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Eier und Schlüpflinge bei Testudo hermanni boettgeri

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  • #16
    Re: Eier und Schlüpflinge bei Testudo hermanni boettgeri

    Hallo,

    hat etwas gedauert aber jetzt wieder ein paar Daten von mir zu Thb (wobei ich folgende Einteilung habe: alte Weibchen = ausgewachsen, junge Weibchen = eierlegend aber noch nicht ausgewachsen).

    Angaben zur durchschnittlichen Eimasse (EM) und der durchschnittlichen Gelegegröße (1.-3. Gelege) über einen Zeitraum von 8 Jahren von zwei alten aber unterschiedlich großen Thb W2(~1,75kg KM) und W3 (~1,4kg KM) sowie einem dritten Tier W1 (~1,85-2,15kg KM), das in den 8 Jahren noch gewachsen ist, zum Schluß allerdings war der Zuwachs kaum noch feststellbar.

    W1: EM 20,8g bei 6 / 6,3 / 5,1 Eiern (EM von 18,4g zu 23,7g)
    W2: EM 20,7g bei 5,1 / 6,1 / 5 Eiern (EM ~konstant)
    W3: EM 19g bei 5,3 / 4,9 / 3 Eiern (EM ~konstant)

    daraus ist zu erkennen, dass das kleinere W3 kleinere Eier und auch kleinere Gelegegrößen hat. W1 hat zwar im Durchschnitt über die 8 Jahre etwa gleich schwere Eier wie W2 produziert, allerdings sind die Eier von W1 von Jahr zu Jahr schwerer geworden und liegen jetzt deutlich über denen von W2. Die durchschnittliche EM von W2 und W3 ist dagegen recht konstant verlaufen.

    Bei jungen, also noch wachsenden, Tieren habe ich auch einen Zusammenhang zwischen KM der Muttertiere und durchschnittlicher Eimasse feststellen können, so legen Jungtiere mit einer KM von 1kg-1,25kg durchschnittlich Eier mit 13,5g; Jungtiere mit einer KM von 1,25kg-1,5kg hingegen durchschnittlich 14,7g Eier. Auffallend ist dabei auch, dass junge noch wachsende Weibchen deutlich kleinere Eier legen als gleich schwere aber ausgewachsene Tiere.

    Da ich jetzt schon einige Zeit keine Eier mehr künstlich inkubiere werden die Eier auch nicht ausgegraben und daher auch nicht mehr vermessen. Im kommenden Frühling werde ich allerdings wieder ein paar Eier von jungen Weibchen ausgraben und vermessen um die weitere Entwicklung von KM/EM beobachten zu können.

    MfG
    Robert

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    • #17
      Re: Eier und Schlüpflinge bei Testudo hermanni boettgeri

      Hallo,
      also wenn ich das so lese, dann zweifle ich fast an den Aussagen meines Bekannten, mit dem ich gestern zufällig telefoniert habe:
      Er besitzt seit 5 jahren ein angebliches Thb-weibchen, das er aufgrund der Grösse immer bei seinen Ah-Damen liefen ließ...bis er Eier fand. Er hat das Tier dann zu seinen Thb gesetzt: die wurde prompt gepaart und legete dann letztes Jahr weitere Eier: Schlüpfgewicht der Babies :16-20g. Und jetzt das was ich nie verstehen werde: das Tier wiegt nur 750g, ist seit 5 Jahren fast nicht mehr gewachsen, aber eindeutig sehr jung und früher nicht optimal gehalten worden. Er zweifelt stark an, daß es sich bei dem Tier um Thb handelt. Aber: wie kommen bei den anderen bekannten Unterarten so relativ grosse Schlüpflinge zustande?

      Gruß
      Sabine

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      • #18
        Re: Eier und Schlüpflinge bei Testudo hermanni boettgeri

        Hallo,

        eine ungewöhnlich große Zahl von Eiern in den Gelegen könnte eventuell auch von der Sonnenscheindauer und Temperatur des Vorjahres ausgelöst werden. Das Jahr 2003 war bekanntlich sehr günstig für Schildkröten (sonnig, warm, trocken). Die großen Eizahlen bei meinen beiden Tieren, 29 in jeweils drei Gelegen, verzeichnete ich beide im darauf folgenden Jahre 2004. Alle 29 Eier des einen, schon ziemlich alten Tieres waren allerdings unbefruchtet. Auch meine anderen Tiere hatten 2004 mehr Eier als gewöhnlich.


