer sein wie das Männchen. Damit sind Balzverletzungen seltener. Ist das Männchen gleich groß wie das Weibchen oder gar größer, dann beginnt die Balz schon häufig mit heftigsten Rammstößen, die auch nicht ungefährlich sind. Man kennt ja die Bilder vom Habitat mit den perforierten Schwanzschildern. Bei einem schwereren Weibchen schadet sich aber der Rammende nur selber und hört bald wieder auf damit.

              Die Verletzungen mit dem Hornnagel treten vermutlich vor allem dann auf, wenn dieser scharfkantig abgebrochen oder abnorm zugespitzt sein sollte. Gewöhnlich ist er aber leicht gebogen, glatt und abgeschliffen.

              Viele Grüße
              Gottfried

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              • #22
                Hallo Gottfied,

                es gibt bereits einige Untersuchungen zum Einfluss der Temperatur, und auch der Haltung in Menschenobhut, auf die Geschlechtshormone, auch über Testudo hermanni. Eine dieser Arbeiten vergleicht Schildkröten im Habitat mit Schildkröten, die in Wien gehalten wurden:

                Kuchling, G., R. Skolek-Winnisch and E. Bamberg (1981): Histochemical and biochemical investigation on the annual cycle of testis, epididymis, and plasma testosterone of the tortoise, Testudo hermanni hermanni GMELIN. General and Comparative Endocrinology 44(2): 194 - 201.

                Diese beiden Untersuchungen fanden in Südfrankreich statt:
                Huot-Daubremont, Colette (2002): Etude de la thermoregulation de la tortue d'Hermann (Testudo hermanni hermanni) au cours de son cycle annuel, a l'aide d'une sonde intracorporelle: Rhythme nyctherermal et echelle thermobiologique. Chelonii 3: Proceedings of the International Congress on Testudo Genus, 2001, Hyeres, pp. 145-154.
                Huot-Daubremont, Colette, Don Bradshaw, Felicity Bradshaw and Gerald Kuchling (2002): Testosterone and progesterone levels during the activity period of Hermann's tortoise (Testudo hermanni hermanni) in captivity and in the wild. Chelonii 3: Proceedings of the International Congress on Testudo Genus, 2001, Hyeres, p. 331.

                Und da Du nach der Ökologie von Testudo hermanni boettgeri in Griechenland gefragt hast hier auch noch etwas Lesestoff dazu:

                Willemsen, R.E. (1991): Differences in thermoregulation between Testudo hermanni and Testudo marginata and their ecological significance. Herpetological Journal 1(12): 559-567.
                Willemsen, R. E. and A. Hailey (1999): A latitudinal cline of dark plastral pigmentation in the tortoise Testudo hermanni in Greece. Herpetological Journal 9: 125-132.

                Viel Spaß beim Lesen wünscht
                Beate

                P.S. : Schade, dass Du nicht mehr näher auf die Haltungsbedingungen, die den Rhythmus so durcheinander gebracht hatten, eingegangen bist... Es hätte mich schon interessiert, wie man Weibchen dazu bringt, im Frühjahr drei und nach einer Pause im Herbst nochmal zwei Gelege abzulegen (und wo möglich ein drittes anzubilden).
                Früher unter "Beate" hier in den Foren aktiv. Halte und züchte verschiedene Schildkröten und bin seit Gründung Mitglied der AG Schildkröten. Lieblings- Spitzname "Bücherwurm".

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                • #23
                  Zitat von GottfriedU
                  Wenn Verletzungen vorkommen sollten, dann immer beim Balzritual und nie bei einer Paarung. Man sollte also richtiger von Balzverletzungen sprechen und nicht von Paarungsverletzungen.
                  Für wie inkompetent hältst du eigentlich Tierärzte?

                  Zitat von Sabines
                  Was mich aber noch interessieren würde: treten diese inneren Verletzungen nur bei Arten mit Hornnagel auf, oder auch bei welchen ohne Hornnagel und wie tief in der Kloake sind die Verletzungen?
                  Sie wurden bei einigen Landschildkrötenarten diagnostiziert, insbesondere aber bei T.graeca, T.horsfieldii und T.hermanni. Wie tief die Verletzungen in der Kloake waren, weiß ich nicht, zumindest waren sie so tief, dass sie erst durch tierärztliche Untersuchungen oder bei der Sektion erkannt wurden.

