Re: Eier und Schlüpflinge bei Testudo hermanni boettgeri
Hallo allerseits,
ein paar Erklärungen sind offenbar doch noch erforderlich.
Auch ich halte meine Tiere nur, weil ich ein Tierfreund bin. Ich solidarisiere mich auch mit eurer verständlichen und berechtigten Forderung, dass ein Tier nicht gestresst oder gar gequält werden darf. Dafür sind wir als Tierhalter natürlich alle verantwortlich. Selbstverständlich schadet es auch nicht, wenn wir uns öfter daran erinnern.
Den Einwand, dass dieser bisher einzige Versuch von mir, den man auch in keiner Weise verallgemeinern darf, bedenklich war, akzeptiere ich. Er verlief aber unter Kontrolle und auch ganz anders, als ich selbst erwartete. Das Männchen fiel keineswegs brutal über das Weibchen her, um es zu vergewaltigen, wie das viele anzunehmen scheinen. Die einzelnen Balzversuche, die uns vielleicht immer etwas ruppig vorkommen, waren doch in keiner Weise häufiger oder heftiger. Es folgte aber ein tagelang dauerndes und ausgesprochen rücksichtsvolles Verhalten, das ich hier früher "Kennenlernen" nannte (Dr. Sassenburg nennt es "Abbau der Kontaktscheue" usw.), wobei die Tiere nebeneinander liegen, sich viel Zeit lassen, dahindösen und die schon beschriebenen streichelnden Bewegungen usw. ausführen. Da weder Stress noch Qual damit verbunden war, musste ich auch in keiner Weise einschreiten, es wurde auch zwischendurch gemeinsam gefressen usw. Selbstverständlich hatte dabei das Weibchen auch einen Berg von Heu und Streu zu Verfügung, um sich eventuell bei Bedarf schützend eingraben zu können. Eure Befürchtungen sind wirklich unnötig. Allerdings, wie weit man das Ergebnis jetzt wieder verallgemeinern kann, muss ich offen lassen. Es war mein erster und einziger Versuch. Beide Tiere haben ihre Jugend und ersten Lebensabschnitte irgendwo, vielleicht in weit getrennten Gebieten am Balkan, verlebt, wurden aber schon vor vielen Jahren bei uns eingebürgert (Weibchen 2700 g; Männchen 1050 g). Jüngere, schon bei uns geborene Nachzuchten könnten sich vielleicht auch schon wieder ganz anders verhalten.
Vor allem wurden wiederholt die 14 Tage Dauer kritisiert, die ich ja nur als äußerstes Maximum verstehen wollte, weil manche Tiere möglicherweise sehr viel Zeit für den "Abbau der Kontaktscheue" brauchen. Wenn bis dahin nichts passiert, hat es wahrscheinlich auch keinen weiteren Sinn mehr. Ich kann leider nicht mehr sagen, wie viele Tage es bei meinen Tieren in diesem Versuch tatsächlich dauerte. Aber es geht wahrscheinlich meist nicht sehr schnell, man muss unbedingt mit einigen Tagen rechnen. Auch wenn man die Paarung nicht direkt beobachten kann, merkt man es ja auch am Verhalten, ob man die Tiere wieder in ihre gewohnte Umgebung zurückbringen kann.
Man kann sich jetzt natürlich auch noch ein paar zusätzliche Gedanken darüber machen:
Was macht uns denn so absolut sicher, dass die Paarungszeit im Frühjahr ist?
Unwillkürlich muss ich dabei an den berühmten Professor aus der Feuerzangenbowle denken: "Und da stelle mehr uns ehmal janz dumm und da frache mehr ehmal soo:......"
Warum wissen die Männchen nicht, dass ihre Paarungszeit im Frühjahr ist und warum müssen sie die Weibchen das ganze Jahr über anbalzen? Sollte das ein Fehlverhalten sein, das angeboren ist? Kaum denkbar! Oder kann ein solches Fehlverhalten schon allein durch die Gefangenhaltung hervorgerufen werden, in einer dann allgemein verbreiteten Form? Auch sehr unwahrscheinlich! Dann muss es also möglicherweise doch ein festvererbtes normales Instinktverhalten sein?
Warum sagen wir dann nicht gleich: Balz und Paarung kann das ganze Jahr über sein. Der Paarungstrieb ist aber gleich nach der Winterruhe am stärksten und während der Legezeit am schwächsten.