        Kann sonst jemand bestätigen, dass im Jahr 2004 höhere Eizahlen gelegt wurden?


        Die Frage, ob für die Produktion von Eiern und die Zahl der gelegten Eier ein vorhandenes oder nicht vorhandenes Männchen eine Rolle spielt, scheint mir noch immer nicht zweifelsfrei geklärt zu sein. Ich glaube auch nicht daran, dass es einen Mechanismus gibt, nach dem unbefruchtete Eier schlecht vergraben werden, häufig wieder resobiert werden oder einfach irgendwo in der Gegend verloren werden. Diesbezügliche Beobachtungen könnten auch reiner Zufall sein. Es ist nicht ganz einleuchtend, wie der Organismus merken sollte, ob ein Ei befruchtet ist oder nicht.

        Früher, als ich noch kein Männchen bei der Gruppe hatte, wurden trotzdem Eier gelegt und auch sauber vergraben. Allerdings waren es wesentlich weniger.

        Viele Grüße
        Gottfried

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        • #19
          Re: Re: Eier und Schlüpflinge bei Testudo hermanni boettgeri

          GottfriedU schrieb:
          Es ist nicht ganz einleuchtend, wie der Organismus merken sollte, ob ein Ei befruchtet ist oder nicht.
          Ich weiß nicht, ob der Organismus des Weibchens wirklich merkt, ob Eier befruchtet sind oder nicht, eine Möglichkeit wären Hormone, z.B. im Ejakulat des Männchens, die, so habe ich ganz vage in Erinnerung, bei der menschlichen Biologie eine Rolle spielen, auch der Einfluß von Pheromonen wäre denkbar.

          Daß nicht alle Weibchen Eier legen, ist, glaube ich, unbestritten, sonst wären viele langjährig in Gefangenschaft lebenden Schildkrötenweibchen wahrscheinlich nicht Jahrzehnte für Männchen gehalten worden, z.B. die beiden Methusaleme Harriet, die früher Harry hieß, und Timothy, die immer Timothy blieb....

          Gruß, Editha





          [[ggg]Editiert von Kacchua am 05-12-2005 um 12:25 GMT[/ggg]]

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          • #20
            Re: Re: Eier und Schlüpflinge bei Testudo hermanni boettgeri

            GottfriedU schrieb:
            Kann sonst jemand bestätigen, dass im Jahr 2004 höhere Eizahlen gelegt wurden?
            Hallo Gottfried

            Das dies bei vielen Schildkrötenhaltern so war, bestätigen die Bemerkungen in mehreren Forenbeiträgen von 2003 bis 2005. Bei so manchen scheint sich der "Jahrhundertsommer" schon im selben Jahr ausgewirkt zu haben. Zauberwort: "optimale Haltungsbedingungen" ;-)

            Die Frage, ob für die Produktion von Eiern und die Zahl der gelegten Eier ein vorhandenes oder nicht vorhandenes Männchen eine Rolle spielt, scheint mir noch immer nicht zweifelsfrei geklärt zu sein.
            Nachem, was mir einige Halter berichteten und was in Forenbeiträgen immer wieder zu lesen ist, scheint das Vorhandensein eines _harmonierenden_ Männchens durchaus eine Rolle zu spielen. So legte z. B. ein mir bekanntes über 40jähriges Tier nur in den Jahren Eier ab, in denen ein Männchen anwesend war (incl. Balz und Paarung).

            Ich glaube auch nicht daran, dass es einen Mechanismus gibt, nach dem unbefruchtete Eier schlecht vergraben werden, häufig wieder resobiert werden oder einfach irgendwo in der Gegend verloren werden.
            Schlecht vergrabene Eier scheinen wohl eher auf Störungen während der Eiablage zurück zu führen zu sein, oder aber auch bei einigen Weibchen individuell bedingt zu sein.
            "Verlorene" Eier (verworfene Gelege) treten häufig dann auf, wenn der Eiablageplatz nicht den Ansprüchen des Weibchens entspricht und der Eiablagetermin bereits überschritten ist. Die Ansprüche können im Einzelnen auch mal individuell verschieden sein. Manche Damen sind bei der Auswahl pingeliger, manche weniger. Auch hier also wieder das Zauberwort "Haltungsbedingungen" + Fingerspitzengefühl des Halters für seine Tiere.
            Resorbierte Eier sind im Reptilienreich in der Regel unbefruchtet oder es sind "Fehlbildungen".