                  Zitat von GottfriedU
                  Das Balzritual ist erblich festgelegt. Man kann es nicht mit dem menschlichen Begriff "Vergewaltigung" in Verbindung bringen.
                  Gut, dann reden wir ab jetzt von „massiven sexuellen Belästigungen und erzwungenen Paarungen mit einhergehenden inneren und äußeren Verletzungsgefahren“.
                  Und was heißt „das Balzritual ist erblich festgelegt“? Hältst du deshalb Schildkrötenweibchen für völlig schmerzfrei oder doch nur für unendlich leidensfähig?
                  Aber auch für die Männchen sind dauernde „Paarungsversuche“ nicht ungefährlich, weil auch ein männliches Geschlechtsorgan dadurch überstrapaziert werden kann und dies zu einem Penisprolaps oder zu einer Lähmung des Penis führen kann.

                  Zitat von GottfriedU
                  Das weibliche Tier sollte wenigstens doppelt so schwer sein wie das Männchen. Damit sind Balzverletzungen seltener.
                  Ok, und die gleich großen Männchen sortieren wir aus und lassen sie erst gar nicht mehr zur Zucht zu? Das führt aber schon zu leichten Schwierigkeiten, anderseits bei unserem Männerüberschuss......

                  Zitat von GottfriedU
                  Bei einem schwereren Weibchen schadet sich aber der Rammende nur selber und hört bald wieder auf damit.
                  Schade, dass mein Graecamännchen diese Einsicht nicht besitzt.

                  Zitat von GottfriedU
                  Die Verletzungen mit dem Hornnagel treten vermutlich vor allem dann auf, wenn dieser scharfkantig abgebrochen oder abnorm zugespitzt sein sollte. Gewöhnlich ist er aber leicht gebogen, glatt und abgeschliffen.
                  Die Verletzungen sind aber immer unangenehm für ein Weibchen, ganz gleich, ob sie durch nen scharfen Hornnagel oder durch dauernde massive sexuelle Belästigungen mit erzwungenen Paarungen verursacht werden.

                  Gruß Irmi

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                  • #24
                    Zitat von sabines
                    Was ich mir jetzt aber schon vorstellen könnte, ist das gerade bei Hermanni die Männchen bei ihren "versuchen" sich zu paaren, mit der Schwanzspitze in die Kloake gelangen könnten und es hierbei zu inneren Verletzungen kommen kann. Das wäre dann aber sogesehen keine Paarung "wider" Willen, sondern eine Folge massiver Belästigungen der Weibchen durch ständig vorhandene paarungsbereite Männchen und mangelnde Ausweichsmöglichkeiten des Weibchens.
                    Hallo Sabine

                    Man kann den Begriff Vergewaltigung natürlich sehr unterschiedlich definieren. Aus menschlicher und rechtlicher Sicht ist es der vollendete Geschlechtsverkehr gegen den Willen des beteiligten "Partners".

                    Ich frage mich aber immer wieder, warum Schildkrötenweibchen über Monate oder sogar Jahre Sperma speichern können, wenn es normal wäre, daß sie tagtäglich und oft mehrmals täglich einem paarungswilligen Männchen gefügig sein müssen. Egal, ob sie dann den Hintern auf den Boden drücken oder nicht, es ist Stress für sie, wenn ständig ein Männchen versucht auf ihnen herumzunudeln und sie nicht das Weite suchen können. Da fängt bei Schildkröten in meinen Augen schon die Vergewaltigung an und nicht erst dann, wenn das Weibchen wegen einer Paarungsverletzung blutet. Oder siehst Du das anders?

                    Schöne Grüße

                    Eva

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                    • #25
                      Hallo Eva, Irmi und Gottfried

                      gaaanz langsam: mir ging und geht es immer noch darum ob es zu echten "paarungen" kommen kann, wenn das Weibchen nicht bereit ist. Ich hielt das bisher für "technisch" nicht möglich und es gab und gibt hier Leute, die das anders sehen. Deshalb auch meine ursprüngliche Frage: wie sieht eine erzwungene Paarung aus und unter welchen umständen kommt es dazu? Muß das betreffende Weibchen dann nicht schon halb tot sein?
                      Daß es Stress für die Tiere ist, und es auch durch Verletzungen durch ständig "hinten rumnudelnde" Männchen kommen kann, das steht auf einem anderen Blatt. Klaro, da spricht man dann von Paarungsverletzungen. Aber das ist nicht das was ich meine.