Schöne Grüße
Gottfried
Hallo allerseits,
ein paar Erklärungen sind offenbar doch noch erforderlich.
Auch ich halte meine Tiere nur, weil ich ein Tierfreund bin. Ich solidarisiere mich auch mit eurer verständlichen und berechtigten Forderung, dass ein Tier nicht gestresst oder gar gequält werden darf. Dafür sind wir als Tierhalter natürlich alle verantwortlich. Selbstverständlich schadet es auch nicht, wenn wir uns öfter daran erinnern.
Den Einwand, dass dieser bisher einzige Versuch von mir, den man auch in keiner Weise verallgemeinern darf, bedenklich war, akzeptiere ich. Er verlief aber unter Kontrolle und auch ganz anders, als ich selbst erwartete. Das Männchen fiel keineswegs brutal über das Weibchen her, um es zu vergewaltigen, wie das viele anzunehmen scheinen. Die einzelnen Balzversuche, die uns vielleicht immer etwas ruppig vorkommen, waren doch in keiner Weise häufiger oder heftiger. Es folgte aber ein tagelang dauerndes und ausgesprochen rücksichtsvolles Verhalten, das ich hier früher "Kennenlernen" nannte (Dr. Sassenburg nennt es "Abbau der Kontaktscheue" usw.), wobei die Tiere nebeneinander liegen, sich viel Zeit lassen, dahindösen und die schon beschriebenen streichelnden Bewegungen usw. ausführen. Da weder Stress noch Qual damit verbunden war, musste ich auch in keiner Weise einschreiten, es wurde auch zwischendurch gemeinsam gefressen usw. Selbstverständlich hatte dabei das Weibchen auch einen Berg von Heu und Streu zu Verfügung, um sich eventuell bei Bedarf schützend eingraben zu können. Eure Befürchtungen sind wirklich unnötig. Allerdings, wie weit man das Ergebnis jetzt wieder verallgemeinern kann, muss ich offen lassen. Es war mein erster und einziger Versuch. Beide Tiere haben ihre Jugend und ersten Lebensabschnitte irgendwo, vielleicht in weit getrennten Gebieten am Balkan, verlebt, wurden aber schon vor vielen Jahren bei uns eingebürgert (Weibchen 2700 g; Männchen 1050 g). Jüngere, schon bei uns geborene Nachzuchten könnten sich vielleicht auch schon wieder ganz anders verhalten.
Vor allem wurden wiederholt die 14 Tage Dauer kritisiert, die ich ja nur als äußerstes Maximum verstehen wollte, weil manche Tiere möglicherweise sehr viel Zeit für den "Abbau der Kontaktscheue" brauchen. Wenn bis dahin nichts passiert, hat es wahrscheinlich auch keinen weiteren Sinn mehr. Ich kann leider nicht mehr sagen, wie viele Tage es bei meinen Tieren in diesem Versuch tatsächlich dauerte. Aber es geht wahrscheinlich meist nicht sehr schnell, man muss unbedingt mit einigen Tagen rechnen. Auch wenn man die Paarung nicht direkt beobachten kann, merkt man es ja auch am Verhalten, ob man die Tiere wieder in ihre gewohnte Umgebung zurückbringen kann.
Man kann sich jetzt natürlich auch noch ein paar zusätzliche Gedanken darüber machen:
Was macht uns denn so absolut sicher, dass die Paarungszeit im Frühjahr ist?
Unwillkürlich muss ich dabei an den berühmten Professor aus der Feuerzangenbowle denken: "Und da stelle mehr uns ehmal janz dumm und da frache mehr ehmal soo:......"
Warum wissen die Männchen nicht, dass ihre Paarungszeit im Frühjahr ist und warum müssen sie die Weibchen das ganze Jahr über anbalzen? Sollte das ein Fehlverhalten sein, das angeboren ist? Kaum denkbar! Oder kann ein solches Fehlverhalten schon allein durch die Gefangenhaltung hervorgerufen werden, in einer dann allgemein verbreiteten Form? Auch sehr unwahrscheinlich! Dann muss es also möglicherweise doch ein festvererbtes normales Instinktverhalten sein?
Warum sagen wir dann nicht gleich: Balz und Paarung kann das ganze Jahr über sein. Der Paarungstrieb ist aber gleich nach der Winterruhe am stärksten und während der Legezeit am schwächsten.
Schöne Grüße
Gottfried
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