            Es ist nicht ganz einleuchtend, wie der Organismus merken sollte, ob ein Ei befruchtet ist oder nicht.
            Ein befruchtetes Ei sendet bestimmte Hormone an den Organismus aus, die beim unbefruchteten Ei fehlen. Deshalb werden nicht nur bei Schildkröten unbefruchtete Eier nicht selten resorbiert oder kommen nicht (voll) zur Entwicklung. Desgleichen, wenn der Ernährungszustand nicht stimmt und der Organismus mit der Ausbildung von Eiern überfordert wäre. Das kann man vor allem bei Echsen, die zu jung zur Vermehrung verwendet werden, optisch sehr schön beobachten. Bei Schildkröten ist dies aus anatomischen Gründen leider nicht nachvollziehbar. Allerdings werden bei Sektionen immer wieder auch mal eingetrocknete, unbeschalte Eier gefunden, die nie zur Entwicklung kamen.

            Interessant zu dem Thema ist dazu die Veröffentlichung von Dr. Lutz Sassenburg: "Beiträge zu den Erkrankungen der Geschlechtsorgane von Reptilien aus klinischer Sicht". (2000) Praktischer Tierarzt 81: 2, 142–149.

            Schöne Grüße

            Eva

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            • #21
              Re: Re: Eier und Schlüpflinge bei Testudo hermanni boettgeri

              GottfriedU schrieb:


              Kann sonst jemand bestätigen, dass im Jahr 2004 höhere Eizahlen gelegt wurden?

              Hallo Gottfried!
              Ich hatte 2005 mehr oder genauso viele Eier wie in 2004 von den gleichen Tieren.
              Grüsse- Jutta


              PS habt Ihr denn auch Alle brav alle Eure Beobachtungen auf Irmis Bögern zur Inkubation vermerkt und abgeschickt?

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              • #22
                Re: Re: Re: Eier und Schlüpflinge bei Testudo hermanni boettgeri

                jutta schrieb:
                PS habt Ihr denn auch Alle brav alle Eure Beobachtungen auf Irmis Bögern zur Inkubation vermerkt und abgeschickt?
                Das Herunterladen der Formulare hat bei mir nicht geklappt, weil mein Virenscanner dabei aufheulte und ich alles wieder löschen mußte.

                Ich habe mit der Inkubation aufgehört, denn man kann sie nicht ewig betreiben.

                Meine Erfahrungen möchte ich anschließend mitteilen. Mehr kann ich dazu auch nicht beitragen.

                Inkubation

                So interessant die Inkubation von Eiern auch ist, man hat sehr bald viel zu viele Schlüpflinge und muss damit schleunigst wieder aufhören. Hier meine dabei gemachten Erfahrungen:

                Ich habe schon sehr viel ausprobieren müssen und kann schließlich folgende einfache und vollkommen einwandfrei arbeitende Methode empfehlen:

                1. Man kann und sollte die Eier vor dem Inkubieren im fließenden Wasser sehr sauber waschen und danach abtrocknen. Das bringt mit Sicherheit keine negativen Auswirkungen auf den Bruterfolg. Es verhindert aber weitgehend eine Infektion durch irgendwelche Keime von außen. Es spielt keine Rolle, ob man gleich nach dem Legen oder ein paar Tage später inkubiert, ob das Gerät schon eingeschaltet ist oder erst später eingeschaltet wird.
                2. Am besten arbeitet man gänzlich ohne ein Substrat. So inkubierte bereits Prof. Dr. Kirsche. Denn man kann ein Substrat nie ständig in der richtigen Feuchtigkeit halten, damit die Eier immer gleichmäßig damit versorgt würden. Wenn man z. B. die Jäger Kunstglucke verwendet, dann kann man die Eier ganz offen direkt auf die Plastikmatte des Feuchtbrut – Set legen.
                3. Um die harte Strahlung der Heizschlange zu dämpfen, legt man direkt auf die Eier ein Serviettenpapier. Darunter entsteht bei einer dort zu messenden gleichbleibenden Temperatur von 32,5 Grad automatisch eine Luftfeuchtigkeit von 75 bis 80 %. Diese reicht aus, um die Eier gleichmäßig mit Feuchtigkeit zu versorgen. Auch unbefruchtete Eier bleiben so ziemlich lange frisch und bekommen keine Risse. Am 50. Tag der Inkubation kann man die Papierabdeckung der Eier wegnehmen, um den jetzt bald zu erwartenden Schlupf besser verfolgen zu können. Bei 32,5 Grad gleichbleibender Temperatur beginnt der Schlupf oft schon ab dem 50. Tag! Der Anteil an Weibchen sollte dabei ziemlich hoch sein.
                4. Die Wasserrillen sind etwa alle 2 bis 3 Wochen nachzufüllen, denn die Jäger Kunstglucke hat eine gute Lüftung. Am besten nimmt man destilliertes Wasser.
                5. Ein Nachteil bei dieser offenen Bebrütung ist allerdings, dass bei eng liegenden Eiern die schlüpfenden Tiere benachbarte Eier verdrehen können. Die Plastikmatte des Jäger Feuchtbrut Set ist nicht für einen festen Halt von Schildkröteneiern konzipiert. Verwendet man aber die mitgelieferte Schaumstoffmatte, so lassen sich die Wasserrillen nicht mehr so leicht nachfüllen. Eine Lösungsmöglichkeit wären eventuell trennende Plastikstreifen, die man karoartig in der richtigen Größe der Eier so ineinander verschachteln könnte, dass jedes Ei einen sicheren Halt bekommt und man trotzdem jederzeit Wasser in den unteren Teil nachfüllen kann.