                      Gruß
                      Sabine

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                      • #26
                        Hallo Sabine

                        Ich hatte geschrieben:

                        Ein weiterer könnte sein, daß sie nicht synchronisiert sind, also das Männchen paart und das Weibchen (noch) gar nicht paarungsbereit ist.
                        Dabei ist es nicht relevant, ob es dabei wirklich zu einer "echten" vollzogenen Paarung kommt. In jedem Fall ist es Stress für das Weibchen, wenn es nicht paarungsbereit ist.
                        Das Weibchen zeigt seine Paarungsbereitschaft an, indem es den hinteren Panzerteil anhebt und die Kloakenregion präsentiert. Seine Kloake ist während der paarungsbereiten Zeit leicht angeschwollen und gut durchsaftet.
                        Versucht nun ein Männchen ein nicht paarungsbereites Weibchen zu paaren, Stelle ich mir das so ganz nebenbei extrem schmerzhaft vor, zumal dann das Männchen mit seinem Endnagel planlos an der Kloake herumstochert, weil die Bedingungen zum Einführen des Penis zumindest erschwert sind.

                        Schöne Grüße

                        Eva

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                        • #27
                          Zitat von Beate Pfau
                          , weil es im Herbst schon zu weit gewesen ist, im Frühjahr natürlich nicht mehr befruchtet werden kann.
                          Ab wann ist ein Gelege "zu weit", um noch befruchtet werden zu können?

                          Kommentar


                          • #28
                            Hallo Gunda,

                            wenn die Schalen gebildet werden, kommen die Spermien nicht mehr durch, das ist klar. Und bei "durcheinander geratenen" (oder auch zu kühl gehaltenen) Schildkröten sieht man oft im Winter oder zeitigen Frühjahr die Eier im Röntgenbild, also sind diese Eier dann sicher schon "zu weit", um im Frühjahr noch befruchtet zu werden. An diese Befunde hatte ich bei Gottfried's Schilderung mit den jungen Weibchen sofort denken müssen.

                            Aber in welchem Stadium der Eibildung das Ei tatsächlich befruchtet wird, habe ich bisher leider auch nicht herausbekommen - es gibt zwar viele Publikationen zum Thema, aber ich habe keine gefunden, in der eine klare Aussage genau dazu steht.

                            Viele Grüße
                            Beate
                            Früher unter "Beate" hier in den Foren aktiv. Halte und züchte verschiedene Schildkröten und bin seit Gründung Mitglied der AG Schildkröten. Lieblings- Spitzname "Bücherwurm".

                            Kommentar


                            • #29
                              Zitat von Irmi Jasser-Häger
                              Für wie inkompetent hältst du eigentlich Tierärzte?
                              Halo Irmi und Eva,

                              Tierärzte sind genau so Menschen, wie wir. Sie "streiten" auch ganz genau so. Der eine ist bei Schildkröten kompetent, der andere hat ein anderes Spezialgebiet.

                              Ich verstehe nicht, was bei dieser Angelegenheit so schwierig ist und warum man hier so deutlich werden muss. Eine Paarung kann nur erfolgen, wenn der Penis in die Kloake eindringen kann und dort die Sperma ejakuliert. Sowohl Penis wie auch Kloake sind von einer sehr empfindlichen Schleimhaut umgeben. Beide können leicht verletzt werden. Das Eindringen des Penis ist unter anderem nur dann möglich, wenn seitens der Kloake genügend Schleimstoffe (sprich Gleitmittel) abgegeben werden. Das weibliche Tier muss also durch seine äußere Haltung und innere Sekretion für die Paarung bereit sein, andernfalls kann sie nicht stattfinden. Bei einem gewaltsamen Versuch würde das nur mit Penis-Verletzungen des Männchens enden.

                              Anders ist es mit dem Hornnagel, der beim Balzritual in einer für uns manchmal gewaltsam scheinenden Art eingesetzt wird und manchmal auch wirklich in ungünstigen Fällen zu Verletzungen führt. Das Balzritual hat den Zweck, die Tiere in die entsprechende Paarungs-Stimmung zu versetzen, bzw. das Weibchen zu stimulieren und zu synchronisieren. Gelingt das, kommt es zur Paarung, andernfalls nicht. Verletzungen dürften eher dann entstehen, wenn die Sache nicht gelingt, jedenfalls entstehen sie vor der Paarung. Deshalb wäre es präziser von Balzverletzungen zu sprechen. Aber Balz und Paarung werden vielfach nicht getrennt, auch von Tierärzten nicht, obwohl das zwei verschiedene Dinge sind und deshalb eine Trennung wichtig wäre, schließlich gibt es eine Befruchtung nur nach einer Paarung.

                              Der einfachste Schutz für bedrängte Weibchen sind Tunnel oder Höhlen, die knapp höher als der Panzer sein sollen. Auch ein größerer Streuhaufen, in den sich die Tiere selbst Tunnel graben können, ist dafür nützlich.

                              Dass wir alle mit Tieren mitleiden, die verletzt oder gestresst werden, ist ja wohl von vornherein klar.

