Re: Mischlinge aus Elaphe obsoleta quadrivitatta und Elaphe gutatta
Lieber Herr Bischoff,
Nein, ich meine ganz bewußt nicht aus Unwissenheit, sondern auf Grundlage der Tatsache, dass die beteiligten (Unter-)Arten noch nicht getrennt waren. Und wer kann einem anderen verübeln, wenn er eine Boa constrictor constrictor mit einer Boa constrictor constricor, eine Morelia spilota variegata mit selbigem etc. verpaart?
Wie schon Mayr & Ashlock (1991) andeuteten sind viele der Arten nicht einfach zu halten und zur Zucht zu bewegen, und um vernünftige Ergebnisse mit Kreuzungsexperimenten gem. dem BSC durchzuführen ist es notwendig nicht nur eine Nachkommensgeneration zu erzeugen, sondern auch diese Nachkommen zur Erzeugung von Nachkommen zu bewegen. Wie sonst ließe sich beweisen, dass diese Hybriden fertile oder eben nicht fertile Nachkommen erzeugen können. Ich brauche Ihnen, Herr Bischoff sicherlich nicht die Nachteile des BSC vor Augen zu führen (Asexualität, Alloaptry etc.). Gerade bei allopatrischen Populationen wären solche Kreuzungsexperimente zwar auf der einen Seite interessant, auf der anderen aber a) sehr (zeit-)aufwendig und b) nicht wirklich aussagekräftig. Die Tatsache, dass es geht, heißt nach anderen Konzepten, die vielleicht heute in der Herpetologie mehr Akzeptanz finden, nicht mehr viel. So lassen sich auch Liasis- mit Moreliaarten (Pythonidae) erfolgreich und ohne Zwang verpaaren, ebenso verschiedene Arten innerhalb der Gattung Morelia. Auch kennen wir schon Hybriden zwischen Python curtus und Python regius, aber es ist noch zu früh (vom Alter der F1 her) zu prüfen, ob diese Nachkommen fertil sind. Zumindest bei allopatrischen Populationen halte ich es mit Wiens (2004b), der zu bedenken gibt, dass geographisch isolierte Populationen ansich (per se) schon "reproduktiv isoliert" sind, aufgrunddes fehlenden "gene flows" und - für die Vertreter des Evolutionären Artenkonzeptes - diese auch gleich zwei separate Linien bilden.
Es ist eigentlich alles abzulehnen, was mit Lebewesen zu tun hat, wenn es nur ums reine Geld geht. Sein es Hybridzuchten oder auch exessive Inzuchtverpaarungen von Tieren. So zumindest betrachte ich die Vielzahl von Albinokönigspythons und der gleichen, denn ich denke nicht, dass man einen ausreichenden Bestand an in der Wildnis gefangenen albinotischen Tieren gesammelt hat und somit aus einem großen Genpool schöpfen kann. Wie es sich bei Kornnattern verhält entzieht sich meiner Kenntnis, da hat der Michael und die blizz aber schon einiges zu geschrieben.
Es sei mir an dieser Stelle gestattet, ohne eine Wertung abzugeben,. zu fragen, ob denn die Neugier ein vertretbarer Grund für Hybridzuchten ist? Wäre es denn dann nicht auch interessant zu wissen, wie eine Wasserstoffbombe in einer Großstadt wie New York wirken würde? Die medizinische- und kosmetische Forschung hat es auch interessiert, wann der Schädel eines Affen platzt, oder wieviele Zigaretten eine Maus rauchen muß, bevor sie Krebs bekommt... Wissenschaft und Forschung gehen oft auch seltsame Wege, ohne das primär der "schnöde Mammon" im Vordergrund steht.
Viele Grüße,
Wulf Schleip
Referenzen:
- Mayr & Ashlock (1991). Principles of Systematic Zoology. McGraw-Hill
- Wiens J.J. (2004b). What is speciation and how should we study it? American Naturalist 163:914–923.
Lieber Herr Bischoff,
Herr Schleip, Sie haben sicher recht, dass viele potentielle "Hybriden" aus reiner Unwissenheit entstanden. Das ist oft bedauerlich, aber im Nachhinein sicher nicht zu verurteilen.
Ich schrieb es weiter oben schon. Unter wissenschaftlichen Aspekten können gezielte Kreuzungsexperimente wichtige Erkenntnisse liefern - vor allem dann, wenn man Anhänger des biologischen Artkonzeptes ist.
Was wollte ich mit all dem sagen? Unter gewissen, stark eingeschränkten Bedingungen haben alle hier angesprochenen Zuchtexperimente auch in meinen Augen ihre Berechtigung. Sobald jedoch der "schnöde Mammon" als Antriebskraft dient, lehne ich diese strikt ab
Es sei mir an dieser Stelle gestattet, ohne eine Wertung abzugeben,. zu fragen, ob denn die Neugier ein vertretbarer Grund für Hybridzuchten ist? Wäre es denn dann nicht auch interessant zu wissen, wie eine Wasserstoffbombe in einer Großstadt wie New York wirken würde? Die medizinische- und kosmetische Forschung hat es auch interessiert, wann der Schädel eines Affen platzt, oder wieviele Zigaretten eine Maus rauchen muß, bevor sie Krebs bekommt... Wissenschaft und Forschung gehen oft auch seltsame Wege, ohne das primär der "schnöde Mammon" im Vordergrund steht.
Viele Grüße,
Wulf Schleip
Referenzen:
- Mayr & Ashlock (1991). Principles of Systematic Zoology. McGraw-Hill
- Wiens J.J. (2004b). What is speciation and how should we study it? American Naturalist 163:914–923.
Kommentar