                Diese Methode hat sich bei Testudo hermanni boettgeri bewährt. Mit anderen Arten habe ich keine Erfahrung. Es entstehen dabei kaum Schildanomalien. Wenn es dennoch zu Problemen kommen sollte, so liegen die Ursachen bestimmt nur an der Ei-Qualität und nicht an der Inkubationsmethode.

                Schildanomalien:

                Wodurch Schildanomalien entstehen ist bisher nicht wirklich geklärt. Man kann darüber leider nur Vermutungen anstellen. In diesem Sinne ist auch das Folgende zu verstehen.

                Ich glaube, dass auch die Schildanomalien mit der Ei-Qualität zu tun haben und nicht mit der Inkubation. Denn, warum sind immer nur einige Eier betroffen und die anderen nicht, bei sonst gleichen Inkubationsbedingungen? Vermutungen, die dazu schon geäußert wurden, dass z. B. die Inkubationstemperatur Schildanomalien verursacht, sind höchstwahrscheinlich nur auf ganz zufällige Ergebnisse zurückzuführen.

                Am wahrscheinlichsten ist für mich ein unmittelbarer Einfluss der Körpertemperatur der Muttertiere bei der Ovulation oder kurz danach, der diese Unterschiede bei einzelnen Eiern hervorbringen könnte. Die nötigen Stoffe für die Embryonalentwicklung können offenbar nur bei einem optimalen Stoffwechsel in das Ei eingebaut werden, bzw. die gesunde Entwicklung des Eies braucht z. B. optimale Temperaturbedingungen schon im Muttertier. Bei der Eiablage hat bekanntlich der Embryo schon mindestens das Blastula-Stadium erreicht. Da praktisch ohne Ausnahme bei jedem beliebigen Muttertier immer wieder einzelne Eier zu bestimmten Zeiten Defekte aufweisen, sind erbliche Ursachen dafür ziemlich sicher auszuschließen.

                Wenn man die Eier genau in der Reihenfolge, wie sie gelegt werden, nummeriert, so kann man leicht feststellen, dass Anomalien immer gehäuft bei benachbarten Nummern auftreten. Wahrscheinlich ist das ein Zeichen dafür, dass die optimale Eientwicklung schon vor dem Legen während einer ganz bestimmten Zeitperiode durch äußere Einflüsse behindert war.

                Die Schildanomalie ist vermutlich die leichteste Form eines solchen Ei-Defektes. Dabei können die Schlüpflinge den Mangel nach dem Schlupf oft noch völlig ausgleichen, so dass nur ein Schönheitsfehler bleibt. Dann kommen in der Reihenfolge die Kümmerer, die ihr Ei zwar noch manchmal verlassen können, die aber in der Regel nicht mehr lebensfähig sind. Nach Köhler haben die meisten von ihnen Eingeweidebrüche und können dann auch nicht fressen. Dann kommen die Embryos, die schon im Ei absterben. Manche schon sehr früh in der Entwicklung, andere erst knapp vor dem Schlüpfen. Manche sterben vielleicht schon so früh, dass man meint, die Eier waren unbefruchtet. Es ist also jede Form von Ei-Mangel von sehr schwer bis ganz leicht möglich und ist auch fast bei jeder Brut in der Praxis in der einen oder anderen Form feststellbar. Für ausgesprochene Missbildungen (Augen, Schnabel etc.) dürften eher Mängel in der Ernährung, z. B. an Mineralstoffen und Vitaminen oder auch Krankheiten der Muttertiere die Ursache für die schlechte Ei-Qualität sein.