                              Ich habe zu dem Komplex folgenden Eindruck (vielleicht irre ich mich, bitte nicht verallgemeinern!):

                              1. Tiere in einer größeren Gruppe, die jahrelang immer zusammen gehalten werden, können allmählich eine Rangordnung herstellen. Sie mussten sich dafür kennen lernen und kennen schließlich auch einander. Es kann ein harmonisches Zusammenleben geben.
                              2. Werden Männchen und Weibchen getrennt gehalten und nur zeitweise zur Paarung zusammengeführt, so verläuft das Zusammenbringen von 1 Männchen zu nur 1 Weibchen nach einer Anfangsphase des Abbaues der Kontaktscheue meist in harmonischer Art mit einem durchaus normalen Werberitual. Möglicherweise könnte auch diese Gemeinschaft von nur zwei Tieren zu einer harmonischen und synchronisierten Dauergemeinschaft werden. Wurde vielleicht bisher noch gar nicht ernsthaft versucht?
                              3. Erfolgt dagegen das zeitweise Zusammenbringen von mehreren Tieren verschiedenen Geschlechts (auch nur 1 Männchen zu mehreren Weibchen), ist zunächst die Rangordnung gestört. Die Aggressionen nehmen sofort entsprechend zu. Es dauert außerordentlich lang bis sich der Stress wieder legt und es zu einigermaßen akzeptablen Verhältnissen kommt. Höchstwahrscheinlich reicht die Zeit einer ganzen Saison für harmonische Zustände gar nicht aus. Diese Form der Haltung scheint mir noch am ehesten überdenkenswert.

                              Schöne Grüße
                              Gottfried

                              Kommentar


                              • #30
                                Hallo Gottfried

                                Zitat von GottfriedU
                                Ich verstehe nicht, was bei dieser Angelegenheit so schwierig ist und warum man hier so deutlich werden muss. Eine Paarung kann nur erfolgen, wenn der Penis in die Kloake eindringen kann und dort die Sperma ejakuliert. Sowohl Penis wie auch Kloake sind von einer sehr empfindlichen Schleimhaut umgeben. Beide können leicht verletzt werden. Das Eindringen des Penis ist unter anderem nur dann möglich, wenn seitens der Kloake genügend Schleimstoffe (sprich Gleitmittel) abgegeben werden. Das weibliche Tier muss also durch seine äußere Haltung und innere Sekretion für die Paarung bereit sein, andernfalls kann sie nicht stattfinden. Bei einem gewaltsamen Versuch würde das nur mit Penis-Verletzungen des Männchens enden.
                                .....nicht nur enden mit einer Penisverletzung, sondern gleichzeitig mit dem Einreißen der Kloakenschleimhaut und des Kloakenrandes bei dem betroffenen Weibchen! Die Tierärzte behandeln genug davon.

                                Mir kommt es aber langsam so vor, als ob Du es gar nicht verstehen willst.

                                Du beschreibst zwar hier exakt, wo die Gefahren liegen, scheinst aber für Dich zu negieren, daß es durchaus haufenweise Männchen gibt, die trotzdem eine Paarung versuchen und auch, mit viel nachhaltiger Aufdringlichkeit, letzendlich durchsetzen. Das scheint nicht nur in der Schildkrötenwelt ein Problem zu sein....

                                Anders ist es mit dem Hornnagel, der beim Balzritual in einer für uns manchmal gewaltsam scheinenden Art eingesetzt wird und manchmal auch wirklich in ungünstigen Fällen zu Verletzungen führt.
                                Da liegst Du leider komplett falsch. Mit dem Schwanzende, bzw. dem Hornnagel wird vom Männchen unmittelbar vor dem Einführen des Penis der Kloakeneingang ertastet. Dies hat also nichts mit Balz, sondern ausschließlich mit der Paarung zu tun. Deshalb nennt der schildkrötenerfahrene Tierarzt auch eine solche Verletzung (neben der Verletzung durch den gewaltsam eindringenden Penis) nicht Balz- sondern Paarungsverletzung

                                Aber Balz und Paarung werden vielfach nicht getrennt, auch von Tierärzten nicht, obwohl das zwei verschiedene Dinge sind und deshalb eine Trennung wichtig wäre, schließlich gibt es eine Befruchtung nur nach einer Paarung.
                                Bitte sei mir nicht böse, aber was hat die Befruchtung mit einer Vergewaltigung zu tun? Du gehst doch nicht im Ernst davon aus, daß nur die Ejakulation eine Paarung bedeutet?
                                Liegen unsere Gerichte so dermaßen verkehrt, weil sie einen Vergewaltiger auch dann verurteilen, wenn er nicht zum Höhepunkt kam? Oder liegen sie erst recht verkehrt, weil sie auch "nur" den Versuch einer Vergewaltigung ahnden????? Soll das für Schildkrötenweibchen denn etwa nicht gleichermaßen gelten? Sag mal, wo lebst Du denn? Auf dem Mond?