                Die schwereren Formen von Schlüpflingsdefekten zeigen fast immer auch noch zusätzlich Schildanomalien (z. B. im Ei abgestorbene Embryos). Da auch in den Heimatgebieten der Landschildkröten Schildanomalien nicht ganz unbekannt sind, könnten sie auch dort durchaus auf Schlechtwetterperioden zurückzuführen sein, aber sie wären deswegen natürlich bedeutend seltener als in unserem Klima.


                Unbefruchtete Eier.

                Ein gänzlicher Misserfolg bei der Nachzucht ist meistens auf unbefruchtete Eier und nur sehr selten auf Inkubationsfehler zurückzuführen. Es ist viel zu wenig bekannt, dass eine echte Paarung (Kopulation) bei griechischen Landschildkröten ein höchst seltenes Ereignis ist. Wahrscheinlich geschieht das nur einmal im Jahr oder noch viel seltener. Viele Bücher, die über das Kapitel Paarung informieren wollen, unterscheiden kaum zwischen Balz und Paarung. Damit erwecken sie die ganz falsche Vorstellung, die Schildkröten würden sich dauernd paaren und die Befruchtung der Eier sei somit überhaupt kein Problem.

                Es lässt sich natürlich auch hier nicht alles verallgemeinern. Jedenfalls habe ich an meinen Tieren festgestellt, dass der Zwischenraum zwischen zwei echten Paarungen in einem Fall sogar ganze 7 Jahre betragen hat! Im Jahre nach der ersten Paarung wurden die ersten befruchteten Eier gelegt. Dann gab es 3 weitere Jahre mit noch immer befruchteten Eiern. Dann folgten 3 Jahre mit nur mehr unbefruchteten Eiern. Im 7. Jahr konnte ich dann, nachdem die Legezeit vorbei war, anfangs Juli, zufällig wieder eine echte Paarung der gleichen Tiere beobachten, die dann tatsächlich im nächsten Jahr wieder gut befruchtete Eier brachte. Man darf sich also nicht verwirren lassen. Auch wenn die männlichen Tiere fast immer zu einer Balz bereit sind, zu einer echten Paarung muss es deshalb noch lange nicht kommen!

                Wenn man also Probleme mit unbefruchteten Eiern hat, sollte man das betreffende Weibchen am besten nach der Legeperiode (etwa ab Juli) für mindestens eine oder zwei Wochen für sich allein mit einem Männchen vergesellschaften. Die Tiere brauchen oft ziemlich lange, um sich kennen zu lernen. Ein Männchen in einer größeren Gruppe versucht es wohl einmal hier und dann dort, wird also ständig hin- und hergerissen, aber es kommt meist doch nur sehr selten zu einer wirklichen Kopulation.

                Viele Grüße Gottfried

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                • #23
                  Re: Re: Eier und Schlüpflinge bei Testudo hermanni boettgeri

                  GottfriedU schrieb:

                  Kann sonst jemand bestätigen, dass im Jahr 2004 höhere Eizahlen gelegt wurden?



                  Die Frage, ob für die Produktion von Eiern und die Zahl der gelegten Eier ein vorhandenes oder nicht vorhandenes Männchen eine Rolle spielt, scheint mir noch immer nicht zweifelsfrei geklärt zu sein. Früher, als ich noch kein Männchen bei der Gruppe hatte, wurden trotzdem Eier gelegt und auch sauber vergraben. Allerdings waren es wesentlich weniger.

                  Viele Grüße
                  Gottfried
                  Hallo

                  Im Jahr 2004 wurden von meinen Thb und Tgi auch am meisten Eier gelegt. Jedoch war auch bei den Erstgelegen (im Jahr) die Schilderanomalie (fehlendes 4. Zentralschild) am häufigsten.

                  In der Zeit als mein Tgi ohne Männchen war (ca. 15 Jahre), hat es keine Eier gelegt. Erst wieder nach der zeitweisen Vergesellschaftung mit einem Männchen hat es wieder gelegt.

                  @Gottfried
                  Ich finde deine Ausführungen hoch interessant und nachvollziehbar. Vielen Dank


                  Gruß
                  Didi

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                  • #24
                    Re: Eier und Schlüpflinge bei Testudo hermanni boettgeri

                    Hallo,

                    die Eizahl war bei meine alten Thb für 2003 nahezu exakt im langjährigen Durchschnitt und auch für 2004 nicht erhöht - eventuell wegen fehlender Drittgelege sogar geringer (wobei ich allerdings bei Drittgelegen nie sicher sagen kann ob sie nicht gelegt, oder nur nicht beobachtet wurden). Auch hatten meine Tiere im 'Jahrhundertsommer 2003' mit Sicherheit weniger(!) Aktivitätsstunden als in einem 'Durchschnittssommer' - Stichwort Sommerruhe.

                    Verworfene Eier sind für mich ein eindeutiger Hinweis, dass die Haltungsbedingungen nicht passen (fehlende Ablagemöglichkeiten, Störung durch andere Tiere oder auch den Pfleger, usw.) und sollten sehr ernst genommen werden, bevor es eventuell zu größeren Problemen wie einer Legenot kommt. Auch unbefruchtete Eier sollten immer 'ordnungsgemäß' vergraben werden.

                    Ein befruchtetes Ei sendet bestimmte Hormone an den Organismus aus, die beim unbefruchteten Ei fehlen.
                    klingt für viele Schlangen, Echsen einleuchtend - die ja oft Eier mit schon sehr weit entwickelten Embryonen ablegen. Schildkröteneier stoppen allerdings schon sehr Frühzeitig in der Entwicklung (Blastula- Gastrula-Stadium), ist da überhaupt schon eine Hormonproduktion möglich?

                    MfG
                    Robert

                    Kommentar


                    • #25
                      Re: Re: Eier und Schlüpflinge bei Testudo hermanni boettgeri

                      RobertB schrieb:

                      Schildkröteneier stoppen allerdings schon sehr Frühzeitig in der Entwicklung
                      Ist eigentlich bekannt, warum die sich erst nach der Eiablage entwickeln? Was stoppt die Entwicklung und was startet sie wieder?

                      Gruß, Editha


                      Kommentar


                      • #26
                        Re: Eier und Schlüpflinge bei Testudo hermanni boettgeri

                        Hallo Editha,

                        es wird vermutet, dass das mit den anaeroben Bedingungen zu tun haben könnte.

                        Gruß Irmi

                        [[ggg]Editiert von Fachmoderator am 05-12-2005 um 20:34 GMT[/ggg]]

                        Kommentar


                        • #27
                          Re: Eier und Schlüpflinge bei Testudo hermanni boettgeri

                          Hallo Gottfried,

                          sehr schöner Bericht)
                          Zu den Anomalien: konntest Du auch feststellen, daß vermehrt (vor allem schwere Anomalien) auftraten, wenn das Muttertier einige Wochen vor der Eiablage medikamentös behandelt wurde?

                          Gruß
                          Sabine

                          Kommentar


                          • #28
                            Re: Re: Eier und Schlüpflinge bei Testudo hermanni boettgeri

                            RobertB schrieb:
                            Verworfene Eier sind für mich ein eindeutiger Hinweis, dass die Haltungsbedingungen nicht passen (fehlende Ablagemöglichkeiten, Störung durch andere Tiere oder auch den Pfleger, usw.) und sollten sehr ernst genommen werden, bevor es eventuell zu größeren Problemen wie einer Legenot kommt. Auch unbefruchtete Eier sollten immer 'ordnungsgemäß' vergraben werden.
                            Hallo Robert

                            Also alles zusammen doch ein Hinweis darauf, daß die Haltungsbedingungen an irgend einem Punkt nicht stimmen.

                            klingt für viele Schlangen, Echsen einleuchtend - die ja oft Eier mit schon sehr weit entwickelten Embryonen ablegen.
                            Wie kommst Du darauf? Die meisten Schlangen und Echsen, legen, wie Schildkröten auch, "unentwickelte" Eier, die ihre Entwicklung erst im Erdboden/Brutsubstrat starten und fortführen. Die andere Variante wären dann die ovoviviparen Reptilien, deren Eier sich bereits im Mutterleib entwickeln und die ihre Jungtiere augenscheinlich lebend gebähren, da die Eier unmittelbar während dem Schlupf abgelegt werden.