                                Der einfachste Schutz für bedrängte Weibchen sind Tunnel oder Höhlen, die knapp höher als der Panzer sein sollen. Auch ein größerer Streuhaufen, in den sich die Tiere selbst Tunnel graben können, ist dafür nützlich.
                                Wenn man paarungswütige Männchen in einem Gehege beobachtet hat, dann weiß man, daß ausschlielich eine räumliche Trennung die Weibchen wirklich schützt. Ein Vergleich der Weiten der Natur ist mit einem 30, 50 oder 100 qm großen Gehege m. E. nicht möglich und absolut lächerlich.

                                1. Tiere in einer größeren Gruppe, die jahrelang immer zusammen gehalten werden, können allmählich eine Rangordnung herstellen. Sie mussten sich dafür kennen lernen und kennen schließlich auch einander. Es kann ein harmonisches Zusammenleben geben.
                                Laut Aussagen des Verhaltensforschers Prof. Dr. Sossinka ist die Bildung einer Rangordung nur dann möglich, wenn sich die Tiere individuell kennen. Nur so sind die unterlegenen Tiere in der Lage, diese Rangordnung anzuerkennen, ohne dass es sie stresst. Schildkröten verfügen nicht über ausreichend Gehirnleistung für eine individuelle Erkennung der Artgenossen, denn dazu sind mehrere komplizierte verkettete Denkleistungen notwendig. Somit stehen sie durch stark dominante Tiere unter permanentem Stress. Daß es bei Schildkröten keine echte Rangordnung gibt, zeigt ja schon, daß die Verklopferei in einem neuen Gehege oder nach der Winterruhe jedesmal von neuem beginnt. Für mich ist es keine Geschmacksfrage, ob man die Tiere diese angebliche Rangordnung immer wieder auskämpfen lässt oder nicht.

                                2. Werden Männchen und Weibchen getrennt gehalten und nur zeitweise zur Paarung zusammengeführt, so verläuft das Zusammenbringen von 1 Männchen zu nur 1 Weibchen nach einer Anfangsphase des Abbaues der Kontaktscheue meist in harmonischer Art mit einem durchaus normalen Werberitual. Möglicherweise könnte auch diese Gemeinschaft von nur zwei Tieren zu einer harmonischen und synchronisierten Dauergemeinschaft werden. Wurde vielleicht bisher noch gar nicht ernsthaft versucht?
                                Schon Beate hat hier verschiedene Arbeiten angegeben, woraus ersichtlich ist, daß sich der Hormonstatus von wildlebenden und Tieren in menschlicher Obhut (z. T. gravierend) unterscheidet. Hout Daubremont et al. führen den Umstand, daß UNSERE Männchen ganzjährig paarungsbereit sind, genau aus diesem hormonellen Unterschied zurück. Wildlbende SK haben dagegen zwei "Hormonpeaks" im Frühjahr und im Spätsommer. Sie interessieren sich also in den Zwischenzeiten nicht für die (dann auch nicht paarungsbreiten) Weibchen.

                                3. Erfolgt dagegen das zeitweise Zusammenbringen von mehreren Tieren verschiedenen Geschlechts (auch nur 1 Männchen zu mehreren Weibchen), ist zunächst die Rangordnung gestört. Die Aggressionen nehmen sofort entsprechend zu. Es dauert außerordentlich lang bis sich der Stress wieder legt und es zu einigermaßen akzeptablen Verhältnissen kommt. Höchstwahrscheinlich reicht die Zeit einer ganzen Saison für harmonische Zustände gar nicht aus. Diese Form der Haltung scheint mir noch am ehesten überdenkenswert.
                                Da wird keine Rangordnung gestört! Da setzt allenfalls der unwissende, ignorante und verantwortunglose Halter seine nicht paarungsbereiten Weibchen planlos mit dem/den Männchen zusammen und erhofft sich durch möglichst viele Paarungen möglichst gut befruchtete Gelege. Dabei sollte er wissen, daß durch die Vorratsbefruchtung/Spermaspeicherung 1! Paarung zum richtigen Zeitpunkt völlig ausreichend ist. Vorausgesetzt, die Tiere werden artgerecht gehalten....

                                Schöne Grüße

                                Eva

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