                            Das befruchtete Ei gibt schon sehr kurz nach der Befruchtung ein Hormon mit einer Botschaft an die Eierstöcke ab, wo anschließend das dort gebildete Gelbkörperhormon eine weitere Eibildung unterbindet und der/die Eileiter auf die Trächtigkeit vorbereitet werden.

                            Schöne Grüße

                            Eva


                            Kommentar


                            • #29
                              Re: Eier und Schlüpflinge bei Testudo hermanni boettgeri

                              Hallo Eva,

                              ich zitiere mal wörtlich aus 'Inkubation von Reptilieneiern' (KÖHLER):
                              'Insbesondere die Embryonen von Echsen- und Schlangeneiern können bei der Ablage aber schon sehr weit entwickelt sein (EWERT 1991). Embryonen der Sandrasselotter Echis coloratus messen bei der Eiablage bereits 88 mm (VLECK & HOYT 1991). Bei anderen Reptiliengruppen (Krokodile, Schildkröten und Brückenechsen) kommt die Entwicklung im Eileiter - möglicherweise wegen anaeroben Bedingungen - in einem frühen Stadium (Gastrula) zum Stillstand und setzt erst nach der Eiablage wieder ein (LYNN & VON BRAND 1945, EWERT 1985)'

                              Die Funktion des Gelbkörpers zum stoppen der Eiproduktion während einer Trächtigkeit bei Säugetieren ist mir schon klar, aber bei Reptilien nistet sich das Ei ja nirgends ein und die Eier werden ja - egal ob befruchtet oder nicht - ausgetrieben. Wozu also eine Rückmeldung ob befruchtet oder nicht durch das Ei? Und wie kann ein Embryo, der erst aus ein paar Zellen besteht, irgendeinen Botenstoff/Hormon produzieren?
                              Mein Biologieunterricht ist schon etwas her, und ich glaube nicht, dass wir damals auf Reptilien eingegangen sind - also wer kann hier ein bisschen Nachhilfe geben?

                              MfG
                              Robert



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                              • #30
                                Re: Re: Re: Re: Eier und Schlüpflinge bei Testudo hermanni boettgeri

                                GottfriedU schrieb:
                                Wenn man also Probleme mit unbefruchteten Eiern hat, sollte man das betreffende Weibchen am besten nach der Legeperiode (etwa ab Juli) für mindestens eine oder zwei Wochen für sich allein mit einem Männchen vergesellschaften. Die Tiere brauchen oft ziemlich lange, um sich kennen zu lernen. Ein Männchen in einer größeren Gruppe versucht es wohl einmal hier und dann dort, wird also ständig hin- und hergerissen, aber es kommt meist doch nur sehr selten zu einer wirklichen Kopulation.
                                Hallo Gottfried, danke für deine Aussführungen. Ich stimme in manchen Punktem mit dir überein, aber obige Aussage bezweifle ich doch sehr stark!

                                Die Paarungszeit von T.h.boettgeri ist sicher nicht im Juli. Das ist der völlig falsche Zeitpunkt.

                                Außerdem sind Schildkröten Reptilien. Sie brauchen sich nicht kennen zu lernen, wie Menschen oder vielleicht höher entwickelte Säugetiere.
                                Reptilien haben für diese Übung eine festgelegte Paarungszeit (T.h.b. im zeitigen Frühjahr und vielleicht noch im frühen Herbst). Wenn man diese Paarungszeit nutzt oder sie mit technischen Hilfsmitteln simuliert, benötigt jedes normale Männchen höchsten 10 bis 20 Minuten um zur Kopulation zu kommen (Balz) und nochmals ungefähr so lange, um sie auch zu vollziehen.
                                Hält man die Tiere jedoch auch außerhalb der Paarungszeit zusammen, plagen sich die Männchen mit einer Reizüberflutung (wie du ja auch schreibst) und nur das kann zu angetäuschten, aber nicht mehr vollzogenen Paarungen führen.

                                Seitdem ich meine europäischen Landschildkröten nur zur Paarungszeit zusammen führe, gibt es keine unbefruchteten Eier mehr.

                                Gruß Irmi



                                [[ggg]Editiert von Fachmoderator am 06-12-2005 um 09:22 GMT[/ggg]]

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